Unser neues Partnerland: Mosambik

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Mosambik – ein Paradies voller Widersprüche

Faszinierende, schier endlose Steppenlandschaften, Trocken- und Regenwälder, der riesige Malawisee, Flüsse und andere Gewässer, eine 2.800 km lange Küste am blau-türkisen Indischen Ozean mit weißen Stränden und Palmen – wer Mosambik besucht, kann sich an der Schönheit der Natur nicht sattsehen. Im Gorongosa-Nationalpark trifft man neben Elefanten, Löwen und Antilopen auch auf seltene Tiere wie das kräftig gestreifte Crawshay’s Zebra oder das winzige Pygmäen-Chamäleon, die ausschließlich dort beheimatet sind. Wer tiefer blickt, entdeckt im Paradies jedoch auch die Pein seiner Geschichte.

Fast 500 Jahre lang war Mosambik eine portugiesische Kolonie. Ende des 15. Jahrhunderts „entdeckte“ der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama das Land als ideale Zwischenstation vor der Überfahrt nach Indien. Goldvorkommen lockten die portugiesischen Eroberer den Sambesi-Fluss entlang ins Landesinnere, die Handelsplätze entlang der Küste sicherten ihnen Einkünfte vorwiegend durch Sklavenhandel. Um 1800 war Mosambik zu einem Zentrum für weltweiten Sklavenhandel geworden. Hunderttausende Menschen wurden verkauft und nach Amerika verschickt. Mindestens bis in die 1870er Jahre brachte keine andere Form des Handels so viel Gewinn ein.

1975 erkämpfte die Befreiungsbewegung FRELIMO die Unabhängigkeit des Landes und erhob sich zur kommunistischen Staatspartei. Gegen dieses Regime kämpfte die Rebellenbewegung RENAMO in einem 16 Jahre dauernden Bürgerkrieg,1. Mio. Menschen starben.

Eine junge Bevölkerung und ihr koloniales Erbe

Obwohl der physische Gewaltkonflikt im Jahr 1992 endete, sind die Auswirkungen nach wie vor zu spüren: Mosambik ist heute noch eines der ärmsten Länder der Welt. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt von der Hand in den Mund, eine Elite bereichert sich durch Korruption, Drogenhandel und illegale Geschäfte. Hoffnung auf Veränderung liegt in der Luft. Nicht nur, weil die Menschen jung sind – das Durchschnittsalter liegt bei knapp 17 Jahren. Es wurde auch ein gigantisch großes Gasvorkommen an der Küste des Landes gefunden. Werden die Gewinne der Bevölkerung zugutekommen? Oder wird die soziale Schere nur noch weiter auseinanderklaffen?

 

Salzblumen lassen die Wirtschaft erblühen

Im Norden Mosambiks haben sich etwa 3.000 Salzbäuer*innen in einer Kooperative zusammengeschlossen. Durch den Austausch von Wissen und die Optimierung ihrer Produktionsmethoden verbessern sie die Qualität ihres Salzes und stärken ihre ökonomische Position in einem der ärmsten Länder der Welt. Mit Unterstützung von Conflictfood können sie ihre Handelsbedingungen selbst bestimmen und durch die Einnahmen erstmals Steuern zahlen. Diese Kooperation markiert den Beginn einer neuen Ära für die Flor de Sal-Produzent*innen, geprägt von Stolz und Selbstbestimmtheit.

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Das bittere Geschäft mit süßer Schokolade

Goldene Nasen mit goldenen Hasen –
Wer verdient am Geschäft mit Schokolade? 

Das Weihnachtsfest naht und in den Supermärkten stapeln sich seit Wochen wieder die goldenen Weihnachtsmänner. 
Unsere Lust auf Schokolade ist ein lukratives Geschäft. Fast sechs Kilo Schokolade ißt jede*r  Deutsche im Jahr – Tendenz stark steigend. Parallel dazu werden die Anbauzahlen hochgefahren: Wurden vor 20 Jahren  noch ca. 3,5 Millionen Tonnen Kakaobohnen geerntet, sind es aktuell fast 5 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Wachstum von 35%. 

Lasst uns gemeinsam einen Blick auf die Wertschöpfung konventioneller Schokolade werfen: Zweidrittel der weltweiten Kakaoernte wird von den Großkonzernen Barry Callebaut (Schweiz), Cargill (USA) und Olam International (Singapur) verarbeitet und nur von sechs Lebensmittelkonzernen (Mars, Nestlé, Mondelez, Ferrero, Hershey, Lindt) zu süßen Weihnachtsmännern gegossen. In ihre Taschen fließt der größte Teil des Umsatzes, nur 6,6%  gehen an die Bäuer*innen. *

Wie geht es den Kakaobäuer*innen?

Die wichtigste Zutat für Schokolade ist Kakao. Dieser stammt meist von kleinen Farmen aus Westafrika. Die Bauernfamilien sind schlecht organisiert und für effizienten Anbau fehlt es an Fachwissen. Ohne Verhandlungsmacht haben sie keinen Einfluß auf die Preisgestaltung ihrer Ware. Dementsprechend leben die Menschen, die Kakao anbauen, in größter Armut. Die Folgen dieser Armut: illegale Waldrodungen für mehr Anbaufläche, erhöhter Einsatz von Pestiziden für mehr Ertrag und Kinderarbeit. Erschreckend ist, dass sogar Fair Trade Bäuer*innen fast ebenso arm sind wie andere Bauern. Die Mindestpreise und Prämien reichen nicht aus, um ihre Existenz zu sichern. **

Der Angry Gorilla!

Wir sind wütend! So kann es nicht weitergehen! 
Unsere Freunde von Gebana haben mit dem Angry Gorilla ein Beispiel geschaffen, wie wir unsere Lust auf Schokolade mit gutem Gewissen stillen können.

BELIEBT IM ADVENT

Tschüß unfairer Weihnachtsmann! – So sieht gerechte Weihnachtsscholokade aus! 
Mit diesem grimmigen Affen kannst du mit gutem Gewissen deiner Lust auf Schokolade frönen.  

  100g Milchschokolade in Gorilla-Form
  Bio-Kakao aus Togo
  Bio- und Fairtrade-zertifzierter Rohrzucker aus Paraguay
  Bio-Kakaobutter aus der Dominikanischen Republik

In Togo handeln sie mit gut 800 Bio-Bauern direkt und fair. Zusätzlich sind die Bäuer*innen am Umsatz beteiligt, 10% des finalen Verkaufspreises fließen als Bonus zurück zum Erzeuger. Das Gebana-Modell klingt simpel, ist aber tatsächlich radikal und am Markt  unüblich. Genau deshalb haben wir uns entschlossen, dem Angry Gorilla im Conflictfood Shop ein Podium zu geben. Hier kann er wütend und mit den Beinen stampfend uns daran erinnern, was alles schief läuft und wie gerechte Weihnachtsschokolade aussehen muss!

Überrasche Deine Freunde und Familie – oder beiß ihm einfach selber den Kopf ab!
Den Angry Gorilla gibt es ab sofort bei Conflictfood in einer streng limitierten Edition von 222 Stück. Greif zu, solange der Vorrat reicht!

