Myanmar zwei Jahre nach dem Militärputsch – Ein Lagebericht

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Abbildung:  Proteste in Mayanmar, Quelle UN Human rights 

Mehr als eine Million Flüchtlinge, zerstörte Infrastruktur und Todesurteile gegen Oppositionelle. Laut der UN zeigt sich die Militärführung des Landes zu keinem Dialog bereit. Zwei Jahre nach dem Militärputsch spitzt sich die humanitäre Lage in Myanmar weiter zu. Seit dem Umsturz am 1. Februar 2021 versinkt das Land in Chaos und Gewalt.

So geht die Militärjunta zunehmend brutal gegen die Proteste vor. Die Bevölkerung ist laut dem UN-Menschenrechtsbüro militärischen Angriffen, außergerichtlichen Hinrichtungen und der Zerstörung ihrer Dörfer ausgesetzt. In den vergangenen zwei Jahren sind fast 3000 Menschen von den Militärs getötet und mehr als 16 000 festgenommen worden.
Die UN beklagt insbesondere die Folgen bewaffneter Kämpfe für die Zivilbevölkerung sowie Zugangsbeschränkungen und Drohungen gegen Beschäftigte von Hilfsorganisationen. Zudem sei die zivile Infrastruktur zerstört worden, darunter Zehntausende Häuser, Klöster, Kirchen und Schulen.

Mittlerweile gibt es mehr als 1,4 Millionen Binnengeflüchtete und circa 50.000 Menschen mussten in die Nachbarländer fliehen. Tausende Einzelschicksale – und eines davon geht uns besonders nahe:

Unsere Kaffee-Produzentin auf der Flucht

Frau Bu Saw, Sozialunternehmerin und Geschäftsführerin der Jadae Akha Group – Conflictfoods langjährige Partnerin und Lieferantin des Jadae Kaffee – musste vor der Gewalt des Militärregimes aus Myanmar fliehen und konnte in einem Nachbarland Schutz finden.

In einem Interview erzählt sie uns, warum sie geflohen ist und gibt uns ihre Sicht auf die aktuelle Situation in Myanmar.

31.01.2023

Happy Chinenese New Year, Busaw, wir geht es dir? 

Happy Chinese New Year! Danke, mir geht es den Umständen entsprechend gut. Mein Partner und ich haben einen sicheren Ort in einem benachbarten Land gefunden. Ich lenke nun von der Ferne aus die Schritte der Firma.

Wie geht es deinem Team auf der Kaffeefarm?

Das Team kommt irgendwie über die Runden. Derzeit können wir einen Teil der Ernte an lokale Röstereien verkaufen – weit unter dem Marktwert. Aber andere Optionen sehe ich derzeit keine. Für den Export nach Europa ist der bürokratische Aufwand seit letztem Jahr unüberschaubar geworden. Mit unserem Team diskutieren wir, ob wir eventuell eine Produktionspause einlegen. 

Warum ist die Kaffeeproduktion derzeit so schwierig?

Die Zukunft des Kaffee Sektors ist total ungewiss und hängt von der politischen Lage des Landes ab.
Wir können derzeit überhaupt nicht voraus planen. Die Ernte kann nur bei guter Sicherheitslage erfolgen. Die frische Ernte muss in der nächstgrößeren Stadt rasch weiterverarbeitet werden, dort ist die Lage aber ganz besonders unsicher. Auch in den entlegenen Dörfern ist das Militär präsent. Ganz ehrlich – für unser Team ist es eine enorme Herausforderung, seit der Pandemie und seit dem Umsturz ein Geschäft zu führen. 

Ist die Lage im ganzen Land so angespannt?

Ja, allen geht es so! Im ganzen Land ist die Arbeitslosigkeit extrem hoch, viele Firmen und Fabriken sind bereits geschlossen. Die Inflation sorgt dafür, dass viele sich Lebensmittel nicht mehr leisten können. Es fällt uns schwer, in dieser Situation eine Perspektive für die Zukunft zu erkennen. Immer mehr Menschen suchen die Möglichkeit, aus dem Land zu kommen und eine bessere Zukunft zu finden.

Danke, BuSaw, für das Gespräch!

Danke für eure unermüdliche Unterstützung!

Den Dank von BuSaw geben wir gerne an unser Kund*innen weiter!

Wie geht es weiter?

Wir wissen nicht, wie lange wir der Jadae Kaffee in unserem Sortiment weiter führen können. Bu Saws Geschichte zeigt uns, das Konsum sein Grenzen hat und das kann viele Gründe haben. Nicht alles ist immer und zu jederzeit verfügbar. Wir müssen inne halten und uns stets die Frage stellen, welche Auswirkungen hat meine Kaufentscheidung auf mich, meine Mitmenschen und die Umwelt!? Der ungezügelte Wachstum stösst an seine Grenzen. Um so mehr sollten wir uns an ethischen Kriterien beim Einkauf orientieren und schauen, woher kommen meine Produkte und wie geht es den Menschen vor Ort.

Wir bleiben im Austausch mit Bu Saw und hoffen auf eine positive Wende in ihrem Heimatland.

Jadae Kaffee 250g

 12,00

Leider Ausverkauft

  250g  ganze Arabica-Bohnen
•  Single Origin
•  
Aromaprofil: Karamell und Haselnuss
•  Für Filter- und Espressomaschine

 

Nicht vorrätig

Weitere Produkte aus Myanmar

Der Militärputsch befeuert das Goldene Dreieck

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Dieses undatierte Bild, vom UN Office on Drugsand Crime (UNODC), zeigt blühende Mohnblumen in den Bergen des östlichen Shan-Staates in Myanmar.

Im ersten Teil hast Du von der Geschichte und den Umständen des Opiumanbaus im Goldenen Dreieck erfahren. Hier erhältst du einen Einblick in die Geschehnisse seit dem Militärputsch in Myanmar.

Vor dem Coup

Der Anbau von Schlafmohn hat im Goldenen Dreieck eine lange Geschichte, die einfach nicht enden will. Im Laufe der Geschichte wurde die Produktion des Opiums in Myanmar durch verschiedene Bedingungen gefördert, aber vor allem die Korruption und Konflikte im Vielvölkerstaat schufen einen Nährboden für die Drogenproduktion und den Drogenhandel. Vor allem im Shan-Staat können sich bewaffneten Gruppierungen durch ihn finanzieren. 

 

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Nach dem Coup

Durch den Militärputsch im Februar 2021 und dem seither anhaltenden Bürgerkrieg wurde Öl ins Feuer gegossen. Die ohnehin geschwächte Wirtschaft, leidet unter dem Verlust internationaler Investoren und ist stark eingeschränkt durch Sanktionen. Für die Bevölkerung überlebenswichtige Mittel werden zurückgehalten und im Kampf gegen die Demokratiebewegung eingesetzt. Diese Notlage konnten einzelne bewaffnete ethnische Minderheiten, die im Drogenhandel verwickelt sind, nutzen und ihren Einfluss und ihr Territorium vergrößern.

