iF SOCIAL IMPACT PRIZE!

Juhuu – Conflictfood gewinnt den iF Social Impact Prize!

Sie haben eine neue Nachricht:
“Congratulations –  14 jury members from Taiwan, China, Brazil, Korea, Spain, The Netherlands and Germany have decided to support your project “Conflictfood” to help you continue the good work!”

Ein lautes “Juhuu”, denn die Freude ist groß: Wir haben den weltweit anerkannten iF SOCIAL IMPACT PRIZE 2018 gewonnen und sind überaus stolz auf diese Auszeichnung.

Conflictfood teilt sich den mit 50.000 Euro dotierten Preis mit vier weiteren sozialen Projekten aus der ganzen Welt. Mit dabei ist die Rescue Foundation aus Mumbai in Indien, das Projekt Garbage Clinic Insurance aus Malang in Indonesien, X-runner aus dem schweizer Küsnacht und das Projekt Girls Not Wives aus Kaduna, Nigeria. Der iF Industrie Forum Design, ist bekannt dafür, dass er seit 1954 mit dem renommierten iF DESIGN AWARD Leistungen im Bereich Design und Produktgestaltung aus der ganzen Welt auszeichnet. Der iF hat sich neben diesem auch die Unterstützung sozialer Projekte auf die Fahne geschrieben – insbesondere, wenn Design eine wichtige Rolle spielt.

Seit 2017 wird der IMPACT PRIZE an eindrucksvolle Projekte und Initiativen vergeben, die das Zusammenleben der Menschen positiv beeinflussen. Soziale Projekte von Unternehmen, Designstudios, NGOs, Stiftungen sowie öffentlichen und private Einrichtungen weltweit haben sich zum iF Social Impact Prize angemeldet.

Kriterium für die Auszeichnung ist, dass sich das eingereichte Projekt mit mindestens einem der Ziele für Nachhaltige Entwicklung oder auch SDG (Sustainable Development Goals) widmet. Ein 2015 von der UN verabschiedeter Versuch der internationalen Staatengemeinschaft globale Herausforderungen gemeinsam zu lösen. 17 nachhaltige Entwicklungsziele wurden aufgestellt, welche bis 2030 erfüllt werden sollen. Diese wurden zwar ausschließlich von Regierungsvertretern ratifiziert, jedoch spielt die Privatwirtschaft eine maßgebliche Rolle.Wir freuen uns riesig über diese Auszeichnung, die unser Projekt mit einer Förderung bezuschusst um dieses fortzusetzen und weiterzuentwickeln.

Und was wir mit dem Preisgeld anstellen? – Na da weitermachen, wo wir aufgehört haben, denn es gibt noch viel zu tun! Unsere nächste große Reise nach Afghanistan steht schon vor der Tür.

Wir packen schon fleißig unsere Koffer. Und sind froh, dass durch das gewonnene Preisgeld die Finanzierung der Reise und der Aufbau neuer Handelsbeziehungen gesichert ist. Konkret werden wir in den nächsten Wochen unterschiedliche Bäuerinnen und Bauern in Afghanistan besuchen und eine Vielzahl von Köstlichkeiten verkosten dürfen. Nur aus den besten schnüren wir dann unsere Friedenspakete, die du dann in unserem Shop finden kannst.

What a great honor to win the iF SOCIAL IMPACT PRIZE 2018! We are very thankful and happy that iF is joining Conflictfood’s journey – literally: the support we have received helps us to make this year’ s trip to farmers in Afghanistan. Through fair and direct trade we can open up new markets to them and tackle poverty at the root. Thank you, iF!