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Decolonize tea

Die Geschichte des Teehandels ist eine Geschichte von Macht, Kriegen und Rassismus.
Wie können wir Tee dekolonisieren?

Was ist heute wohl das beliebteste Getränk der Welt? Cola, Wein? Bier? Oder ist es Kaffee? Nein, falsch! Das beliebteste Getränk der Welt ist Tee. Nach Wasser ist Tee auch das am meisten konsumierte Getränk: über 3 Billionen Tassen pro Jahr weltweit! Es ist kaum vorstellbar, dass Tee im 17. und 18. Jahrhundert ein Luxusgut war; nur Aristokraten und die Reichsten konnten sich Tee als begehrten Ausdruck elitärer sozialer Stellung und Bildung leisten. Der Weg des Tees zum Industrieprodukt war von Kolonialismus, Kriegen, Ausbeutung und Rassismus geprägt. 

Um zu verstehen, welchen Impact Tee auf den Welthandel hat, müssen wir zuerst ein paar tausend Jahre zurückblicken. In den Regionen Yunnan und Sichuan (China) und in der Region Shan (heute östliches Myanmar) hat die Teepflanze Camellia sinensis ihren Ursprung, und hier wurde sie erstmals kultiviert. Die Weiterverarbeitung konnte sich über Jahrhunderte perfektionieren, und um das Teetrinken entwickelte sich eine Teekultur.

Erste chinesische Aufzeichnungen zum Teeanbau und -konsum finden sich in der Han-Dynastie (200 v.Chr. – 220 n.Chr.). Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen einer europäischen Begegnung mit Tee stammen von einem portugiesischen Reisenden und entstanden erst 1 ½ Jahrtausende später.

Kolonialismus

Ab dem 15. Jahrhundert besetzten europäische Großmächte Gebiete auf anderen Kontinenten. Zunächst waren es die Portugiesen und Spanier, dann zogen andere Staaten nach. Der Handel mit Gewürzen und Rohstoffen versprach Reichtum und Macht – so auch der Handel mit Tee.

Die Niederländische Ostindische Kompanie brachte 1610 den ersten Tee nach Europa, 1644 gelangten die ersten 100 Pfund Tee nach England. Auch wenn die Qualität des Tees durch die feuchte Seeluft und den muffigen Laderäumen eher minderwertig gewesen sein dürfte, traf der neue, “exotische” Geschmack des Getränkes den Geschmack des Adels. Nur durch neuen Import konnte der Durst nach Tee gestillt werden; Großbritannien wurde Zentrum des weltweiten Teehandels.

Die Europäer wollten auch im Anbau und der Weiterverarbeitung ihre Finger im Spiel haben, aber das Know-how lag im 17. Jahrhundert noch in chinesischer Hand; der Verkauf von Teepflanzen oder -samen war untersagt. Weil der Durst der Briten nach Tee so groß war, sie aber nicht in der Lage waren, für dieses geschätzte Gut zu bezahlen, kam es sogar zum Krieg:

Die Opiumkriege

China verkaufte Tee und Porzellan an Großbritannien, das Großbritannien mit Silber bezahlte. Um genug Silber zu haben, um Tee zu kaufen, verkaufte Großbritannien über die East India Company in Indien angebautes Opium an China, um sein Handelsdefizit auszugleichen. Der Verkauf von stark abhängig machendem Opium war in China jedoch illegal. Als ein chinesischer Beamter 1839 ein Lager mit 1.200 Tonnen geschmuggeltem Opium beschlagnahmte, ordnete er die Zerstörung an. Die Briten nutzten dies als Vorwand für einen Angriff und eine Kriegserklärung, die den ersten Opiumkrieg auslöste. Der Sieg im Opiumkrieg verschaffte britischen Händlern Zugang zu mehr Handelshäfen und Privilegien für ihre in China lebenden Bürger.

Tee wächst in den Kolonien 

1848 wurde Robert Fortune von der Ostindischen Kompanie nach China geschickt, mit dem Ziel, Teepflanzen zu beschaffen und die Monopolstellung der Chinesen damit zu brechen. In einem Zeitraum von 3 Jahren verschiffte Robert Fortune über 20.000 Stecklinge und Sämlinge von Teepflanzen nach Indien. Auf Ceylon (Sri Lanka) wurde mit den Pflanzen experimentiert und ein kommerzieller Anbau vorbereitet.

Tee wird zum Industrieprodukt

Dies war der Beginn des Teeplantagensystems in Assam und anderen Regionen Indiens, dann in Sri Lanka, Indonesien und schließlich im 20. Jahrhundert in Kenia, Tansania und Ruanda. Vorbilder waren die Zuckerplantagen in der Karibik und den Baumwollplantagen im amerikanischen Süden. Das brutale System der Entführung und Täuschung zur Rekrutierung von Arbeitskräften, der gewaltsamen Umsiedlung der Bevölkerung, um als Vertragsarbeiter auf den Teefeldern zu arbeiten, und des Einsatzes gewaltsamer Methoden zur Zwangsarbeit ähnelte in fast jeder Hinsicht der Sklaverei – außer im Namen. Und das nur, weil die Briten Gesetze erlassen haben, die ihren Handeln als „keine Sklaverei“ definierten.

Schritt für Schritt konnten die Briten die Verbraucher vom chinesischen Tee zu “britischem” Tee führen, durch den Aufbau eines Binnenmarkts im Kolonialreich der britischen Krone. Rassistische Kampagnen und das Schüren von Angst vor Fremden waren dafür probate Mittel. So wurden britische Industriemethoden den traditionellen chinesischen Methoden als überlegen dargestellt. 1884 schrieb Edward Money: „Indischer Tee wurde auf großen Plantagen unter der Aufsicht gebildeter Engländer angebaut und hergestellt. In China wurde Tee jedoch in der Nähe der Hütten der ärmeren Klassen produziert, gesammelt und auf unhöfliche Weise und ohne fachmännische Aufsicht hergestellt. Tee aus Hindustan wird heute ausschließlich maschinell hergestellt, in China jedoch von Hand. Letzteres ist kein sauberer Prozess, es ist ein sehr schmutziger Prozess.

Kolonialismus ist vorbei – alles ist besser?

Auch wenn Teeplantagen in Indien, Kenia oder Sri Lanka nicht mehr britisch sind, so wirkt das Kolonialsystem bis heute nach. Ein großer Teil der heutigen Top-Teeanbauregionen hat die Infrastruktur und Produktionsmittel geerbt, die im Rahmen dieses Kolonialsystems geschaffen wurden. Während die Teeindustrie in ehemaligen britischen Kolonien wie Indien, Sri Lanka, Kenia und Tansania technisch gesehen nicht mehr britisch ist, reproduzieren viele immer noch Wertesysteme der kolonialen Wirtschaft und Ungleichheiten. Anstatt dass die Produktion einem Kolonialstaat und einer imperialen Industrie dient, bedienen diese alten Lieferketten nun Schlüsselakteure im globalen Teehandel: in Europa ansässige multinationale Konzerne wie Unilever oder Associated British Foods (Twinings).