All das führte dazu, dass die Schattenwirtschaft hinter der Mohnpflanze wieder beschleunigt wurden, wodurch die Zahlen der Drogenproduktion und des Drogenschmuggels in die Höhe schnellten. Seit 2014 war eine stetige Abnahme des Opiumanbaus zu beobachten. Während aber 2020 noch auf 29.500 Hektar Roh-Opium produziert wurde, waren es 2021 bereits wieder 30.200 Hektar. 80% davon im Shan-Staat. Hinzu kommt die Produktion synthetischer Drogen. Diese sind gegenüber dem Schlafmohn oft attraktiver, da sie in ihrer Herstellung wesentlich einfacher sind und ein geringeres Risiko bedeuten. Auch der Gewinn ist meist höher da synthetische Drogen höher potenziert verkauft werden.Gemeinsam mit Opium werden die Drogen überwiegend im Shan-Staat produziert und durch das Goldene Dreieck in Südostasien und dem Rest der Welt verbreitet. Für die Bevölkerung bedeutet dies einen Rückfall in die Schattenwirtschaft, zurück in einen Teufelskreis aus illegalem Drogenhandel und Konflikten.

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Hoffnungsvolle Alternativen

Daher ist die Produktion des Spezialitätenkaffees durch das Volk der Akha, und die Tee- und Ingwerernte im Volk der Ta´ang besonders wichtig. Beides sind erfolgreiche Alternativen, denn durch fairen und direkten Handel haben es diese ethnischen Gruppen geschafft aus der Schattenwirtschaft zu entkommen. Ihre Alternativen müssen besonders jetzt weiter gefördert werden damit sie auch weiter als Hoffnung und Inspiration stehen für andere im „Goldenen Dreieck“, und ganz Myanmar.

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Ein Jahr nach dem Putsch. Wie geht es unseren Partner*innen in Myanmar?

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Im Schatten grüner Wälder sprießt die Hoffnung der Akha, einer ethnischen Minderheit im Hochland Myanmars – Jadae Kaffee. Er bringt dem von Vertreibung und Armut gefährdeten Bergvolk Wege in die Unabhängigkeit und sichert ihre Existenz. Bäuer*innen aus 14 Dörfern haben sich nun zusammengetan. Gemeinsam haben sie ein Sozialunternehmen gründet und damit das Fundament für langfristige wirtschaftliche Perspektiven geschaffen. 

Wie geht es unseren Partner*innen in Myanmar? Welche Auswirkungen haben der Militärputsch auf sie? Wir sprechen mit BuSaw, der Geschäftsführerin und Kaffeeexpertin, über ihre aktuelle Lage.

Interview mit BuSaw, Geschäftsführerin von Jadae Kaffee in Myanmar

Portrait von Bu Saw

 

Danke, das du dir für ein Interview Zeit nimmst, Busaw!
Welche Arbeitsschritte gibt es gerade für dich und dein Team zu tun?

BuSaw:
Gerade haben wir alle Hände voll zu tun, die Kaffeeernte hat begonnen. In den Wäldern pflücken wir Kirsche für Kirsche und bringen sie zur Weiterverarbeitung an unseren Hof in Kent Tung. Hier selektieren wir die Ernte noch einmal per Hand – nur die reifen, roten Kaffeekirschen kommen in die Nassmühlen, wo das Fruchtfleisch entfernt wird. Die Bohnen werden immer wieder aussortierten und schließlich in der Sonne getrocknet.

Welche Mengen erntet ihr?

BuSaw:
Drei Tonnen Rohkaffee wurden letztes mal geerntet. 2,3 Tonnen davon habt ihr von Conflictfood uns abgenommen. Wir selber trinken natürlich auch welchen, der Rest wurde an Kunden hier in der Region verkauft.

Warum habt ihr nicht in andere Länder, ausser an uns in Deutschland, exportiert?

BuSaw:
Seit der Pandemie ist der weltweite Warentransport unzuverlässig und teuer geworden. Und hier in Myanmar haben fast alle Transportunternehmen seit dem Putsch geschlossen. Es ist aufwändig und teuer, unsere Ware nach Yangon zu liefern. Selbst Muster für Röstproben und Geschmackstests für „Cuppings“ (Verkostungen von Spezialitätenkaffee) können nur mit viel Aufwand das Land verlassen. Die Proben für Conflictfood wurden von Mitarbeitern der GIZ im Handgepäck nach Deutschland gebracht. 

Wie vielen Menschen bringt der Jadae Kaffee Arbeit?

BuSaw:
Unser Team ist seit letztem Jahr gewachsen, zehn Leute ernten in den Wäldern, 15-20 Leute sind in der Weiterverarbeitung beschäftigt, 3-4 Kolleg*innen arbeiten mit mir im Büro, ich leite die Geschäfte. 

Mit welchen Schwierigkeiten seid ihr derzeit konfrontiert?

BuSaw:
Es ist nicht einfach, die Ernte einzubringen und die Kaffeekirschen weiter zu verarbeiten.
Die Einschränkungen wegen Covid19, Sicherheitsgesetze und häufige Bombenexplosionen hier in der Region machen die Fahrten von Dorf zu Dorf und somit auch den Transport der Kaffeekirschen zu einer schwierigen Herausforderung.
Ständig fällt der Strom aus. Die Kosten für mobiles Internet sind explodiert, das erschwert die Kommunikation im Team. Um die Sicherheitslage für jede Lieferung zu kommunizieren, warten wir nun, bis der Strom wieder läuft. Hinzu kommt die Inflation, die Kaufkraft des Kyat (Währung in Myanmar, 1 Euro = 0,00049 Kyat, Stand 6.02.2022) sinkt von Tag zu Tag. 
Es ist zermürbend. 

Wie soll es nun weiter gehen?

BuSaw:
Dass ihr uns im letzten Jahr trotz der widrigen Umstände mehr als zwei Tonnen Kaffeebohnen abnehmen konntet,
war ein sehr wichtiger und hilfreicher Schritt für uns, die Geschäfte weiter zu führen, ein Team aufzubauen und fair zu entlohnen. Es wäre wirklich eine enorme Hilfe, wenn wir unsere grünen Kaffeebohnen auch dieses Jahr wieder nach Deutschland liefern können. In naher Zukunft möchte ich dann zusammen mit weiteren 50 Bäuer*innen aus drei Dörfern, 20 Acres (8 Hektar) neu bewirtschaften – genug Platz für 20.000 Kaffeepflanzen. Es ist wichtig für mich, trotz der aktuellen Schwierigkeiten mit Optimismus in die Zukunft zu blicken.

Wir danken dir für deine Zeit und für die ehrlichen Antworten, BuSaw!

BuSaw’s Jadae-Kaffee findest du in unserem Online-Shop.

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Hilferuf aus Myanmar

Zuletzt ist es still geworden um das Goldene Land. Was im Frühjahr noch die Schlagzeilen dominierte wird heute von anderen Ereignissen überschattet. Für die Menschen in Myanmar hat sich die Lebenssituation seit dem Militärputsch jedoch keineswegs verbessert.
Von unserem Conflictfood-Partner vor Ort – Htun Thaw – erreicht uns dieser Hilferuf.

Htun Thaw* ist Gründer und Geschäftsführer einer traditionsreichen Teemanufaktur im Shan State, Myanmar und seit vier Jahren unser Handelspartner für Conflictfood-Tees.

