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Wenn man sich in Berlin oder anderen Großstädten nach kulinarischen Köstlichkeiten umschaut, wird man schnell fündig. Es gibt die unterschiedlichsten Gerichte aus aller Welt zu entdecken – fast aus aller Welt. Speisen aus Myanmar sind in Europa eher eine Seltenheit.
Das Nationalgericht Mohinga, die traditionellen Shan-Nudeln, das milde Burmesische Curry oder unser Liebling: Der burmesische Teeblätter-Salat Laphet Thoke – wie hier oben im Bild. Das sind nur einige Gerichte aus dem Füllhorn an Speisen, die in den Garküchen Yangons braten und in den Suppentöpfen Mandalays köcheln.
Die Weltenbummlerin, Fotografin und Food-Expertin Naomi Duguid ist dem Zauber des Goldenen Landes verfallen. Ihre Faszination gilt dem Land und seinen unterschiedlichen Kulturen. Kulturen, die man erst über ihr Essen so richtig verstehen lernt, wie sie sagt. Auf ihren Reisen und Begegnungen hat sie Geschichten, Rezepte und Kochtechniken gesammelt und in einem wunderbaren und bildreichen Band Burma – Das Kochbuch zusammengetragen. Ihre Sammlung ist schnell zum Standardwerk der burmesischen Küche geworden und wurde nun auch ins Deutsche übersetzt.
Burma – Das Kochbuch ist ein kulinarischer Reiseführer für all jene, die die unbekannten Seiten Ostasiens kennenlernen möchten. Naomi Duguid stellt dir viele Menschen und Orte vor und bringt dir die burmesische Kochkunst und traditionellen Essgewohnheiten näher. Illustriert wird das Buch mit tollen Rezept- und Reisefotos.
© Wikipedia
Zunächst eine persönliche Frage: Woher stammt deine Liebe zum Kochen?
Es ist nicht unbedingt so, dass ich es liebe zu kochen (ich mag es sehr wohl und habe Spaß daran zu versuchen, Gerichte nachzukochen, die ich gekostet habe), aber ich sehe im Essen viel mehr einen wundervollen Weg, die Welt zu verstehen: Menschen anderer Kulturen, Leute mit den verschiedensten Hintergründen etc.
Ich liebe die Auseinandersetzung mit Esskultur, kulinarischen Traditionen anderer Orte, Kochutensilien und Zubereitungsarten – mit Menschen anderer Kulturen.
Warum Myanmar? Worin liegen dein persönliches Interesse und deine Verbindung zu diesem fernen Land?
Myanmar hat mich schon immer interessiert. Als ein Ort, der zwischen Südasien und Süd-Ost-Asien liegt und somit Charakteristika und Geschichte beider Regionen vereint, aber gleichzeitig eine sehr eigene Geschichte hat. 1980 bin ich das erste Mal nach Myanmar gereist. Damals war das Land ziemlich vom Rest der Welt abgeschottet aufgrund der totalitären Regierung, die sich nach dem Putsch 1962 gebildet hatte. Die Wirtschaft lag brach: die einzigen Güter, die die Menschen verlässlich auftreiben konnten, kamen vom Schwarzmarkt, welcher offen bei Tag und Nacht in Aktion war. Aber es existierte eine sehr lebendige Streetfood-Kultur jeder Art von Essen. Myanmar erschien mir ein sehr interessantes Thema, eines das nach Zeit und Aufmerksamkeit verlangte.
Ist die Zubereitung der burmesischen Speisen technisch schwierig?
Nein, keines der Gerichte ist technisch wirklich schwierig. Das einzige Hindernis könnten die Zutaten darstellen. Aber in Berlin, wo ich vor einigen Jahren einen burmesischen Kochkurs gegeben habe, waren wir gut in der Lage, alles Nötige in Asia Märkten aufzutreiben. Die gängigen burmesischen Zutaten sind recht mild und einfach: Schalotten, Erdnüsse, getrocknete Shrimps, Fischsauce und noch einige frische Kräuter, Gewürze.
In europäischen Städten finden wir alle möglichen asiatischen Restaurants, aber die burmesische Küche ist fast nie vertreten. Laut deiner Einschätzung, woran könnte das liegen?
Restaurants, die Gerichte anderer Kulturen anbieten, entstehen zumeist mit der Ankunft migrierender Bevölkerungsgruppen. Es gibt nicht viele Menschen aus Myanmar, die sich im Exil befinden oder nach Europa auswandern. Die Ausnahme bilden vielleicht einige Gruppen an Burmesen in Großbritannien, aufgrund der Kolonialgeschichte beider Länder.
Unsere Kund*innen lieben den Ingwer aus Myanmar. Wie verwendest du diesen?
Getrockneter Ingwer ist ein tolles Gewürz! Man kann es nicht wirklich als Ersatz für frischen Ingwer verwenden, aber dafür ist es selbst eine großartige Zutat. Ich würde vorschlagen, den getrockneten Ingwer zum Beispiel einem heißen Limonadengetränk hinzufügen, welches ich jeden Morgen selbst trinke, oder ihn beim Backen zu verwenden.
Was verstehen Burmesen unter Gastfreundschaft?
Meine Erfahrungen in Myanmar, wo es jahrelang eine totalitäre Regierung gegeben hatte, ist, dass die Menschen (oft berechtigterweise) Angst vor möglichen Konsequenzen haben dabei gesehen zu werden, wie sie mit Fremden sprechen oder diese gar zu sich einladen. Aber wenn einmal die Gelegenheit zu einem Gespräch oder einem geteilten Essen auf dem Markt aufkommt, oder gar das Privileg, zu jemandem nach Hause eingeladen zu werden, dann herrscht eine enorme Großzügigkeit und uneingeschränkte Gastfreundschaft.
Möchtest du unseren Leser*innen gerne noch etwas mitgeben?
Ich glaube jede*r empfindet die Situation im Land als sehr angespannt und ich bin mir sicher, dass dort jede Menge großer, partikularer Interessen am Spiel sind. Myanmar ist für Indien und China schließlich auch ein geopolitisch unerlässlicher Ort. Ich bitte jede*n, ein Auge auf die Geschehnisse und Nachrichten zu haben, die Myanmar verlassen, ebenso auf die fehlenden Nachrichten. Denn die Regierung versucht die Nachrichten über die Kriegsverbrechen der Armee mit allen Mitteln zu vertuschen.
Glaubt nicht, dass nur weil ihr nichts zu Ohren bekommt, dass dort nichts Schlimmes von statten geht. Bleibt aufmerksam und hört nicht auf zu fragen! Und versucht am besten verschiedenen burmesischen online-Nachrichtensendern zu folgen.
“Danke” für das spannende Gespräch, Naomi!
Burma – Das Kochbuch erhältst du in unserem Shop!
Das Conflictfood-Team wünscht dir viel Spaß beim Eintauchen in die burmesische Küche!
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