Wie kann man Tee dekolonisieren?

Dekolonisierung bedeutet nicht einfach, Kolonialsysteme zu übernehmen und sie durch Nicht-Europäer zu ersetzen. Wir müssen uns folgende Frage stellen: Wer profitiert vom Teeanbau und wer wird ausgebeutet?

Die Expertin für Teehandel und Teegeschichte Charlene Wang de Chen meint, dass  wir mit der Beantwortung dieser Frage beginnen, die Teeproduktion und den globalen Handelsmarkt tatsächlich zu dekolonisieren. Es geht darum, Machtsysteme zu untersuchen, die zur Auseinandersetzung mit der kolonialen Mentalität im Tee führen.

Eine der kolonialen Hinterlassenschaften des Teehandels ist die Kommerzialisierung von Tee, bei der der Wert des Teeblatts selbst in den Hintergrund gerückt ist und auf die Menschen entlang der Wertschöpfungskette vergessen wird.

“Durch die Wiederherstellung der Beziehung zwischen den Teeblättern in Ihrer Tasse und einem einzigen Ursprung können sich Ihre Geschmacksknospen wieder mit den Aromen des Terroirs verbinden. Es ist wahrscheinlich auch der einfachste erste Schritt, den Sie bei Ihren Bemühungen zur Dekolonisierung des Tees unternehmen können.”, so Charlene Wang de Chen. 
“Wenn Sie beginnen, eine geschmackliche Beziehung zur Teepflanze aufzubauen, können Sie beginnen, die Auswirkungen der Anbau-, Ernte-, Form-, Trocknungs- und Reifefähigkeiten des Produzenten zu schätzen. Dieses neu geschärfte Geschmacksbewusstsein für Tee trägt dazu bei, Annahmen darüber, was einen Tee wert und wertvoll macht, in Frage zu stellen.”

Schließlich besteht die ultimative Möglichkeit, Tee zu entkolonialisieren, darin, den Reichtum in der Teeindustrie weg von Marken, Händlern und Zwischenhändlern und zurück zur Quelle des Tees umzuverteilen.

Conflictfoods Schritte zur Dekolonisierung

Conflictfood handelt seit 2017 mit einer Tee-Kooperative im Shan-State in Myanmar.  Wir kennen die Kooperative von unseren Reisen in die Region persönlich. Wir bezahlen gerechte Preise, die den Menschen eine wirtschaftliche Perspektive ermöglicht. Gehandelt wird direkt und ohne Zwischenhändler. Die Gruppe von Bäuer*innen ist genossenschaftlich organisiert und nutzt einen Teil der Einnahmen für interne Weiterbildung in den Bereichen Buchhaltung, Handel und Qualitätsmanagement.

Der überwiegende Teil der Bäuer*innen gehört der ethnischen Minderheit der Ta’ang an, die für soziale Anerkennung und politische Teilhabe kämpfen. Der Handel mit Conflictfood ermöglicht den Bäuerinnen und Bauern ein faires und stabiles Einkommen. Die Identität der Ta’ang wird gestärkt – eine alte und fast verloren geglaubte Tradition des Tee-Anbaus bleibt erhalten.

Zwischen den Teepflanzen bauen die Frauen der Ta’ang zudem Ingwer an. Die Mischkultur aus Ingwer und Tee ist nicht nur eine Strategie zur Steigerung der Erträge. Diese gelungene Nachbarschaft sorgt zusätzlich für ein gesundes Wachstum beider Pflanzen und steigert die Qualität der Ernte. Krankheiten und Schädlinge haben es deutlich schwerer, sich zu verbreiten. So steigen Erträge und Umsatz – eine wahre Win-Win-Situation!

Auf Pestizide oder chemische Dünger wird vollkommen verzichtet. Der kontrolliert biologische Anbau der Tees und des Ingwers sorgt nicht nur für eine bekömmliche und gesunde Tasse in Europa, sondern auch für gesunde Arbeitsbedingungen in der Bäuer*innen und der Erntehelfer*innen.

Wir verstehen uns als Sprachrohr der Produzent*innen. Jedem Conflictfood-Tee liegt ein Journal bei, das über die Situation der Bäuer*innen informiert. Und darüber hinaus erfährst Du mehr über die Geschichte, Lebensfreude und Esskultur Myanmars. Auf jedem Tee-Päckchen findet sich ein QR-Code, der eine virtuelle Reise zum Ursprung des Tees ermöglicht. Regelmäßig tauschen wir uns mit der Tee-Kooperative aus über Ernte und Verarbeitung aber auch über dir politische Situation im Land und der Vision des Kollektivs. Bilder und Interviews veröffentlichen wir in unserem Newsletter und auf Instagram. 

Tee ist für uns keine Ware, die sich dem Markt unterwirft. Tee ist ein Kulturgut, das mit viel Wissen, Liebe zur Natur und oft schwerer körperlicher Arbeit entstanden ist. Aus Wertschätzung zum Produkt bieten wir es ungestreckt, nicht vermischt und ausschließlich lose,  also nicht im Teebeutel an. Nur das entspricht der Tradition des Ursprungs in Myanmar und China. Und nur so lässt sich der Tee auch mehrmals Aufgiessen. Ein ökonomischer und ökologischer Mehrwert von losem Qualitätstee!

Viel Freude beim Teegenuss!

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Begleite uns bei der Ernte in den ukrainischen Karpaten

Willkommen in den Karpaten!

Die ukrainischen Karpaten sind von den eigentlichen Kriegsschauplätzen im Osten des Landes mehr als 1000 Kilometer entfernt. Der Krieg ist dennoch in den westlichen Regionen zu spüren. Frauen prägen das Stadtbild, junge Männer sieht man kaum – und wenn, dann in Uniform. Fliegeralarm und Handy-Warnsysteme sind allgegenwärtig. Das einstige Skigebiet, mit seiner beeindruckenden Landschaft,  wird von Touristen nicht mehr aufgesucht. Als wir die Bio-Manufaktur in Transkarpatien besuchen, ist diese, wie viele andere Betriebe, in Frauenhand. Yevheniy, der Gründer, ist in Mariupol stationiert. Maria, Ludmilla und Marichka “schmeißen” den Laden derzeit alleine.

In der Bio-Manufaktur wird alles mit viel Können und großer Leidenschaft fermentiert und getrocknet, was Wald und Wiesen hergeben: Beeren, Blätter, Pilze und Kräuter. Am liebsten bereiten die Drei den sogenannten Ivan Chai zu, einen traditionsreichen Tee aus den fermentierten Blättern des schmalblättrigen Weidenröschens. Ivan Chai erinnert an einen aromatischen Schwarztee, er duftet nach warmem Honig und wirkt beruhigend.