* Aus Sicherheitsgründen und auf seinen Wunsch hin haben wir Namen und Bilder anonymisiert.

Ein Machtkampf um die Zukunft

Die junge Demokratie währte nicht lange im ehemaligen Burma. Seit dem Militärputsch befindet sich das Land im Ausnahmezustand. Auf die Machtübernahme der Militärs antwortete die Bevölkerung mit einer beispiellosen Aktion zivilen Ungehorsams, die bis heute andauert. Selbst die noch so brutale Unterdrückung jeglichen Widerstands durch das Regime, die bis dato tausende von Toten zu verantworten hat, scheint die Willensstärke der Protestierenden und den Wunsch nach Demokratie nicht stoppen zu können. Nun ruft der Präsident der Opposition zum Angriff auf das Militärregime auf – mit dem Ziel die Zivilregierung wieder herzustellen. Die Auswirkungen sind dramatisch: „Momentan stehen wir vor allem vor drei großen Problemen: Politische Unruhen, dem wirtschaftlichen Stillstand oder Zusammenbruch und einem beispiellosen Anstieg an Covid-Infektionen” erklärt uns Htun Thaw.

„Momentan stehen wir vor allem vor drei großen Problemen: Politische Unruhen, dem wirtschaftlichen Stillstand oder Zusammenbruch und einem beispiellosen Anstieg an Covid-Infektionen”

Neue Welle der Gewalt

Seit dem Putsch wurden nach Angaben der Nichtregierungsorganisation AAPP (Assistance Association for Political Prisoners) mehr als 1000 Zivilisten getötet, rund 8000 verhaftet, 6000 von ihnen befinden sich heute noch immer hinter Gittern. Gewalttaten und Explosionen gehören zum traurigen Alltag. Htun Thaw erzählt uns von Razzien, die in Häusern von Widerstandsleistenden und Aktivist*innen in jedem Dorf, in jeder Stadt, stattfinden. Der Schaden, den die Militärs so auf ihre eigenen Menschen und die Gesellschaft anrichten, habe gewaltige Ausmaße angenommen. Die Zustände seien dem eines Bürgerkrieges ähnlich und nun befürchtet Htun Thaw eine neue Welle der Gewalt.

“Wir befinden uns inmitten eines Bürgerkrieges und ich befürchte, die nächste Welle der Gewalt rollt auf uns zu.”

Die Pandemie hat leichtes Spiel

Die Bekämpfung der Pandemie ist im Zuge der Ausschreitung fast vollständig in den Hintergrund geraten. Eine Form des zivilen Ungehorsams ist die des Streiks. Im Zuge dessen haben auch viele Ärzt*innen und Pflegepersonal ihre Arbeit niedergelegt, kaum ein Krankenhaus läuft im Normalbetrieb. Verlässliche Zahlen zum Infektionsgeschehen existieren nicht, man liest aktuell von täglich 2000 Neuinfektionen, von einer Rate von 20% positiv Getesteter und zahlreichen Toten, geht jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. 

Besonders an der Grenze zu Indien führt die Ausbreitung der Delta-Variante zu teils katastrophalen Zuständen in den Krankenhäusern. Auch wird immer wieder von Ausbrüchen in Gefängnissen berichtet. Welche Opfer die Zivilgesellschaft im Kampf gegen die Militärregierung bereit zu leisten ist, zeigt auch die fehlende Impfbereitschaft. Im Vergleich zu Deutschland, hat das aber nichts mit medizinischen Vorbehalten zu tun, sondern stellt eine weitere politische Ausdrucksform des zivilen Ungehorsams dar. Die Maßnahmen der Junta, wie das Errichten neuer Quarantänezentren und das Verteilen von Masken, werden oft nicht akzeptiert, um auf keinen Fall Normalität einkehren zu lassen. Denn solange das Land im Chaos versinkt, war der Coup in den Augen der Opposition nicht erfolgreich.

Wirtschaftlicher Stillstand

Auch die Wirtschaft hält den instabilen Verhältnissen nicht länger stand. Viele ausländische Investoren ziehen sich aufgrund des instabilen Investitions- und Geschäftsumfeldes aus Myanmar zurück. Zuletzt tat dies der deutsche Großhandelskonzern Metro. „Wenig überraschend hat sich auch das große norwegische Telekommunikationsunternehmen Telenor zurückgezogen und seine Firma verkauft. Inländische Firmen sind komplett geschlossen. Auch ich habe meine Teeproduktion seit Juni eingestellt. Normalerweise läuft die Manufaktur das ganze Jahr von April bis November”, so Htun Thaw.

„Inländische Firmen sind komplett geschlossen.
Auch ich habe meine Teeproduktion seit Juni eingestellt. Normalerweise läuft die Manufaktur das ganze Jahr von April bis November.”

Die Folgen sind ein Exporteinbruch und steigende Inflation. Die Preise für Lebensmittel und Treibstoff sind regelrecht am explodieren. Der Kyat, die Währung Myanmars, hat ein Drittel an Wert verloren. Dabei war die burmesische Wirtschaft in den letzten Jahren auf einem guten Weg – auch aufgrund verbesserter Bedingungen für ausländische Investor*innen und der Expansion des Telekommunikationssektors.

Htun Thaw erklärt uns auch, dass sich die Situation aktuell durch Einschränkungen im Finanzmarkt noch verschlimmert. Neuerdings werden für Geldtransfers hohe Gebühren erhoben und es gibt Limits bei der Auszahlung von Bargeld. Das sei dramatisch, besonders, wenn man bedenkt, dass viele Menschen aufgrund des zivilen Ungehorsams ihre Arbeit verloren haben und somit auf ihre Ersparnisse angewiesen sind. Ganz nach dem Motto „Cash is King” werde die Zentralbank und der Finanzsektor von der Junta als Druckmittel missbraucht.

Was wird die Zukunft bringen?

Währenddessen hat sich die Widerstandsbewegung zunehmend militarisiert und sucht die Kollaboration mit bewaffneten ethnischen Gruppierungen, die seit vielen Jahren gegen die Regierung und für ihre Rechte und mehr Unabhängigkeit kämpfen. In Teilen der Wirtschaftsmetropole Yangon gilt inzwischen Kriegsrecht, aus vielen Regionen werden Bombenattacken gemeldet und die Militärs machen auch vor Journalist*innen und Fotograf*innen keinen Halt mehr. Nun rief der Präsident der Opposition Duwa Lashi La im sozialen Netzwerk Facebook zum Verteidigungskampf „in jedem Winkel des Landes“ auf. Er will das Regime und den führenden General Min Aung Hlaing stürzen. Nach dem Putsch des Militärs in Myanmar sollte es in dem südostasiatischen Land nach Angaben des Junta Chefs nach einem Jahr Übergangsregierung zu Neuwahlen kommen, doch wie viele erwartet haben, wurde der Ausnahmezustand verlängert und es soll nun erst in zwei Jahren, im August 2023, Neuwahlen geben. Zusätzlich ist die Lage durch die bevorstehende UN-Vollversammlung in New York angespannt, für die entschieden werden muss, wer das Land Myanmar zukünftig im Gremium vertreten darf. Der bisherige Botschafter Kyaw Moe Tun hat sich mit der Oppositionsbewegung solidarisch gezeigt und den Putsch verurteilt.