SHOP

HERKUNFT DES SAFRANS

Wie der Safran nach Afghanistan kam

Der größte Produzent von Safran ist das afghanische Nachbarland, der Iran. Er beliefert über 90% des Weltmarktes, die Stadt Mashad ist das Zentrum des Safrananbaues.
In Zeiten des Krieges gegen die russische Besatzungsmacht mussten Millionen Afghanen in den Iran fliehen. Viele fingen an bei Bauern zu arbeiten und erlernten dort den Anbau und die Kultivierung von Safran. Die Familien, die in ihre Heimat zurückkehrten, brachten Safran-Knollen mit und begannen das neu erworbene Wissen anzuwenden. NGOs vor Ort wurden auf diese Entwicklungen aufmerksam und entdeckten die Möglichkeiten, dass gerade in ländlichen Gebieten der Safran eine echte und einträgliche Alternative bot – dass er sogar das Potenzial hat den bislang großflächigen Opiumanbau vollständig zu ersetzen. Safran wirft nämlich ähnlich hohe Erträge ab und hat einen ebenso guten Markt wie Opium. 

Nach Abzug der Sowjetarmee und dem Fall des Taliban-Regimes wurden Kleinbauern zunehmend von unterschiedlichen Organisationen in ihrem Bestreben befördert, sich vom Opium abzuwenden und sich stattdessen auf den Safrananbau zu spezialisieren. Sie wurden weiter geschult, ausgebildet und erhielten einen fundierten Einblick, angefangen beim Anbau, über die Ernte bis hin zur Verarbeitung. 

Khorasan - Die Perle des Ostens

Die antike Stadt Herat im heutigen Afghanistan befindet sich auf der ehemaligen Route der legendären Seidenstraße. Aber Herat hatte in seiner langen Geschichte auch noch andere Namen, man nannte die Stadt auch das “Florenz Asiens”. Es war Teil des altpersischen Reichs und ein Zentrum für Handel, Kunst und Kultur. Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde ein neues Königreich ausgerufen und die ganze Region, Herat, Mashad und einige kleinere Städte, wurden zu “Khorasan”, der “Perle des Ostens”. Über Herat und seine Schätze erfahrt ihr demnächst mehr, aber nun zurück zum Safran.

Durch diese Entwicklung lassen sich die vielen Gemeinsamkeiten sprachlicher, aber auch geisteswissenschaftlicher Natur auf beiden Seiten der afghanisch-iranischen Grenze erklären. Doch die Verbindung zum Iran ist nicht nur kulturhistorisch, sondern auch ökologisch zu betrachten: Die guten Vorrausetzungen bezüglich Boden, Wasser und Klima sind sich in Herat und Mashad sehr ähnlich. Der Safran aus der Provinz Herat hat eine hohe Qualität, und der aus dem Ghorian-Distrikt soll sogar weltweit der Beste sein

Safran aus Herat

Im Jahr 2008 haben sich einige Agraringenieure mit Safran-Bauern zusammengetan und verfolgen nun das gemeinsame Ziel der Kultivierung von Safran. Unser Kontakt vor Ort ist die deutsche NGO Help – Hilfe zur Selbsthilfe e.V., und diese hat uns mit Agrarwissenschaftlern der Universität in Herat zusammengebracht. Ihr Fachgebiet ist der ökologische Anbau von Safran. Ein Team der Uni berät nun die Kleinbauern in ihrer Tätigkeit und unterstützt sie in Fragen der Agrarkunde. 

Help e.V. forscht und arbeitet als wirtschaftlicher Impulsgeber für strukturschwache Regionen in Afghanistan ebenso am Thema Safran. Wir von Conflictfood pflegen einen engen Kontakt zu Help e.V. und haben von diesem wunderbaren Projekt erfahren und sind froh und dankbar, es fördern zu dürfen!

Volle Frauenpower!

Conflictfood hat sich für euch auf die Suche nach dem „Roten Gold“ gemacht und fand diesen auf dem Feld eines Frauenkollektives, westlich von Herat. In unserem nächsten Beitrag lernt ihr die Gruppe starker, afghanischer Frauen kennen, die ihr selbstverwaltetes Kollektiv gegründet haben!