Blätter sammeln

Eigentlich sind wir zwei Wochen zu spät dran”, übersetzt Ludmillas Handy aus dem Ukrainischen ins Deutsche. Die ideale Erntezeit des Weidenröschens ist von Juni bis August. Glücklicherweise sind die Lager schon bis unters Dach gefüllt, die heutige Bergwanderung ist mehr ein Schaulaufen für den Besuch aus Berlin. Gerne haben wir die Einladung angenommen, durch das atemberaubend schöne Naturschutzgebiet der Karpaten zu wandern. Bei jedem für uns unscheinbaren grünen Busch bleiben Ludmilla und ihre Nichte Bogdana stehen: Haselnussblätter, Linde, Vogelbeere, Himbeerblätter, Brombeeren,… Ludmilla kennt die medizinische Wirkung jeder Pflanze am Wegesrand. “Willkommen in meiner Apotheke!

Nach zwei Stunden Wanderung werden wir fündig! Unübersehbar leuchten uns die rosafarbenen Blüten des Weidenröschens entgegen. Die Pionierpflanze sucht sich karge Flächen im Wald und ist die erste, die nach Rodungen, Waldbränden oder selbst nach Bombeneinschlägen erblüht. Als “Trümmerrose” ist sie deshalb im deutschen Volksmund bekannt.

…viel Vitamin C, Entschlackung, Detox, gut für Nieren, Blase, Prostata,..” übersetzt das Handy, während wir vier die Blätter abzupfen. 

Blätter rollen

Zurück in der Manufaktur lernen wir mehr über die Weiterverarbeitung. Die frische Ernte des Weidenröschens häuft sich gut einen Meter hoch in der Mitte des Raumes. Maria nimmt sich beherzt zwei Hände voll Blätter und schüttet sie in den Trichter einer Rollmaschine. In kreisförmigen Bewegungen formt diese aus den Blättern kleine Kügelchen. Chinesische Schriftzeichen auf der archaischen Maschine verraten uns ihre Herkunft. Bevor sich das Team zwei dieser schweren Maschinen von einer Teefabrik aus China hat liefern lassen, wurden die einzelnen Blätter von Hand gerollt. Ziel dieses Vorgangs ist es, die Fasern der Blätter aufzubrechen und sie oxidieren zu lassen. In der Rollmaschine verfärbt sich das frische Grün der Blätter allmählich zu einem Braungrün. Oxidation ist ähnlich wie der Biss in einen Apfel: die Zellen der Frucht brechen auf und die Stelle beginnt sich durch die Verbindung mit dem Sauerstoff braun zu färben.

Blätter fermentieren

Die Weidenröschenblätter werden nach unserer eigenen Rezeptur fermentiert”, erklärt Ludmilla. Dieser aufwändige Schritt ist für Ivan Chai eigentlich nicht notwendig, sorgt aber für die hohe Qualität und den wesentlich komplexeren Geschmack. Durch die Fermentation entstehen probiotische Bakterien und Enzyme, die unsere Darmflora stärken und so Gesundheit und Wohlbefinden beeinflussen können.

Die gerollten und oxidierten Blätter werden für den Fermentationsprozess in Eimer gefüllt und luftdicht verpackt. Je nach Saison und Beschaffenheit der Blätter dauert dieser Prozess zwei bis fünf Wochen. 

Blätter trocknen

Für den Trocknungsprozess begleiten wir Maria in den Trockenraum. Drei silber glänzende Trocknungsöfen stehen hier aneinander gereiht. In der Mitte des Raumes steht ein großer Tisch, aus Eimern werden fermentierte Blätter ausgeleert und am Tisch ausgebreitet. Die schwüle Hitze trifft uns wie eine Ohrfeige und trübt sofort die Linse unserer Fotokamera. Maria scheint die Hitze nichts auszumachen. Routiniert fasst sie in einen Eimer fermentierter Blätter und breitet diese gleichmäßig auf einem Ofengitter aus. Im Stundentakt öffnet sie die Tür, nimmt ein Dutzend der Gitter heraus und schiebt neue in den Ofen. Ein Duft von Honig und Heu erfüllt den Raum.
Chay ye povnyy!” “Der Tee ist fertig!”, ruft Maria erfreut durch den Raum.

Zumindest fast fertig. Die nun dunkelbraunen Blätter werden ein letztes Mal ausgebreitet und den prüfenden Blicken der drei Damen unterzogen. Sofort wird herausgepickt, was zu hell oder zu schwarz erscheint. Anschließend wird der Ivan Chai für uns verpackt und für den Transport im LKW vorbereitet. 10 Kilo pro Sack, 30 Säcke. Zwei Wochen Ernte in den Wäldern der Nachbarschaft, gut 5 Wochen Verarbeitung, 3 Tage Autofahrt. 

Do Nimechchyny!”, sagt Ludmilla sichtlich stolz. “Tak! Nach Deutschland!” Auch wir sind stolz, die ersten zu sein, die diese seltene Spezialität aus den ukrainischen Karpaten mitgebracht haben. Aus Wildsammlung und in Bio-Qualität.

Durch direkten und fairen Handel wirtschaftliche Strukturen erhalten

Durch das Weiterführen der Handelsbeziehungen kann das Team der Biomanufaktur sowie die gesamte Dorfgemeinschaft weiter geschäftsfähig bleiben und ist trotz der Folgen des Krieges finanziell stabilisiert. 

In der unberührten Natur der ukrainischen Karpaten gibt es noch viele Tees und Heilkräuter zu entdecken. Doch für heute haben wir genug gelernt und erfahren. Für den nächsten Tag laden uns die Frauen ein, sie in die über 200 Jahre alte Holzkirche zu begleiten. Wir nehmen gerne an und verabschieden uns. “Do pobachennya!“, auf Wiedersehen!

Wenn es die politische Lage zulässt, werden wir die Frauen der Bio-Manufaktur auch dieses Jahr wieder sehen und mit ihnen fairen und direkten Handel betreiben. Es bleibt spannend!

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Ist Pfeffer eigentlich gesund?

Wie gesund ist Pfeffer?

Schon der griechische Arzt Hippokrates schwärmte von den Wunderwirkungen des Pfeffers. Eine Prise Pfeffer in Wein oder Brühe empfahl er als Mittel gegen diverse Beschwerden – von Brustkrankheiten über Seitenstechen bis hin zu schwierigen Geburten.

Auch in der traditionellen chinesischen Medizin wird Pfeffer verwendet. Als “wärmendes Lebensmittel” soll er bei Kältegefühlen und Verdauungsbeschwerden helfen, aber auch gegen Schwindel und Konzentrationslosigkeit. Für ein uraltes Hausmittel gegen Halsschmerzen braucht man in Indien nicht mehr als drei Pfefferkörner. Diese soll man zerkauen und den Saft dann langsam schlucken.

Wird Pfeffer seinem Ruf als Heilmittel gerecht?

Tatsächlich decken Untersuchungen immer mehr der gesundheitlichen Vorteile von Pfeffer auf. Viele davon sind vor allem auf seinen Inhaltsstoff Piperin zurückzuführen, denn das Alkaloid sorgt nicht nur für die Schärfe des Pfeffers: Piperin regt unter anderem den Stoffwechsel und die Produktion von Verdauungssäften und Speichel an. Er kann also bei Magenbeschwerden, Übelkeit und Verdauungsstörungen helfen. Auch zum Abnehmen wird Pfeffer empfohlen: Piperin fördert die Durchblutung des Darms und aktiviert Verdauungsenzyme. So wird Nahrung schneller und effizienter verdaut. Eine neue Studie lässt außerdem vermuten, dass Piperin die Neubildung von Fettzellen hemmt.