„Wir möchten die politischen Führer in der Welt dazu auffordern, die Militärregierung zur Machtaufgabe zu bewegen und den Menschen in Myanmar so eine Rückkehr zu einer Zivilregierung unter der NLD (Nationale Liga für Demokratie) oder NUG (Partei der nationalen Einheit) zu ermöglichen.
Wir haben große Sorge vor einer Nahrungsmittelkrise, falls die Gewalt im Land anhält, da wir unter solchen Bedingungen unsere Felder nicht bewirtschaften können. Vor kurzem kam es zu Überschwemmungen, die viele Felder zerstört haben. Bitte unterstützt uns und rettet Myanmars so junge Demokratie, die über Nacht verschwunden ist!”

Handel bringt Hoffnung

Nach mittlerweile vier Jahren Zusammenarbeit verbindet uns mit Htun Thaw weit mehr als eine geschäftliche Partnerschaft. Lange gemeinsame Reisen durch Myanmar, viele Erlebnisse und Gespräche haben uns zu Freunden werden lassen. Umso tiefer trifft uns sein Hilferuf, den wir an dich weitergeben möchten.

Unser europäischer Handelspartner Conflictfood nimmt uns seit vier Jahren verlässlich die Ernte ab. Beinahe hätten wir dieses Jahr nicht liefern können.
Mit unseren letzten Ressourcen konnten wir die Ernte im Frühjahr einfahren und verarbeiten. Der Transport von unserem Lager im Hochland bis an den Hafen Yangon war diesmal eine enorme Herausforderung. Nun ist alles auf den Weg gebracht.”

Der Zusammenbruch des Exports hat auch unser Team vor enorme Herausforderungen gestellt. Salem, der unter anderem die Warenlogistik bei Conflictfood regelt, hat über mehrere Monate hinweg Platz in einem Containerschiff gesucht. Endlich ist es geschafft: Knapp zwei Tonnen der neuen Tee-Ernte waren auf dem Seeweg unterwegs – von Yangon nach Hamburg – und sind nun in unserem Lager eingetroffen.

Htun Thaw’s Bio-Grün- und Schwarztee gibt es in unserem Onlineshop. 

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Der Afghanistan-Einsatz ist beendet, doch der Krieg geht weiter

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7. Oktober 2001. Unter der Führung der USA beginnt eine Offensive gegen die Taliban-Regierung Afghanistans. Heute, knapp 20 Jahre später, endet ein Einsatz, der die Frage aufwirft: War es das wert?
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Die Vorgeschichte

Als die US-Koalition angriff, hatte Afghanistan bereits zwei Jahrzehnte Krieg hinter sich: die brutale sowjetische Besatzung von 1979 bis 1989 und den direkt folgenden Bürgerkrieg, der bis heute ungelöst ist. Gegen die Rote Armee hatten die Mudschaheddin  – auch mit US-Waffen – Widerstand geleistet, konnten sich danach jedoch nicht auf eine gemeinsame Zukunft einigen. Ihr rücksichtsloser Machtkampf zerstörte 1994 die Hauptstadt Kabul und führte zur Machtergreifung der Taliban.

Der Westen nahm auf diese Vorgeschichte keine Rücksicht. Die Zerstörer Kabuls und Gegner der Taliban wurden zu Partnern der USA. Die USA und NATO investierten viel Geld, um ein neues, demokratisches Afghanistan aufzubauen und ihre Transitwege für den Transport von wichtigen Rohstoffen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken an den Persischen Golf zu sichern. Doch schon zu Zeiten der Taliban gab es Verhandlungen mit den USA sowie einem brasilianischem Konsortium. Mit letzterem gab es sogar einen Vertrag, jedoch wurde dieser von den USA sabotiert. Bis zum Ende der Herrschaft der Taliban sollte kein neuer Vertrag mehr zustande kommen. Die Saat für neue Gewalt, neuen Terror und ausufernde Korruption war gelegt.

Am 9. September 2001 wurde einer der Anführer des afghanischen Widerstands gegen die Taliban, Ahmad Schah Massoud, ermordet. Wenige Tage später folgte der Anschlag auf die USA, der Auslöser für den Einmarsch der westlichen Truppen.

Die Nato kommt

Nach der Eroberung der Hauptstadt Kabul am 13. November 2001 gelang es US-amerikanischen Bodentruppen unter Mithilfe britischer Soldaten und den Milizen der Nordallianz, die Taliban in weiten Landesteilen zurückzudrängen.
Mit der
UN-Resolution 1386 wurde im Dezember die internationale Schutztruppe (ISAF) geschaffen, an der auch die Deutsche Bundeswehr beteiligt war. Dabei handelte es sich um eine Sicherheits- und Wiederaufbaumission unter Führung der NATO. 2002 wurde unter Hamid Karzai eine im Petersberger Abkommen (intl. bekannt als Bonn Agreement) beschlossene Übergangsregierung etabliert, im Oktober 2004 führte Afghanistan Präsidentschaftswahlen durch, bei denen er zum Präsidenten gewählt wurde. 
Obwohl es ab September 2008 mehrere Truppenverstärkungen gab, gelang es den USA und ihren Verbündeten nicht, die Taliban zu besiegen und das Land zu befrieden. US-Präsident Barack Obama plante 2009, alle US-Truppen bis 2011 aus Afghanistan abzuziehen. Tatsächlich endete die dreizehnjährige Kampfmission der NATO erst im Dezember 2014.

Im Zuge der Nachfolgemission “Resolute Support” waren bis zuletzt um die 12.000 Soldaten und Soldatinnen von NATO-Staaten in Afghanistan gleichzeitig stationiert. Gute 1000 davon Deutsche. Die Bundeswehr stationierte insgesamt rund 150.000 Soldatinnen und Soldaten, in Masar-i-Scharif und der Nähe von Kundus. Ihre vorrangige Aufgabe war die Beratung und Ausbildung von afghanischen Sicherheitskräften. Die Sicherheitslage hat sich trotz militärischer Unterstützung und finanzieller Hilfe massiv verschlechtert. Die politische Führung unter Präsident Aschraf Ghani war bis Anfang 2020, auch auf Grund des amerikanischen Einflusses, zerstritten. Die USA hatten massiven Einfluss auf das Wahlergebnis genommen, in dem sie entgegen der Verfassung Abdullah Abdullah (einen politischen Rivalen) 2014 zum Geschäftsführer der Regierung ernannten. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme belasten das Land zusätzlich schwer.