SHOP

PALÄSTINAS OLIVENBÄUME – FRIEDENSSYMBOL IM WASSERKONFLIKT

Warum Wege aus der Wasserkrise nicht nur in Olivenhainen, sondern auch auf Freekeh-Feldern beginnen…
Etwa 800 000 Olivenbäume wurden im Konflikt zwischen Israel und Palästina seit 1967 entwurzelt – eine Fläche von 33 Central Parks oder als mehr 15000 Fußballfelder. Das ist nicht nur wirtschaftlich verheerend, sondern auch ein Angriff auf das Selbstverständnis palästinensischer Bauern, für die der Anbau und die Pflege des historisch symbolträchtigen Olivenbaumes identitätsstiftend und aufgrund der Wasserknappheit lebensnotwendig ist.

"Bei jedem Tropfen Wasser muss ich genau überlegen für was ich ihn benutze"

Wassermangel ist ein substantielles Problem in Palästina. Obwohl die in der Westbank vorhandenen Wasserressourcen potentiell für alle Bewohner ausreichen würden, sind die palästinensischen Gemeinden nur unzureichend mit Wasser versorgt. Ihr Brunnenbau wird stark kontrolliert und unterliegt militärischen Sondergenehmigungen. Außerdem ist das staatliche israelische Unternehmen Mekorot zuständig für die Wasserversorgung. Während der israelischen Bevölkerung täglich ca. 300 Liter pro Kopf zur Verfügung gestellt werden, bekommen Palästinenser nur etwa 70 Liter von Mekorot geliefert. Das sind 30 Liter weniger als die WHO für den täglichen Mindestbedarf empfiehlt. Schon von weitem erkennt man die palästinensischen Dörfer in der Westbank an den schwarzen Wasserbehältern auf den Dächern. Darin speichern die Familien einen Teil des Wassers für die Dürreperioden im Sommer. Im Sommer 2017 erreichte die Wasserkrise einen Höhepunkt – in einigen Dörfern rund um Salfit, Jenin und Hebron floss 40 Tage kein Wasser mehr. Enas Taha, eine Anwohnerin des Dorfes Kafr al-Deek, erzählte dem Nachrichtenportal Al-Jazeera: „Jeden Tag checke ich den Wetterbericht. Bei jedem Tropfen Wasser muss ich genau überlegen für was ich ihn benutze. Das Wasser reicht kaum, um zu trinken, kochen und sich zu waschen. Manchmal kann ich wochenlang unser Haus nicht putzen oder die Wäsche waschen. Es ist so heiß, trocken und staubig hier – das ist einfach nur erschöpfend“.

© http://visualizingpalestine.org/

Die mangelhafte Wasserversorgung betrifft natürlich nicht nur die Haushalte, sondern hat auch Folgen für die Landwirtschaft und Biodiversität. Viele traditionelle Obst- und Gemüsesorten werden nicht mehr angebaut, da die Felder nicht ausreichend bewässert werden können. Die Folge ist eine Konzentration auf Pflanzen wie Olivenbäume, die langfristig mit dem Regen auskommen, der in den Wintermonaten fällt. Bis zu 4000 Jahre alt sind einige Bäume in Palästina – sie sind die ältesten der Welt und wurden seit Generationen von Familien gepflegt. Historisch hat der Olivenbaum eine besondere symbolische Bedeutung – mit seiner Robustheit, steht er für Durchhaltevermögen, Resistenz und Frieden. In der biblischen Sintflut-Erzählung überbringt eine von Noah gesendete Taube bei ihrer Rückkehr zur Arche die frohe Botschaft „Land in Sicht“ – dabei hält sie einen Olivenzweig. Auch der Koran verweist auf den gesegneten Ölbaum, der Licht schenkt. Später, Mitte des 20. Jahrhunderts, greift Pablo Picasso dieses Bild wieder auf. Als Leitbild für den Weltfriedenskongress entwirft er die berühmte Zeichnung der weißen Friedenstaube, die ebenfalls den Olivenzweig im Schnabel trägt.