Piperin kann Entzündungen im Darm und Mundbereich verhindern und bei Halsschmerzen und Bronchitis helfen. Außerdem wirkt es antioxidativ. Das mag kompliziert klingen, lässt sich aber einfach erklären: Es schützt vor zell-schädigenden Stoffen aus der Umwelt – Radikalen. Sammeln sich zu viele von ihnen im Körper an, können sie Schmerzen und Müdigkeit verursachen.

Was kann Pfeffer noch???

Auch deine Leistungsfähigkeit kann Pfeffer erhöhen. Er wirkt sich positiv auf den Dopamin-Haushalt aus – einem Hormon, das unter anderem für Motivation wichtig ist. Ähnliches gilt für das Hormon Serotonin.

Als sogenannter Bioenhancer erhöht Piperin die Verfügbarkeit von anderen Stoffen, zum Beispiel Vitamin A und C sowie Curcumin. Er ist deswegen in vielen Nahrungsergänzungsmitteln zu finden, denn so können lebenswichtige Substanzen besser vom Körper aufgenommen und verwertet werden. Auch bestimmte krebsvorbeugende Stoffe kann der Körper mit Piperin besser nutzen. Doch das ist nicht die einzige potenzielle Wirkung von Pfeffer gegen Krebs. Basierend auf Tierversuchen vermuten Wissenschaftler*innen, dass er die Entwicklung von Krebs- und Tumorzellen lindern und sogar Krebszellen töten könnte. Auf der Suche nach neuen Krebsheilungen stecken also große Hoffnungen im Pfeffer.

Äußerliche Anwendungen von Pfeffer

Schon im vorletzten Jahrhundert wussten Soldaten von der wärmenden Wirkung des Pfeffers. Legenden zufolge überlebten sie lange Märsche in kalten Wintern mit einigen  Pfefferkörnern in den Schuhen. Diese sollen die Durchblutung fördern und so warm halten.

Das macht Pfeffer auch für Massagen und Einreibungen geeignet. Piperin und die wertvollen ätherischen Öle des Pfeffers wirken krampflösend. Cremes und Salben mit Pfeffer und seinen Ölen können bei Verspannungen, Rheuma und anderen Schmerzen helfen. Nicht ohne Grund ist Pfeffer in der ayurvedischen Küche als Rasayana – Verjüngungsmittel – bekannt.

Ist Pfeffer also gesund?

Die eindeutige Antwort lautet: ja! Nicht nur als essenzielle Zutat vieler Gerichte besticht der “König der Gewürze”, auch ist er gut für unsere Gesundheit. Ob bei Verdauungsstörungen, Verkrampfungen, Halsschmerzen oder um Entzündungen vorzubeugen: Pfeffer und vor allem sein Wirkstoff Piperin finden vielseitige medizinische Anwendungen. Außerdem verstärkt Piperin die Wirkung anderer wichtiger Substanzen.

Und wusstest du, dass Pfeffer sogar glücklich machen kann? Seine Schärfe verursacht einen Schmerzreiz, der die Produktion von Glückshormonen ankurbelt.

Gesundheit und Glück – was gibt es schöneres? Kampot Pfeffer aus Kambodscha gibt es in drei tollen Sorten hier im Shop.

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Ivan Chai – ein wunderbarer Tee aus einer wunderbaren Pflanze

Wir sind von unserer Reise durch die Ukraine zurückgekehrt und haben eine ganz besondere Köstlichkeit mitgebracht – den vollmundigen Kräutertee Ivan Chai. Die Grundlage für diesen Tee bildet nicht etwa die Teepflanze Cameilla Sinensis sondern ein rosa blühendes botanisches Wunder – das Weidenröschen. 

Darf ich vorstellen: Ivan Chai! 

Wir von Conflictfood handeln seit dem Herbst 2022 mit Bio-bäuer*innen in den ukrainischen Karpaten. Fair und direkt. Das stärkt die lokale Wirtschaft und ihre Identität – in Krisenzeiten ist das ein hohes Gut. 

Wir besuchten das kleine Dorf Izky, in Transkarpatien, dort leben die Menschen im Einklang mit der Natur. Das Wissen um die Heilkraft von Pflanzen wird den nachkommenden Generationen weitergegeben – auch das Wissen über das Epilobium angustifolium – dem Weidenröschen. 

Das schmalblättrige Weidenröschen ist eine Heilpflanze, deren ursprüngliche Heimat in Nordamerika liegt. Es dürfte sich über die frühere Landbrücke zwischen Alaska und Sibirien weiter auf der nördlichen Halbkugel verbreitet haben.

Lasst uns Weidenröschen pflücken…

Im Sommer werden ihre Blätter von der Dorfgemeinschaft gepflückt, in der Bio-Manufaktur Molfar fermentiert und danach getrocknet. So wird aus dem Weidenröschen unser Ivan Chai. Seine aromatische und mild-herbe Note erinnert an Schwarztee, sein Duft an warmen Honig. Ivan Chai ist frei von Koffein, wirkt beruhigend und sorgt für Ausgeglichenheit und Wohlbefinden. Das macht ihn zum idealen Getränk für entspannte Abende. 


Die Pflanzen sind enorm anpassungsfähig und siedeln sich auf karge Flächen, frisch gerodeten Wäldern, aber auch auf Schutt, Trümmerfeldern und sogar in Bombenkratern als eine der ersten Pflanzen an. Im Zweiten Weltkrieg hauchte das Weidenröschen den ausgebombten deutschen Städten als erste wieder Leben ein. Ihre Wurzeln graben sich tief in den Boden, bringen Nährstoffe ein und schützen ihn vor Erosion. 

Lasst uns auch den Namen zerpflücken…

Der Gattungsname Epilobium setzt sich aus drei griechischen Wörtern zusammen: ‚epi‘ (= auf), ‚lobos‘ (= Schote) und ‚ion‘ (= Veilchen). Daraus wird „Veilchen auf der Schote“; tatsächlich ähneln die auf dem schotenförmigen Fruchtknoten sitzenden Blüten dem Veilchen. Aangustifolium verweist auf die Form der Blätter (lat. ‚angustus‘ = schmal, ‚folium‘ = Blatt).

Der deutsche Namen „Weidenröschen“ macht deutlich, dass die Blätter denen der Weide (Salix) ähneln; die Blüten haben zwar keine Ähnlichkeit mit der Rose, aber bei rotblühenden Blumen kommt die Farbe im deutschen Name häufig als „Rose“ oder „Röschen“ zum Ausdruck.