Viele Opfer auf beiden Seiten

Der Konflikt in Afghanistan zählt zu den tödlichsten der Welt. Die UN-Mission in Afghanistan dokumentiert die Zahl der zivilen Opfer erst seit 2009. Danach wurden bis Ende 2020 fast 111.000 Zivilisten getötet oder verletzt. Nach Schätzungen vieler Nichtregierungsorganisationen ist die tatsächliche Zahl deutlich höher. Im Mai und Juni 2021 sind laut UN fast 2400 Zivilisten verletzt oder getötet worden. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen ist das die höchste je erfasste Zahl ziviler Opfer für diese zwei Monate seit dem Beginn der Zählungen im Jahr 2009. Für die meisten zivilen Opfer sind die Taliban und andere extremistische Gruppen verantwortlich. Doch auch die internationalen Truppen haben den Tod von vielen Zivilisten zu verantworten – vor allem durch den Beschuss afghanischer Dörfer mit Kampfflugzeugen und Drohnen. Unter dem Friedensnobelpreisträger Obama gab es die meisten Drohnenangriffe überhaupt, er persönlich unterzeichnete die sogenannte “Kill List”. Die US-Armee selber verlor 2442 Soldaten, die Bundeswehr 59. Wie viele afghanische Soldaten und Polizisten getötet wurden, ist nicht bekannt. Die Zahl wird schon seit einigen Jahren aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. Im Januar 2019 erklärte dann Präsident Ashraf Ghani beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos, dass seit seinem Amtsantritt 2014 mehr als 45.000 afghanische Sicherheitskräfte ihr Leben verloren hätten.

Über die Zahl der getöteten Taliban-Kämpfer und anderer Extremisten liegen ebenfalls keine gesicherten Erkenntnisse vor. Man geht von deutlich mehr als 50.000 Toten aus.

Money, money, money

Das Costs of War Project der Brown University hat evaluiert, dass die Vereinigten Staaten zwischen 2001 und 2021 mehr als zwei Billionen, also 2000 Milliarden Dollar, für den Afghanistan-Krieg ausgegeben haben. Etwa die Hälfte der Summe entfiel danach auf den Einsatz der US-Armee. Nach Angaben des Weißen Hauses investierten die USA im gleichen Zeitraum 144 Milliarden Dollar in den Wiederaufbau Afghanistans. Der Großteil dieser Summe, mehr als 88 Milliarden US-Dollar, sei in den Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte geflossen und auch das weitere Geld ist ging fast ausschließlich an Projekte, die eine militärische Relevanz hatten. 
Laut Auswärtigem Amt in Berlin hat Deutschland zwischen 2002 und 2020 mehr als 18 Milliarden Euro für den Afghanistan-Einsatz aufgewendet. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums entfielen 12,5 Milliarden Euro auf den Einsatz der Bundeswehr.
Nach Recherchen der Deutschen Welle hat das Auswärtige Amt seit 2001 zivile Unterstützung in Höhe von 2,4 Milliarden Euro geleistet. Der Aufbau staatlicher Institutionen sei zwischen 2002 und 2019 mit rund 950 Millionen Euro unterstützt worden.
Es gibt aber auch ganz andere Zahlen. Das „Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung“ beispielsweise schätzte die gesamten Kosten allein für die ersten zehn Jahre des Krieges schon auf etwa 36 Milliarden Euro.

Was hat die internationale Intervention erreicht, wo hat sie versagt?

Als die Intervention im Oktober 2001 begann, war Afghanistan ein isoliertes und zerstörtes Land. Nur drei Länder erkannten das fundamentalistische Emirat der Taliban an: Pakistan, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Heute ist Afghanistan eine Islamische Republik mit einer demokratischen Verfassung und einer international anerkannten, gewählten Regierung. Frauen sitzen im Parlament, Mädchen besuchen die Schule. Es gibt eine junge, bildungshungrige Generation, die mit Leidenschaft die Angebote der neuen Schulen und Universitäten nutzt. Es gibt eine lebendige Medienlandschaft und neue Krankenhäuser. Doch das Land hat keinen Frieden gefunden und ist sozial tief gespalten. Ein Großteil der Hilfe kam nur den städtischen Eliten zugute. Über die Hälfte der afghanischen Bevölkerung lebt weiter in bitterer Armut. Besonders betroffen: die umkämpften Gebiete im Süden und Osten des Landes – das Kernland der Taliban.

Gibt es eine Chance auf Frieden?

Zeitnah nicht. Nach ihrem Sturz im Winter 2001 waren die Taliban in einer Position der Schwäche, doch die USA lehnten Gespräche damals kategorisch ab. Das rächt sich jetzt, denn heute fühlen sich die radikalen Islamisten als Sieger – spätestens seit der Unterzeichnung des Doha-Abkommens im Februar 2020 mit den USA, dessen Verhandlung ohne Beteiligung der afghanischen Regierung stattgefunden hat. 
Seit September 2020 finden inner-afghanische Friedensverhandlungen in Doha zwischen Taliban und der afghanischer Regierung statt, jedoch gibt es bis heute keine konkreten Erfolge.

Die Taliban haben eines ihrer Hauptziele aber schon erreicht: den bedingungslosen Abzug der internationalen Truppen. Sie sind militärisch in der Offensive und rücken landesweit auf urbane Zentren vor. Forderungen nach einem Waffenstillstand ignorieren sie. Sie lehnen die afghanische Verfassung ab und wollen sie durch ein “wahrhaft islamisches System” ersetzen.
In der ersten Hälfte dieses Jahres hat die Zahl der zivilen Opfer zugenommen. Vor allem Journalistinnen, Richterinnen und Aktivistinnen wurden durch gezielte Attentate getötet. Eine neue Welle von Gewalt rollt über Afghanistan. Es scheint als ob die Taliban den Sieg vor Augen haben.
Genauso wie der US-geführte Krieg im Irak hat auch der Konflikt in Afghanistan weltweit für mehr, nicht weniger Terror gesorgt. Er hat eine Region, in der die beiden Atommächte Indien und Pakistan miteinander rivalisieren und Iran, China und Russland nach mehr Einfluss streben, aufgewühlt. 
Der Truppenabzug ist ein Eingeständnis für das eigene Versagen.

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EXPORTKRISE IN MYANMAR – WARUM UNSER JADAE KAFFEE NICHT LIEFERBAR IST

Ein Mann mit einer jungen Kaffepflanze

Foto: GIZ

Fairer und direkter Handel mit Konfliktregionen? Das sei unmöglich, hörten wir nur zu oft, gerade als die Idee von Conflictfood noch in den Kinderschuhen steckte. Doch unsere Vision, Bäuerinnen und Bauern in politisch instabilen Regionen neue Absatzmärkte zu eröffnen und ein gerechtes Einkommen zu ermöglichen, war stärker. Unsere Bilanz nach mittlerweile fünfjährigem Bestehen, zeigt uns aber auch, wie sehr aktuelle Entwicklungen unsere Arbeit beeinflussen. Ein Beispiel ist die Situation in Myanmar.

Zwei Soldaten am Straßenrand

Die Pandemie gerät in den Hintergrund

50 Jahre lang hatte das Land eine Militärdiktatur ertragen und keine sechs Jahre sind  die ersten freien Wahlen her. Im Februar riss die Militärjunta erneut die Macht an sich. Die Hoffnungsträgerin für Demokratie, Aung San Suu Kyi, wurde aufgrund fadenscheiniger Anschuldigungen verhaftet, das Militär zeigt wenig Barmherzigkeit mit Demonstrierenden und hunderte Menschen mussten für den Kampf um die Freiheit mit ihrem Leben bezahlen. Als Folge ist das öffentliche Leben lahmgelegt, Lieferketten funktionieren nicht mehr richtig, die Landeswährung steht unter Druck, Hilfsorganisationen legen ihre Projekte auf Eis oder ziehen sich ganz zurück und die Corona-Bekämpfung rückt in den Hintergrund. Aus dem Shan-Staat, im Norden Myanmars, beziehen wir Bio-Tees, Ingwer und Spezialitätenkaffee. Doch unsere diesjährige Bestellung von einer Tonne Rohkaffee lässt seit Monaten auf sich warten.