Eine Friedenstaube mit Olivenzweig an einer Mauer in Bethlehem

Olivenbäumen und Freekeh-Felder als Wege aus der Wasserkrise​

Heute machen Oliven 70% der Frucht- und Gemüseproduktion Palästinas aus und generieren damit 14% des wirtschaftlichen Einkommens. Das bedeutet, etwa 80 000 Familien sind von den grünen saftigen Steinfrüchten abhängig. Aber, obwohl Olivenbäume eine wichtige Einnahmequelle sind, hat ihre Kultivierung auch bittere Nebenwirkungen. Die starke Konzentration der Bauern auf Oliven hat ein Überangebot zur Folge, das für einen schleichenden Preisverfall sorgt. So sind auch die Bauern, deren Olivenhaine nicht ohnehin schon im Konflikt zerstört wurden, zunehmend von prekären Produktionsbedingungen betroffen. 

Deshalb hat Conflictfood sich eine Möglichkeit überlegt, mit der wir Palästinas Bauern und die ökologische Diversität nachhaltig fördern können: Indem wir langfristig eine Nachfrage für das traditionsreiche Wunderkorn Freekeh aufbauen ohne dabei das Land auszulaugen. Freekeh bietet deshalb eine nachhaltige landwirtschaftliche Alternative im Wasserkonflikt, weil es eine Art von Weizen ist, der noch unreif und grün geerntet wird und somit im Anbau deutlich weniger Wasser als anderes Getreide benötigt.
Bei uns gibt es das wunderbare Korn mit dem freakigen Namen übrigens zu kaufen! Als ganzes Korn und in Bio-Qualität ist es die perfekte Zutat für deine gesunden Gerichte.

SHOP

MYANMAR – WOHIN GEHT’S?

gif-2

Der Weg in Richtung Demokratie...

… ist für Myanmar ein steiniger. Wie steht es aktuell um das faszinierende Land? Welche Rolle spielen Wirtschaft und Handel, Politik und Menschenrechte? Wir wollen das Bild des Landes schärfen und die Frage klären, in welche Richtungen sich Myanmar entwickeln kann. 

Um diese Aspekte auszuloten organisierte Cultivating Peace e.V. am 12. Februar 2018 das Symposium „Myanmar – wohin geht’s?“ im Unicorn.Berlin. Die Veranstaltung war bis auf den letzten Platz ausgebucht! 130 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten unserer Einladung.

Ein genauer Blick auf Myanmars Geschichte, Politik und Wirtschaft

Um unseren Fragen auf den Grund zu gehen haben wir ein spannendes Podium mit Myanmar-Expert*innen zusammengestellt. Die Moderation übernahm Sven Hansen, Asien-Redakteur der taz. die tageszeitung

Dr. Hans-Bernd Zöllner
(Freiberuflicher Südostasienwissenschaftler, Research Fellow des Numata Zentrums für Buddhismuskunde, Hamburg
„IS small MORE BEAUTIFUL IN MYANMAR? Einige Bemerkungen zur (Wirtschafts-)Geschichte des Landes“ – Download der Präsentation

Richard Roewer
Doktorand Leibniz Institut für Globale u. Regionale Studien & DPhil Candidate, University of Oxford
„Neue Demokratie oder neuer Autoritarismus? Myanmar im Wandel“ – Download der Präsentation

Jella Fink
Ethnologin, TU Dortmund & Myanmar-Institut e.V., Berlin
„Entrepreneurship in Myanmar: Unternehmerinnen und ihre Innovationsstrategien von Yangon bis Kengtung“ – Download der Präsentation

Simon Welte
Mitgründer & Geschäftsführer Alsharq Reise & Consultant in der EZ, Berlin
„Politische Studienreise nach Myanmar – Erfahrungen aus der Praxis“ – Download der Präsentation

Ulla Kroeber
Gründerin Hla Day, Yangon
„Running a social business in present day Myanmar“ – Download der Präsentation

Myanmar hören, sehen und schmecken!