Das Schmalblättrige Weidenröschen kann bis zu 2 m hoch werden, der Stängel ist allenfalls im oberen Teil verzweigt. Die purpurroten Blüten mit ihren vier 15 mm langen Blütenblättern stehen in verlängerten Trauben oberhalb der Blattregion und blühen von unten nach oben auf. Die Frucht ist eine bis 3 cm lange Kapselfrucht. Blütezeit des Weidenröschens ist Juli bis spät in den September, wenn die meisten Pflanzen schon längst Samen und Früchte gebildet haben. Im Spätsommer ist das Weidenröschen der ideale Energielieferant im Spätsommer für Insekten. Bienen und Schmetterlinge lieben den intensiven Nektar der rosafarbenen Blüten. 

So schmeckt die Ukraine!

Unser handverlesener Kräutertee stammt aus biologisch zertifizierter Wildsammlung aus der Region der ukrainischen Karpaten

Seine aromatische und mild-herbe Note erinnert an Schwarztee, sein Duft an warmen Honig. Ivan Chai ist frei von Koffein, wirkt beruhigend und sorgt für Ausgeglichenheit und Wohlbefinden. Das macht ihn zum idealen Getränk für entspannte Abende. 

Probiere den Ivan Chai gleich mal aus!

Die Geschichte Kambodschas – Schreckensherrschaft der Khmer Rouge

Im ersten Teil unseres Rückblicks hast du von Kambodschas Entwicklung vom mächtigen Khmer Reich bis hin zum Nebenschauplatz des Vietnam Krieges erfahren.

Die Schreckensherrschaft der Khmer Rouge

Die Khmer Rouge errichteten eine der grausamsten Schreckensherrschaften des 20. Jahrhunderts. An der Spitze des Terrorapparates stand der unter dem nom-de-guerre bekannt gewordene Pol Pot, auch “großer Bruder” genannt. Er beherrschte das “Gefängnis ohne Wände” für drei Jahre.

Die genauen Todeszahlen sind bis heute unbekannt, weiterhin werden neue Massengräber entdeckt. Wahrscheinlich verloren zwischen 1,7 und 2,2 Millionen Menschen durch die Khmer Rouge ihr Leben –  etwa ein Viertel der damaligen Bevölkerung.

Unter ihnen waren viele ethnische Minderheiten, Intellektuelle, Mönche und andere Geistliche, Künstler*innen, Ausländer*innen sowie Beamte der alten Regierung. Sie alle wurden zu Klassenfeinden erklärt und sofort ermordet oder verhaftet und in Folter- und Verhörzentren inhaftiert. Das Sicherheitsgefängnis 21 in Phnom Penh ist das wohl berüchtigste dieser Folterzentren: Von den ca. 20,000 Insass*innen überlebten genau 7.

Doch auch andere Bevölkerungsgruppen wurde von den Khmer Rouge nicht verschont. Sie wollten Kambodscha in Anlehnung an vergangene Blütezeiten zu einer agrarischen Gesellschaft umbauen. Die Stadtbevölkerung als “Klassenfeind” wurde in langen Gewaltmärschen auf das Land zwangsumgesiedelt. Zehntausende verloren bei diesen teilweise wochenlangen Märschen ihr Leben. Zurück blieben Geisterstädte: Phnom Penh wurde innerhalb weniger Tage nach der Machtübernahme der Khmer Rouge von einer 2 Millionen zu einer 20,000 Einwohner-Stadt.

Unter strengster Überwachung mussten die Menschen auf den Feldern zu arbeiten, ein 12-Stunden Tag war dabei keine Ausnahme. Viele starben an Unterernährung, Überarbeitung und Krankheit. Wer sich wehrte, wurde sofort getötet. Im “neuen Zeitalter”, das die Khmer Rouge mit ihrer Machtübernahme ausriefen, blieb kein Platz für Individualität. Alle trugen schwarze Einheitskleidung, auch reden während der Arbeit war verboten.

Geld und Privatbesitz wurden abgeschafft, Bücher verbrannt und Tempel, Pagoden sowie Schulen, Betriebe und Krankenhäuser zerstört oder zu Folterzentren umfunktioniert. Mit Ausnahme der Staatspropaganda war jegliche Form der Unterhaltung verboten. Pol Pot kappte alle Verbindungen zur Außenwelt, mit seinem “Steinzeitkommunismus” wollte er Kambodscha zum autarken Staat machen.

Ende des Terrors, Beginn neuer Kriege

Über drei Jahre herrschten die Khmer Rouge Kambodscha während die internationale Gemeinschaft wegschaute. Erst Ende 1978 marschierte Vietnam in Kambodscha ein, Auslöser dafür waren mehrere Grenzüberschreitungen durch die Khmer Rouge gewesen. Innerhalb weniger Wochen eroberte die vietnamesische Armee Phnom Penh und beendete die Herrschaft der Khmer Rouge.

Das Terrorregime war damit zwar abgesetzt, dem Konflikt jedoch kein Ende gesetzt. Im Untergrund kämpften die Khmer Rouge weiter einen Guerilla-Krieg gegen die Regierung der vietnamesischen Besatzung. Sie bekamen Unterstützung von China und den USA, die dadurch Vietnam schwächen wollte. Ohne diese militärische und finanzielle Unterstützung wären die Khmer Rouge nach 1979 kaum zu ihrem noch zwei-Jahrzehnte andauernden Widerstand fähig gewesen.

1989 zogen sich die Vietnamesen aus Kambodscha zurück. Zwei Jahre später wurde ein Friedensabkommen zwischen den Khmer Rouge und der Regierung unterzeichnet. Eine Übergangsregierung der Vereinten Nationen sollte für Stabilität, Versöhnung und faire Wahlen sorgen. Die Khmer Rouge jedoch weigerten sich, die Wahlergebnisse anzuerkennen und führten ihren Guerillakampf weiter. Erst 1999 ergaben sich die letzten Khmer Rouge Kämpfer nach dem Tod ihres Anführers Pol Pot, der Bürgerkrieg wird damit endgültig beendet.

Versuche der Aufarbeitung

Drei Jahrzehnte vergingen zwischen dem Sieg über die Khmer Rouge und dem Beginn des Aufarbeitungsprozesses. Für die lange Verzögerung ist nicht nur der anhaltende Bürgerkrieg in Kambodscha verantwortlich; die Vereinten Nationen und westliche Staaten verschlossen lange ihre Augen vor dem, was passiert war. 1997 nutzen sie erstmals überhaupt den Begriff des Genozids für die Gräueltaten der Khmer Rouge.

2006 einigten sich Kambodscha und die Vereinten Nationen auf die Einrichtung Rote-Khmer Tribunal mit einzigartigen Strukturen: Opfer dürfen vor dem Gericht Klagen einreichen, die dann als Beweismittel gegen die Angeklagten verwendet werden.

Das Gericht arbeitet auch an kollektiven Entschädigungen für die Opfer. Dazu gehören Projekte zum Bau von Straßen und Schulen, aber auch Therapieangebote und Aufklärungsarbeit. Den Meisten ist bewusst, dass die Narben der Khmer Rouge Zeit dadurch nie ganz geheilt werden können. Sie zerstörten Infrastrukturen und Besitztümer sowie Dokumente über Landbesitz – und legten damit die Grundlage für Landraub. Die Ausrottung einer ganzen Generation von Intelligentsia ist bis heute durch Defizite beispielsweise im Justizsystem zu spüren.

