Konsum dekolonisieren – Was bedeutet das eigentlich?

Standort als Vorteil

Das Team von Conflictfood lebt und arbeitet in Berlin, also in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt. Dieser Standort (und verschiedene andere Faktoren) verschaffen uns so manche Vorteile gegenüber vielen anderen Menschen auf dieser Welt. 

Unser heutiger Entwicklungsstand und Reichtum basieren unweigerlich auf der Gewalt und Ausbeutung, die Deutschland in der Kolonialzeit betrieben hat und den fortwährend ungerechten globalen Wirtschafts- und Strukturverhältnissen. Wir können nur in einer solchen Fülle leben und günstig produzieren, weil andere Länder dafür den Preis zahlen und sich aus der Abhängigkeit nicht befreien können.

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Ein Blick zurück

Viele Jahrzehnte lang wurde von den mächtigsten Nationen Kolonialismus und Imperialismus auf der Welt betrieben. Auch von Deutschland! Ganze Kontinente wurden besetzt, den dort heimischen Bewohner*innen wurde die Menschlichkeit aberkannt. Ziel der imperialistischen Nationen war die Erschließung vieler wertvoller Rohstoffe unter dem Vorwand der ‘Zivilisierung’ der Bevölkerung.

Die Folgen aus dieser Zeit der Unterdrückung sind noch heute zu spüren und werden unter dem Begriff ‘Rassismus’ zusammengefasst. Rassismus ist ein sehr weit gefächerter Begriff, der zum Teil auch als Erklärung für die heute bestehende hierarchische Strukturierung der Welt benutzt werden kann. Schon allein die Formulierung ‘Entwicklungsländer’ und ‘entwickelte Länder’ zeigen klare Machtstrukturen auf. Sie wurden unter der Annahme getroffen wurden, dass die westlichen ‘entwickelten Länder’ das Ideal darstellen, dem alle anderen Nationen nachstreben sollen.

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Die Schräglage sichtbar machen

Eine Form des Widerstandes gegen diese Strukturen beschreibt der Postkolonialismus. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Strukturen sichtbar zu machen und zu durchbrechen. Dabei sollen Formulierungen wie Globaler Süden und Globaler Norden helfen, die Hierarchie aus der Sprache zu entfernen. Die Begriffe beziehen sich nicht auf geographische Räume, sondern sie sollen aufzeigen, was für Folgen der Kolonialismus verursacht hat.

Der Globale Norden steht also für die privilegierte und der Globale Süden für die benachteiligte Stellung. Auch ‘Entwicklungshilfe’ muss kritisch betrachtet werden. Denn zum Teil unterstützt diese die privilegierte Stellung des Globalen Nordens, schafft Abhängigkeiten und wirkt nur kurzfristig. Dabei darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass Direkthilfen nach Katastrophen wichtig und das marktwirtschaftliche Ansätze kein Allheilmittel gegen in der Gesellschaft verankerte Normen und Rollenbilder sind. 

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© GIZ 

Was wir tun können

Uns von Conflictfood sind diese Machtstrukturen bewusst. Wir wissen, dass wir uns in einer privilegierten Stellung befinden. Doch durch diese Position erhalten wir auch die Möglichkeit und Verantwortung Veränderung anzuregen. Wir haben uns dem Ansatz ‘Trade Not Aid’ verschrieben. Gerechter Handel vermeidet Abhängigkeit oder Passivität. Denn mit den Bäuerinnen und Bauern arbeiten wir partnerschaftlich und auf Augenhöhe zusammen. 

In unserem Partnerland Myanmar, kooperieren wir zum Beispiel mit Unternehmer*innen vom Volk der Akha. Sie bauen einen seltenen und qualitativ sehr hochwertigen Spezialitätenkaffee an. Durch die Zusammenarbeit eröffnen sich ihnen neue Absatzmärkte, wobei jedoch ihre Selbstbestimmtheit nicht verloren geht. Die Menschen vor Ort entscheiden selbst, was und wie viel sie anbauen können, und zu welchem Preis sie ihre Ernte verkaufen möchten. Dadurch entfällt der Preis- und Produktionsdruck und ein nachhaltiges Wachstum kann entstehen. 

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Es wird vermutlich noch einige Zeit brauchen, bis wir den gesamten Handel und alle anderen Bereiche unseres gesellschaftlichen Lebens dekolonialisiert haben. Ein Schritt in die richtige Richtung ist es jedoch das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen. 

Kann es fair sein, dass wir eine Packung Kaffee für nur 3,90 € kaufen können? Nein, mag sein, dass dies nicht direkt ‘nach Rassismus schreit’, aber es zeigt, dass das ausbeuterische Verhalten des Globalen Nordens weiterhin existiert. Denn von diesem Einkaufspreis kann keine Kaffee-Bäuerin, kein Kaffee-Bauer die eigene Familie versorgen. 

Einiges läuft noch schief auf dieser Welt. Wir müssen uns der Schräglage der Macht bewusst werden. 

Lasst uns Schritt für Schritt dafür eintreten, eine gerechtere Zukunft für jeden Menschen zu schaffen!

Euer Conflictfood-Team

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