Trotz anfänglicher Hürden stehen wir nach wie vor in engem Kontakt mit unseren Partnerbäuerinnen und -bauern vor Ort und wollen dir nicht vorenthalten, was sie zu sagen haben. Im folgenden Interview gibt uns die liebenswerte Bu Saw, Geschäftsführerin von Jadae Akha Coffee, Auskunft über ihre aktuelle Situation. 

Wir sprechen mit Bu Saw, Geschäftsführerin Jadae Akha Coffee

Ein Portrait von Bu Saw

Foto: Bu Saw

Bu Saw, schön, dass du dir die Zeit nimmst uns einige Fragen zu beantworten. Wir können uns nur schwer vorstellen, wie sich die Situation in Myanmar gerade anfühlt. Kannst du uns helfen zu verstehen, wie sich die aktuelle politische Situation auf eure Erntearbeit und den Verkauf des Spezialitätenkaffees auswirkt?

Die aktuelle Lage stellt uns vor viele Schwierigkeiten. Ein Beispiel ist die verhängte Ausgangssperre von 8 Uhr abends bis 4 Uhr morgens. Es liegt nahe zu vermuten, dass diese Ausgangssperre mit der Pandemie zu tun hat. Doch in Wirklichkeit will die Militärjunta damit Proteste und Versammlungen verhindern. 

An einem normalen Tag sind wir zwischen 7 Uhr am Morgen und 5 Uhr am Abend mit der Ernte der Kaffeekirschen beschäftigt. Direkt im Anschluss wird die Ernte zumeist auf Motorrädern zur Weiterverarbeitung transportiert. Um beste Qualität zu gewährleisten, ist es wichtig, die Kaffeekirschen so schnell wie möglich weiter zu verarbeiten. Unser Einsatzgebiet ist sehr groß, die Wege sind weit und aufgrund der Ausgangssperre bleibt kaum Zeit die Arbeit zu Ende zu bringen. Alle helfenden Hände werden gebraucht. Die einzig gute Nachricht ist, dass der Zusammenhalt in dieser herausfordernden Zeit extrem stark ist und wir uns gegenseitig unterstützen, wo wir nur können. 

Die schwierige politische Situation hat aber auch noch weitere Auswirkungen auf unseren Betrieb. So wurde der mobile Internetzugriff von der Militärregierung komplett abgestellt. Das trifft uns hart, denn so können wir unseren Kaffee weder auf sozialen Netzwerken verkaufen, noch können wir für unsere Produkte werben. 

Die größte Sorge bereitet uns allerdings der Transport. Viele Logistikunternehmen und internationale Fluglinien haben ihren Betrieb eingestellt. Es ist dementsprechend schwierig für uns, unseren Kaffee an Abnehmer und Abnehmerinnen im Ausland zu versenden – sei es zum Cupping oder zum Verkauf. Gerade steckt unsere Lieferung nach Deutschland fest und wir wissen noch nicht wann es weiter geht. Auch im Inland lässt sich unser Kaffee aufgrund der Unruhen, die sich im ganzen Land ausgebreitet haben, nur schwer verkaufen.

Kaffeebäuerinnen beim Sortieren des Kaffees

Foto: GIZ

Das hört sich alles nach einer großen Herausforderung und vielen Unsicherheiten an. Du sprichst von einem großen Zusammenhalt in eurem Team. Wie gehen die Bäuerinnen und Bauern mit der Situation um?

Das Jahr ist sehr schwierig für uns. Uns allen ist klar, dass die politische Instabilität anhalten wird und auch kein Ende der Pandemie in Sicht ist. Die Bekämpfung des Virus ist aufgrund der Unruhen in den Hintergrund geraten. Dieses Jahr konnten wir noch keinen Kaffee verkaufen und die Bäuerinnen und Bauern haben große Sorge davor, ihren Lebensunterhalt bald nicht mehr bestreiten zu können. Vielleicht ist es unser Glück, dass es nach wie vor viel zu tun gibt und so wird weiter fleißig gedüngt, Unkraut gejätet und die Farm in Schuss gehalten. Kraft und Hoffnung geben wir uns gegenseitig durch aufmunternde Worte und Unterstützung wo es nur geht. 

Gibt es denn etwas, was wir in Europa tun können, um euch zu unterstützen?

Eigentlich würde ich jetzt sagen, kauft unseren Kaffee! Doch, da die Lieferkette gerade unterbrochen ist, bitte ich euch darum, Geduld zu üben und hoffe sehr, dass es bald weitergeht. Mit ein wenig Glück könnte die nächste Lieferung noch diesen Sommer bei euch eintreffen und dann könnt ihr unseren köstlichen Kaffee wieder genießen. 

Liebe Bu Saw, danke für das Gespräch!

Eine Gruppe Menschen geht auf einer Straße

Foto: GIZ

Wir vom Conflictfood-Team hoffen sehr, dass sich die Lage in Myanmar verbessert und die Menschen vor Ort wieder auf ein gesichertes Leben vertrauen können. Wir wünschen uns eine friedliche Zukunft, sowie die Rückkehr zu einer demokratisch gewählten Regierung. Sobald es die politische Situation ermöglicht, bringen wir dir die frische Kaffeeernte von Yangon über Hamburg und Berlin zu dir an deinen Tisch. Unsere Auswahl an Bio-Tee und Ingwer, der ebenfalls von einer ethnischen Minderheit in Myanmar stammt, haben wir noch auf Lager. Mit dem Kauf sorgst du für stabile Einkommen, vor allem für Frauen und Jugendliche vom Volk der Ta’ang.

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KAFFEE STATT OPIUM IN MYANMAR

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Wenn man Konflikte und Kriege näher beleuchtet, trifft man oft auf eine Drogenökonomie. Das Land Afghanistan ist weltweit der größte Exporteur von Opium. Einige wenige Erfolgsbeispiele zeigen, dass es auch anders geht: wie das Frauenkollektiv Shakiban, welches den Umstieg von Opium- auf Safranproduktion gemacht hat. Ihren Safran kannst du hier kaufen.