Nebst den spannenden Vorträgen wurden zwei Kurzfilme der Yangon Film School gezeigt:

  • Traditional leg rowing at Inle Lake“, Regie: El Win Htein, Khu Sae Yal, El Than Soe Aung, El Myo, Htet Aung, El Zin Ko Latt, Mal Ngway Taryi
  • „Made in Mandalay“, Regie: Nay Linn Htun

Außerdem gab es für die Dauer des Symposiums 20 Großformatige Fotografien von den Reisen vom Conflictfood-Team durch Myanmar zu sehen.

Natürlich haben wir auch für die Verköstigung unserer Gäste gesorgt. Das Buffet, ausgerichtet von Conflictfood, bot Gerichte mit Zutaten aus direktem und fairem Handel mit Kleinbauern aus Konfliktregionen – darunter auch kulinarische Köstlichkeiten aus Myanmar.

Hier findest du einen Überblick des Programms.

SHOP

DIE TRAGÖDIE DER ROHINGYA – EIN INTERVIEW

Ein trauriger Rekord

Ethnische Spannungen prägen den Vielvölkerstaat Myanmar. Besonders traurig erscheint die fast rassistische Verachtung, die einer ganz bestimmten Volksgruppe entgegengebracht wird: Die Rohingya, eine Minderheit, die anders glaubt, anders betet und anders aussieht, als die buddhistische Mehrheit.

Ca. 1,2 Millionen Rohingya leben teilweise gefangen hinter Stacheldraht in Camps oder sind auf der Flucht. Die Vereinten Nationen sehen in den Rohingya die weltweit am stärksten verfolgte Minderheit. Ein trauriger Rekord, der sich durch das Entziehen der Staatsbürgerschaft 1982 aufbaute, 2015 in Massenfluchten mit Schiffen eskalierte und heute wieder dazu führt, dass Tausende getötet werden und Hunderttausende von ihnen auf der Flucht sind.

Der burmesischen Armee werden Morde, Brandschatzung und Massenvergewaltigungen vorgeworfen. Auch radikale buddhistische Mönche haben aus ihrer Religion eine aggressive und ultranationalistische Ideologie gemacht. In ihrer Vereinigung mit dem Namen Ma Ba Tha schüren sie den Hass auf die Rohingya und schrecken nicht vor Gewalt zurück.

Im Gespräch mit…

Kyaw Soe Aung ist selbst Rohingya und vertritt die Positionen seiner Volksgruppe in der Partei Democratic and Human Rights Party. In Yangon treffen wir ihn zu einem Gespräch.

Herr Kyaw, wie ist die Situation für Sie in Myanmar?

Als Rohingya leben wir staatenlos und sind in unserer Heimat nicht anerkannt. Wir bekommen keinen Ausweis oder Pass, eine Geburtenregelung  erlaubt uns nicht mehr als zwei Kinder zu bekommen. Unsere muslimischen Geburtsnamen dürfen wir auch nicht tragen. Wenn wir heiraten wollen, müssen wir um staatliche Erlaubnis bitten, auf diese warten wir oft viele Jahre. Legal ausreisen dürfen wir sowieso nicht. Sollte uns dies doch gelingen, dürfen wir nicht wieder zurück in die Heimat.
Die meisten Rohingya leben im Bundesstaat Rakhine. In der Hauptstadt Sittwe leben die meisten wie in einem Freiluftgefängnis, abgeriegelt in einem Ghetto. Oder in einem der vielen sogenannten IDP-Camps, also Lager für Binnengeflüchtete.

Wie ist die Situation in diesen Lagern?