Schätzungen zufolge leben rund 20% der Kambodschaner*innen mit posttraumatischen Belastungsstörungen, dazu kommen die immer noch spürbaren Verluste von Familienmitgliedern.

Umso wichtiger ist es, dass das Rote-Khmer Tribunal auch einen öffentlichen Diskurs anregt. Lange wurde in den Schulen nicht über die Khmer Rouge gesprochen, die junge Generation wusste kaum Bescheid. Obwohl das Thema im Bildungssystem immer noch nur oberflächlich behandelt wird und wenig Unterrichtsmaterial zur Verfügung steht, lernen mehr und mehr Kambodschaner*innen über die Vergangenheit ihres Landes.

Ein Blick in die Zukunft

Von außen betrachtet mögen die Ereignisse in Kambodscha eindeutig erscheinen: Es gibt Opfer und Täter, “gut und böse”. Tatsächlich funktioniert diese schwarz-weiße Sichtweise jedoch bis heute nicht, denn die Linien zwischen Opfern und Tätern verschwimmen. Kambodschas Premierminister Hun Sen war selber bis 1977 ein Khmer Rouge, ebenso wie viele andere Regierungsmitglieder. Frühere Kindersoldaten sind heute Teil der Gesellschaft. Auch höhere Entscheidungsträger leben ungestört weiter. In vielen Familien lassen sich sowohl Opfer als auch Täter finden, einige Menschen vereinen beide Rollen.

Es gibt also keine eindeutige Antwort auf die Frage, wie die Narben der Konflikte und Gräueltaten am besten zu heilen sind. Der Aufarbeitungsprozess muss weiter laufen, sowohl juristisch als auch inmitten der Gesellschaft.

Für die Kambodschaner*innen, vor allem die junge Generation, spielt aber nicht nur die Vergangenheit eine Rolle. Sie schauen in die Zukunft. Die Klimakrise und der Abholzungswahn stellen Kambodscha vor neue Herausforderungen mit neuen Konflikten. Auf der Suche nach langfristigen und nachhaltigen Perspektiven lohnt sich ein Blick auf den Kampot Pfeffer. Durch die Wiederbelebung des traditionsreichen Anbaus kommen Bäuer*innen in der Kampot Region zu einem sicheren Einkommen. So ist es auch im Sindora Garden. Die Gründer*innen Keo und Malika haben eine grüne Oase inmitten des abgeholzten und verwüsteten Süden Kambodschas geschaffen. Mit viel Zuwendung pflanzten sie hundert verschiedene einheimische Arten, die nun langsam wieder zu einem Wald heranwachsen und so die Böden wiederbeleben. Seite an Seite mit dem florierenden Wald wächst kostbarster Kampot Pfeffer, der nach alten Traditionen in sorgfältiger Handarbeit geerntet wird.

Die Geschichte Kambodschas – von Großmacht zu Bürgerkrieg

Die Geschichte Kambodschas – von Großmacht zum Bürgerkrieg

Mehr als ein Zehntel der Bevölkerung Kambodschas lebt in extremer Armut. Dafür sind auch  jahrzehntelange Konflikte und die dreijährige Terrorherrschaft der Khmer-Rouge verantwortlich. Die Aufarbeitung der Vergangenheit beschäftigt heute Kambodschaner*innen sowie die internationale Gemeinschaft. Ein Blick auf die bewegte Geschichte des kleinen südostasiatischen Landes lohnt sich, um Kambodscha und seine vielen Konflikte besser zu verstehen.

Längst vergangene Blüte

Vor über 1000 Jahren dominierte das mächtige Khmer Reich große Teile des südostasiatischen Festlandes. Seine Hauptstadt Angkor war die größte Stadt der Welt. Mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem gelangte sie zu ihrem Reichtum und Einfluss.

Doch befand sich das Khmer Reich auch im ständigen Konflikt mit seinen Nachbarn Vietnam und Thailand und konnte sich im 15. Jahrhundert schließlich nicht mehr gegen diese behaupten. Das thailändische Königreich eroberte Angkor, die Stadt verlor an Einfluss und Größe. 

Kambodschas darauffolgende “Middle Period” war geprägt von Kriegen und Grenzverschiebungen, Territorialverlusten und und einer zwischenzeitlichen vietnamesischen Besatzung.

Kambodscha als französisches Protektorat

1863 wurde Kambodscha zum französischen Protektorat. Damit war es vor Angriffen von Thailand und Vietnam geschützt, verlor aber auch jegliche Souveränität. Die Monarchie blieb zwar offiziell bestehen, das Sagen hatte der König aber nur noch innerhalb seiner eigenen Palastwände während die französische Kolonialverwaltung regierte.

Das änderte sich 1954 mit der kambodschanischen Unabhängigkeit schlagartig. Es beginnt eine neue Ära unter König Sihanouk. Um Kambodscha im Minenfeld des Kalten Krieges zu schützen, verpflichtet er sich außenpolitisch der absoluten Neutralität. Als einziges Land Indochinas versinkt Kambodscha nach der Unabhängigkeit nicht in Konflikt, sondern erreicht eine gewisse Stabilität. Auf dem Land wird Sihanouk als “Gottkönig” verehrt, denn hier sorgt er für Verbesserung in der Verkehrs- und Bildungsinfrastruktur.

Innerhalb Kambodschas jedoch kritisieren viele Linke auch das de-facto Ein-Parteiensystem und das repressive, oppositionfeindliche Klima.

Kambodscha an den Fronten des Vietnam Krieges

Bald schon verdichten sich die Ereignisse und dem hoffnungsfrohen Intervall seit der Unabhängigkeit wird ein jähes Ende gesetzt. Mit dem Vietnamkrieg geht Kambodschas Vorhaben einer streng neutralen Außenpolitik zunichte. Sihanouk erlaubt Vietcong-Truppen die Nutzung von kambodschanischem Gebiet und stößt damit auf viel Widerstand. Auch die USA sind von Kambodschas Parteinahme nicht begeistert, verhängen ein Wirtschaftsembargo und beenden die Militärhilfe. Ab 1969 starten sie zudem ein geheimes Bombardement Kambodschas, um den Vietcong zu vertreiben. Dabei verlieren auch über 100,000 kambodschanische Zivilist*innen ihr Leben. Die Ablehnung gegen die USA wächst und viele der Überlebenden gehen zu den Khmer Rouge an, die sich im Dschungel und den Grenzgebieten als Widerstand formieren. Chaos und Konflikte bahnen sich an.

Putsch und Bürgerkrieg

Verteidigungsminister Lon Nol ist ebenfalls nicht begeistert von der pro-vietnamesischen Richtung, die Sihanouk einschlägt. 1970 putscht er sich an die Macht. Er will die Vietcong-Truppen aus Kambodscha vertreiben. Der abgesetzt Sihanouk bildet zusammen mit den Khmer Rouge in China eine Exilregierung, die sich dem Sturz von Lon Nols verpflichtet.