A man lances a poppy bulb to extract the sap, which will be used to make opium, at a field in the municipality of Heliodoro Castillo, in the mountain region of the state of Guerrero January 3, 2015. According to local media, 42% of the poppies produced in Mexico come from the state of Guerrero, where impoverished farmers in the mountain cultivate opium poppies as cash crop due to the extreme poverty in where they live. Picture taken January 3, 2015. REUTERS/Claudio Vargas (MEXICO - Tags: DRUGS SOCIETY POVERTY AGRICULTURE) - RTR4OXFT

Angebot und Nachfrage

Der Anbau von Schlafmohn hat auch im Goldenen Dreieck eine lange Geschichte. Eingeführt aus China und befördert durch die Kolonialmächte ist der Anbau und Handel mit Opium zum lukrativen Geschäft für verarmte Bergvölker wie die Akha geworden – so lukrativ, dass die reguläre Wirtschaft kaum eine Chance gegen ihn hat. Besonders während und nach des Vietnamkriegs entstand der Ruf der Grenzregion zwischen Laos, Thailand und Myanmar als Zentrum für Opium- und Heroinherstellung – sie wurde zum “Goldenen Dreieck”, ein Name, der bis heute die Region prägt. Aufgrund steigender Nachfrage im Westen schossen die Produktionszahlen Ende der Achtziger weiter in die Höhe. Durch die niedrigen landwirtschaftlichen Anforderungen an die Pflanze konnte der Anbau derart große Ausmaße erreichen. 

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Schattenwirtschaft hinter der Mohnpflanze

Doch nicht nur von Armut bedrohte Bergvölker, die im Drogenhandel meist ihre einzige Einkommensquelle finden, sind am Handel beteiligt. Auch lokale Milizen, ethnische Widerstandsgruppen sowie Teile von Polizei, Militär und Verwaltung, ja sogar Klöster und Mönche sind in ihn verstrickt. Häufig werden die Grenzkontrollen von eben jenen Gruppen durchgeführt, die sich mit dem Drogenhandel finanzieren. So wird ein klarer Zusammenhang zwischen anhaltenden Konflikten in der Region und der Drogenproduktion sichtbar: Die Konflikte schaffen und befördern die Bedingungen, die den illegalen Drogenhandel erleichtern und sein Fortbestehen ermöglichen – die bewaffneten Gruppierungen können sich durch ihn finanzieren.

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Auf Platz zwei nach Afghanistan

Besonders Myanmar, das Land der goldenen Tempel und roten Roben, hat heute noch sehr mit dem Anbau und Handel von Opium zu kämpfen. Seit 2014 nimmt die Größe der Anbauflächen zwar kontinuierlich ab und auch die Produktionszahlen fallen zusehends. Trotzdem verbleibt Myanmar auf Platz 2 der weltweit größten Opiumproduzenten, direkt hinter Afghanistan, einer weiteren Schwerpunktregion von Conflictfood. Im Jahr 2019 wurden laut einer Studie der UNODC 508 Tonnen Opium auf 33.100 Hektar in Myanmar produziert. Bis zu 87% davon im nördlichen Shan-Staat, am Grenzbereich zu Laos und Thailand. Die Bergvölker, die den Schlafmohn anbauen, sind dabei selbst ihre besten Kunden. Das Rauchen von Opium hat Eingang in ihren kulturellen und medizinischen Gebrauch gefunden und hat viele somit nicht nur wirtschaftlich, sondern auch körperlich abhängig gemacht. Auch ihre Landwirtschaft leidet unter der pink blühenden Blume: Die Monokultur sorgt für eine verschlechterte Bodenqualität, welche sich durch mangelnde Nährstoffe und geringere Resistenz gegenüber klimatischer Veränderungen bemerkbar macht. 

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© GIZ 

Kaffee statt Opium

Eines der Völker, das für den Anbau von Opium gar berühmt-berüchtigt ist, ist das der Akha.  Wir wollen ihnen Wege raus aus der Abhängigkeit und Armut ermöglichen. Gemeinsam mit Coffee Circle und der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) haben wir eine viel wertvollere und nachhaltigere Kostbarkeit auf den bergigen Feldern der Akha entdeckt: Kaffeebohnen. Inmitten grüner Wäldern wachsen die hochwertigen Arabica-Bohnen. Der traditionelle Schattenanbau von Kaffeepflanzen bringt nicht nur ökologische Vorteile mit sich – er verleiht den Bohnen einen ganz besonderen, einzigartigen Geschmack, welcher den Kaffee zu einer wahren Spezialität macht. Diesen Spezialitätenkaffee wollen wir nun auf europäische Märkte bringen und den Akha ein faires, stabiles und vor allem legales Einkommen garantieren. So unterstützen wir sie bei der Erschaffung neuer, zukunftsfähiger Arbeitsplätze und friedlicher Perspektiven auf dem Weg raus aus der Drogenökonomie.

Im zweiten Teil erfährst du wie sich der Drogenhandel in Myanmar seit dem Militärputsch entwickelt. 

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MYANMARS STEINIGER WEG IN RICHTUNG DEMOKRATIE

Myanmar - ein Land mit turbulenter Geschichte und Gegenwart

Myanmar, das Land der goldenen Tempel und der roten Roben. Der Nation im Herzen Südostasiens eilt ein geheimnisvoller Ruf voraus. Wir denken an grüne, exotische Landschaften, spirituelle Gebetsstätten, lächelnde Buddhas und weiße Elefanten. Und tatsächlich ist dieses Land, das vielen noch als Birma oder Burma bekannt ist, geprägt von einer bunten Vielfalt sowohl kultureller, sozialer als auch geographischer, wirtschaftlicher und vor allem ethnischer Art.

Diese Vielfalt bescherte dem Land seit Jahrhunderten eine sehr turbulente politische Geschichte. Nach dem Aufstieg und Niedergang zahlloser Königreiche wurde es im Jahr 1885 von der britischen Krone kolonialisiert. Zwischenzeitlich von Japan besetzt, endete die britische Kolonialherrschaft im Jahr 1948. Die Unabhängigkeit war eine Errungenschaft, die zu einem großen Teil einer Widerstandsbewegung unter dem Staatshelden General Aung San zu verdanken war. Er erlebte diese jedoch nicht, denn er wurde sechs Monate vorher in einer Kabinettssitzung erschossen. Viele Jahrzehnte später sollte seine Tochter Aung San Suu Kyi in seine Fußstapfen treten. Nach einer lang andauernden Phase der Militärdiktatur, welche das wirtschaftliche blühende Land unter eine zentrale Verwaltungswirtschaft stellte und dadurch isolierte und auslaugte, brachte sie den dringend erforderlichen demokratischen Prozess in Gang. Heute ist die Friedensnobelpreisträgerin eine mit einer großen Mehrheit gewählte Staatsrätin und führt de facto die politischen Geschäfte. Sie wird jedoch weltweit gleichermaßen geliebt wie kritisiert. 

Ein Militär, das auf Kosten des Gemeinwohls lebt

Doch der Demokratisierungsprozess ist nicht vollends abgeschlossen. Hinter den Kulissen ziehen noch immer die hochrangigen Generäle des Militärs die Fäden. Armut und Korruption sind weiterhin Teil des Alltags, das Militär will sich seine wirtschaftlichen Privilegien nicht nehmen lassen. Von der strategisch günstigen Lage zwischen China und Indien profitiert die Bevölkerung somit auch nicht. Die Einnahmen aus dem Verkauf der reichlich vorhandenen Bodenschätzen landen in den Taschen der Militärelite und werden dadurch dem Gemeinwohl entzogen. Vielmehr spüren die Menschen die Nachwehen der wirtschaftlichen Isolation zu Zeiten des Militärregimes. Das Geld versickert in den Kassen der politischen Elite oder auf den Konten reicher Geschäftsleute aus den großmächtigen Nachbarländern. 