Die Lage ist katastrophal! Die Menschen haben kaum Zugang zu Trinkwasser, viel zu wenig Nahrungsmittel, Zelte, Decken und fast keine sanitäre Anlagen. Es gibt keine Schulen, keine Ärzte, nichts. Viele Kinder leiden zum großen Teil unter Darm- sowie auch ansteckenden Hautkrankheiten. Die Kindersterblichkeit ist hoch, doppelt so viele schwangere Frauen sterben hier als in gesamt Myanmar. Die Behörden regulieren den Zugang für internationale NGOs sehr streng. Viele Hilfsorganisationen werden sogar aus der Region verwiesen. Unser Volk ist nicht sicher.

Gibt es Sicherheit in den Nachbarländern?

Zehntausende von uns fliehen regelmäßig mit Booten in Richtung Bangladesch, Thailand und Malaysia. Dafür gilt es zuerst die Polizei an der Küste zu bestechen, die Schmuggler zu bezahlen und eine lange und gefährliche Reise auf einem überfüllten Fischerboot zu überleben. In Thailand, Indonesien und Malaysia werden viele als Arbeitssklaven oder teilweise Sexarbeiterinnen verkauft. Als staatenlose Menschen sind wir besonders gefährdet, Opfer von Menschenhandel zu werden. Wir werden nirgendwo offiziell vermisst.

Wie kam es zur Staatenlosigkeit?

Im Jahr 1982 beschloss die Regierung, jenen Volksgruppen die Staatsbürgerschaft abzuerkennen, die nicht vor 1824 in Myanmar ansässig waren. Obwohl historische Belege den Nachweis liefern, dass wir Rohingya seit Jahrhunderten Teil des Landes und der Gesellschaft sind, wurde uns die Staatsbürgerschaft entzogen. Es gibt zwar mindere Bürgerschaftsgrade und diese sind uns theoretisch zugänglich. In der Praxis allerdings wird der Zugang durch schikanöse Bestimmungen blockiert und de facto unmöglich gemacht. Daher die Staatenlosigkeit. Wir sind der Willkür von Polizei, Militär und Behörden weitgehend schutzlos ausgeliefert.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche mir Frieden zwischen den Religionen und den hier lebenden Völkern. Doch leider ist die Situation soweit eskaliert, das es ohne den Druck der internationalen Gemeinschaft schwer wird, die rechtliche Situation der Rohingya  aber auch anderer Minderheiten zu verbessern. Die Welt muss auf die Regierung von Myanmar Druck ausüben. Wir haben große Hoffnungen auf Aung San Suu Kyi gesetzt aber sie ist zu schwach gegenüber den Militärs und den radikalen Buddhisten-Gruppen im Land. Eine Blauhelm-Mission wäre ein erster wichtiger Schritt, um unserem Volk eine sichere Zukunft zu ermöglichen.
Und den NGOs muss wieder uneingeschränkter Zugang in die Geflüchteten-Camps gewährt werden, sodass die humanitäre Katastrophe endlich ein Ende hat.

SHOP

FASTEN & GESUNDHEIT

Kunstwerk von Daniel Spoerri

Eine Exkursion in die Welt des Fastens

Detox und Entschlackung sind Begriffe, über die man zur Zeit häufig stolpert. Das Fasten scheint für viele Menschen, gerade hier im Westen, immer mehr in Mode zu kommen. Sogar die Linderung von diversen chronischen Krankheiten wird dem Fasten zugesprochen, sodass viele Heilpraktiker und Ärzte dem Ganzen sehr positiv gegenüber stehen. Seinen Körper zu entgiften und sich von alten Essgewohnheiten zu verabschieden ist aber keineswegs neu. Fasten ist ein uraltes Ritual der verschiedensten Religionen und naturheilkundliche Therapieform zugleich.

Was hat das Fasten mit den großen Religionen dieser Welt zu tun? Und wie wird das Fasten aus medizinischer Sicht betrachtet? Hat es auch Auswirkungen auf die Psyche? Eine kleine Exkursion in die Welt des Fastens soll hier ein wenig Klarheit bringen.