In Kambodscha beginnt damit ein verheerender Bürgerkrieg zwischen Lon Nol und den Khmer Rouge mit Anhängern Sihanouks und Unterstützung aus Vietnam. Zehntausende sterben in den Kämpfen oder werden von den Khmer Rouge ermordet, die erste “ethnische Säuberungen” gegen Vietnamesen und andere Minderheiten durchführen.

Inmitten des Chaos flieht der Premierminister Lon Nol 1975 aus Kambodscha und die Khmer Rouge übernehmen die Macht. Jubelnd werden sie am 17. April 1975 in Phnom Penh von der Bevölkerung begrüßt, die sich über ein Ende des Bürgerkrieges freut. Nur die wenigsten können sich vorstellen, welche neuen, unvorstellbaren Schrecken auf sie zukommen.

Mehr über die Khmer Rouge und die Narben, die sie in der heutigen Gesellschaft hinterlassen haben, erfährst du im zweiten Teil.

Die Geschichte des Pfeffers

Pfeffer als Standardgewürz in jedem Haushalt? Das war vor gerade mal 200 Jahren noch unvorstellbar. Nicht ohne Grund wurde Pfeffer auch als schwarzes Gold bezeichnet, denn in Europa konnte sich lange nur eine kleine Oberschicht seinen Genuss leisten.

Wo der Pfeffer wächst

Seinen Ursprung hat das allbekannte Gewürz in Südindien. Schon vor über 4000 Jahren finden sich dort die ersten Erwähnungen von Pfeffer. Nicht nur in der Küche wurde er verwendet, sondern auch für Rituale in Tempeln.

Bereits um 1000 v. Chr. kam Pfeffer nach Ägypten und auch in der traditionellen chinesischen Heilmedizin spielt er schon lange eine Rolle. Den Einzug nach Europa erlebte Pfeffer erst deutlich später: Vor etwa 2500 Jahren gelangte er über persische Händler, die ihn an Griechen und Phönizier verkauften, nach Athen, Sizilien und vermutlich sogar auch Marseille.

Im antiken Griechenland lobte Hippokrates den Pfeffer als Heilmittel. Doch während die kurierende Wirkung des Pfeffers bekannt war, wussten nur wenige in Europa vom Ursprung des “schwarzen Goldes”. Die arabischen Händler machten bewusst ein Geheimnis daraus. Sie verbreiteten abschreckende Geschichten von Drachen und giftigen Schlangen als Wächter der Pfefferplantagen. So wollten sie ihre Monopolstellung über das lukrative Geschäft behalten. Nur eins war allen klar: Das exotische Gewürz kam von weit weg – von da, wo der Pfeffer wächst.

Mit Pfeffer zum Aufstieg

Im 1. Jahrhundert v. Chr. entdeckten die Römer das Geheimnis der Monsunwinde. Dadurch konnten sie schneller nach Indien gelangen und direkte Handelsbeziehungen zur “Pfefferküste” aufbauen. Die arabischen Händler verloren ihre Monopolstellung. Der Pfefferhandel wuchs und damit auch die Lüste der reichen Römer. In Speis und Trank wurde das kostbare Gewürz beigemischt. Zur Dekoration und Verbreitung von Düften durfte es in Schalen – sogenannten Piperatoria – in einem guten Haushalt nicht fehlen.

Auch Roms Feinde wussten von der Kostbarkeit des Pfeffers: Im Jahr 408 musste die Stadt unter anderem Pfeffer an die Goten abgeben, um sich von deren Belagerung freizukaufen.

Nicht nur Rom profitierte mit hohen „Pfefferzöllen“ vom Handel mit dem schwarzen Gold. Im 3. Jahrhundert v. Chr. verhalf Pfeffer Alexandria zum Aufstieg. Über 1000 Jahre später wurde Venedig nach dem Untergang des Römischen Reiches durch den Handel mit Gewürzen wohlhabend.

Auch Einzelpersonen – die „Pfeffersäcke“ – machten gute Geschäfte: Kaufleute aus Nürnberg und Augsburg erwarben in Venedig Pfeffer und verkauften ihn mit einem Aufschlag von bis zu 600% weiter. So entstanden wahrhaft gepfefferte Preise: zwischenzeitlich kostete ein Kilogramm umgerechnet 80.000 Euro!

Wettstreit um die besten Handelsrouten

Wer kennt sie nicht: Die abenteurlichen Geschichten der “Entdeckungsfahrten” des 15. und 16. Jahrhunderts. Doch wusstest du, dass sie auch von der Aussicht auf lukrative Geschäfte mit Gewürzen geprägt waren? Vasco da Gama soll ganz besonders vernarrt in Pfeffer gewesen sein. Die Entdeckung des Seeweges nach Indien über das Kap der guten Hoffnung war daher ein riesiger Erfolg.

Spanien, Portugal und die Niederlande standen in harter Konkurrenz zueinander: Alle wollten sich die besten Zugänge zu den Quellen und Umschlagplätzen des Pfeffers sichern. Die neu gegründeten Handelskompanien wetteiferten miteinander, keine von ihnen schaffte es jedoch je zur Monopolstellung.

Ab dem späten 18. Jahrhundert erlebte der Pfeffer in Europa einen grundlegenden Wandel. In der französischen Küche war das übermäßige Würzen zunehmend verpönt, nur Pfeffer als Standardgewürz blieb davon erspart. Mit immer mehr Handelsrouten nach Indien und neuen Anbaugebieten wurde er auch für das „Einfache Volk“ erschwinglicher.

Kleines Korn, große Macht

Heute macht Pfeffer über 20% der Gewürzimporte nach Deutschland aus. Er darf in keiner Küche fehlen. Doch finden sich auch noch Spuren aus seiner Zeit als schwarzes Gold, zum Beispiel im Begriff der „peppercorn rent“. Im Mittelalter war Pfeffer aufgrund seines hohen Wertes eine anerkannte Währung und wechselste auch beim Grundstückshandel Besitzer. Im englischen Recht beschreibt die Peppercorn Rent noch heute eine symbolische Bezahlung, die einen Vertrag rechtlich bindend macht. Auch umgangssprachlich wird von besonders günstigen „Pfefferkorn-Mieten“ geredet. Die University of Bath in der Nähe von Bristol ist im Genuss einer solchen: Sie zahlt der Stadt jährlich ein einzelnes Pfefferkorn als Miete für ein gepachtetes Grundstück. In einer silbernen Kiste wird es bei einem zeremoniellen Abendessen übergeben.

So werden wir daran erinnert, wie die kleinen schwarzen Körner einst über Macht und Reichtum mitentschieden.

Heute schafft der Pfefferanbau Perspektiven für Kleinbäuer*innen. So auch im Sindora Garten in Kambodscha, wo der einzigartige Kampot Pfeffer inmitten eines wieder zum Leben erweckten Ökosystems gedeiht. Begib dich mit dem Kampot Pfeffer von Conflictfood auf eine genussvolle Zeit- und Weltreise.