Die Tragik der Rohingya

Mehr als 140 Ethnien leben in der heutigen Union of Myanmar. Der Wunsch nach Unabhängigkeit und mehr Autonomie mancher Minderheiten ist die Ursache für andauernde politische Konflikte.

Im Westen des Landes leidet die muslimisch geprägte Bevölkerungsgruppe der Rohingya unter der Verachtung und Verfolgung der Mehrheitsbevölkerung, besonders durch ultranationalistische Buddhisten. Die Vereinten Nationen sprechen von der am meisten verfolgten Minderheit der Welt, aber die Regierung Myanmars schweigt zu den massiven Menschenrechtsverletzungen, denen die Rohingya fortwährend ausgesetzt sind.Am anderen Ende des Landes, im Nordosten, tobt ein Bürgerkrieg. Einige ethnische Gruppen kämpfen gegen die Regierungsarmee. Seit sechs Jahrzehnten wird dieser bewaffnete Konflikt bereits ausgetragen und entzieht sich dennoch so gut wie komplett der öffentlichen Medienwahrnehmung und der daraus resultierenden Berichterstattung.

Trotz aller Konflikte ist Myanmar ein spannendes Land, welches zu entdecken gilt. Mit einer außergewöhnlichen Geschichte, seiner Tradition, den malerischen Landschaften und vor allem einer herzlichen und überaus gastfreundlichen Bevölkerung!

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DIE TRAGÖDIE DER ROHINGYA – EIN INTERVIEW

Ein trauriger Rekord

Ethnische Spannungen prägen den Vielvölkerstaat Myanmar. Besonders traurig erscheint die fast rassistische Verachtung, die einer ganz bestimmten Volksgruppe entgegengebracht wird: Die Rohingya, eine Minderheit, die anders glaubt, anders betet und anders aussieht, als die buddhistische Mehrheit.

Ca. 1,2 Millionen Rohingya leben teilweise gefangen hinter Stacheldraht in Camps oder sind auf der Flucht. Die Vereinten Nationen sehen in den Rohingya die weltweit am stärksten verfolgte Minderheit. Ein trauriger Rekord, der sich durch das Entziehen der Staatsbürgerschaft 1982 aufbaute, 2015 in Massenfluchten mit Schiffen eskalierte und heute wieder dazu führt, dass Tausende getötet werden und Hunderttausende von ihnen auf der Flucht sind.

Der burmesischen Armee werden Morde, Brandschatzung und Massenvergewaltigungen vorgeworfen. Auch radikale buddhistische Mönche haben aus ihrer Religion eine aggressive und ultranationalistische Ideologie gemacht. In ihrer Vereinigung mit dem Namen Ma Ba Tha schüren sie den Hass auf die Rohingya und schrecken nicht vor Gewalt zurück.

Im Gespräch mit…

Kyaw Soe Aung ist selbst Rohingya und vertritt die Positionen seiner Volksgruppe in der Partei Democratic and Human Rights Party. In Yangon treffen wir ihn zu einem Gespräch.

Herr Kyaw, wie ist die Situation für Sie in Myanmar?

Als Rohingya leben wir staatenlos und sind in unserer Heimat nicht anerkannt. Wir bekommen keinen Ausweis oder Pass, eine Geburtenregelung  erlaubt uns nicht mehr als zwei Kinder zu bekommen. Unsere muslimischen Geburtsnamen dürfen wir auch nicht tragen. Wenn wir heiraten wollen, müssen wir um staatliche Erlaubnis bitten, auf diese warten wir oft viele Jahre. Legal ausreisen dürfen wir sowieso nicht. Sollte uns dies doch gelingen, dürfen wir nicht wieder zurück in die Heimat.
Die meisten Rohingya leben im Bundesstaat Rakhine. In der Hauptstadt Sittwe leben die meisten wie in einem Freiluftgefängnis, abgeriegelt in einem Ghetto. Oder in einem der vielen sogenannten IDP-Camps, also Lager für Binnengeflüchtete.

Wie ist die Situation in diesen Lagern?

Die Lage ist katastrophal! Die Menschen haben kaum Zugang zu Trinkwasser, viel zu wenig Nahrungsmittel, Zelte, Decken und fast keine sanitäre Anlagen. Es gibt keine Schulen, keine Ärzte, nichts. Viele Kinder leiden zum großen Teil unter Darm- sowie auch ansteckenden Hautkrankheiten. Die Kindersterblichkeit ist hoch, doppelt so viele schwangere Frauen sterben hier als in gesamt Myanmar. Die Behörden regulieren den Zugang für internationale NGOs sehr streng. Viele Hilfsorganisationen werden sogar aus der Region verwiesen. Unser Volk ist nicht sicher.

Gibt es Sicherheit in den Nachbarländern?

Zehntausende von uns fliehen regelmäßig mit Booten in Richtung Bangladesch, Thailand und Malaysia. Dafür gilt es zuerst die Polizei an der Küste zu bestechen, die Schmuggler zu bezahlen und eine lange und gefährliche Reise auf einem überfüllten Fischerboot zu überleben. In Thailand, Indonesien und Malaysia werden viele als Arbeitssklaven oder teilweise Sexarbeiterinnen verkauft. Als staatenlose Menschen sind wir besonders gefährdet, Opfer von Menschenhandel zu werden. Wir werden nirgendwo offiziell vermisst.

Wie kam es zur Staatenlosigkeit?

Im Jahr 1982 beschloss die Regierung, jenen Volksgruppen die Staatsbürgerschaft abzuerkennen, die nicht vor 1824 in Myanmar ansässig waren. Obwohl historische Belege den Nachweis liefern, dass wir Rohingya seit Jahrhunderten Teil des Landes und der Gesellschaft sind, wurde uns die Staatsbürgerschaft entzogen. Es gibt zwar mindere Bürgerschaftsgrade und diese sind uns theoretisch zugänglich. In der Praxis allerdings wird der Zugang durch schikanöse Bestimmungen blockiert und de facto unmöglich gemacht. Daher die Staatenlosigkeit. Wir sind der Willkür von Polizei, Militär und Behörden weitgehend schutzlos ausgeliefert.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche mir Frieden zwischen den Religionen und den hier lebenden Völkern. Doch leider ist die Situation soweit eskaliert, das es ohne den Druck der internationalen Gemeinschaft schwer wird, die rechtliche Situation der Rohingya  aber auch anderer Minderheiten zu verbessern. Die Welt muss auf die Regierung von Myanmar Druck ausüben. Wir haben große Hoffnungen auf Aung San Suu Kyi gesetzt aber sie ist zu schwach gegenüber den Militärs und den radikalen Buddhisten-Gruppen im Land. Eine Blauhelm-Mission wäre ein erster wichtiger Schritt, um unserem Volk eine sichere Zukunft zu ermöglichen.
Und den NGOs muss wieder uneingeschränkter Zugang in die Geflüchteten-Camps gewährt werden, sodass die humanitäre Katastrophe endlich ein Ende hat.

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