 
Gernot, der Mitgründer von Conflictfood, hat 7 Wochen gefastet. Wir fragen nach:

Wie hast du gefastet?
Der Plan war, 7 Wochen auf Alkohol und Zucker zu verzichten.

Ist es dir gelungen?
Auf Alkohol zu verzichten, fiel mir leicht. Beim Zucker war ich anfangs sehr streng, ich habe sogar auf versteckten Zucker in Joghurts und dergleichen verzichtet. Leider habe ich bereits nach wenigen Tagen wieder aufgegeben und Zucker war schnell wieder auf meinem Speiseplan.

Warum hast du gefastet?
In meiner Kindheit war es üblich, kurz vor Ostern auf Fleisch und Alkohol zu verzichten. Ich wollte aber vor allem ausprobieren, ob ich mir ein Ziel stecken und fokussiert darauf hinarbeiten kann. Gelungen ist es dieses Jahr aber leider nur teilweise, ich versuche es aber bestimmt wieder.

Fasten in den verschiedenen Religionen

Fasten ist tatsächlich ein fester Bestandteil der meisten Religionen. Der Gläubige soll sich durch das Fasten wieder mehr auf seinen Glauben konzentrieren und Gott näherkommen. Alle großen Religionsstifter haben eine Phase des Verzichts erfahren. Mohammed fastete, bevor ihm der Koran offenbart wurde, Moses stieg auf den Berg Sinai und fastete 40 Tage, bevor er Gottes Wort empfing, und Jesus zog sich vor seinem öffentlichen Wirken 40 Tage zum Fasten in die Wüste zurück.

Christentum

Bei den Christen dauert die Fasten- oder Passionszeit von Aschermittwoch bis Karfreitag. In diesen 40 Tagen soll sich der Mensch durch Enthaltsamkeit neu besinnen, Buße tun und die Nähe zu Gott suchen. Christen denken in der Fastenzeit besonders über ihren Glauben und über ihre Lebensweise nach. Sie überlegen, was sie künftig besser machen können und wie sie anderen Menschen helfen können, denen es schlechter geht als ihnen selbst.
Es gibt heute keine strengen Regeln mehr bzw. sind diese regional recht unterschiedlich. Jeder kann für sich selbst entscheiden, ob und wie er die Fastenzeit gestalten will. Seit Jahren ruft z.B. die evangelische Kirche zu ihrer Aktion „7 Wochen ohne“ auf. Egal ob sieben Wochen ohne Fleisch, Alkohol, Nikotin, Süßigkeiten oder Fernsehen, die Menschen sollen die Zeit nutzen, ihren Lebensstil zu überdenken und neue Perspektiven zu finden.

Islam

Im Islam ist das Fasten ein göttliches Gebot, eine der fünf Säulen dieser Religion. Gefastet wird im Ramadan, dem neunten Monat des islamischen Mondjahres. Das Fasten hat den Charakter einer Bußübung. Die Seele soll gereinigt und geläutert, die Beziehung zu Gott und den Mitmenschen gefestigt werden.
30 Tage lang dürfen Muslime in dieser Zeit zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang nicht essen, trinken oder rauchen. Auch der Geschlechtsverkehr ist untersagt. Das abendliche Fastenbrechen findet in größeren Gruppen statt, so hat der Ramadan einen stark familiären und gemeinschaftsfördernden Charakter. Auch Gastfreundschaft und großzügige Spenden für die Armen sind während des Ramadans von großer Bedeutung. Die 30 Tage dienen auch der Reflexion: Man reflektiert die vergangenen 11 Monate versucht sich in mehr Achtsamkeit.


Salem, der Mitgründer von Conflictfood, fastet seit vielen Jahren im Monat Ramadan. Wir fragen nach:

Wie fastest du?
Ich faste jedes Jahr für 30 Tage. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang esse und trinke ich nicht.
Wann ist denn Ramadan genau?
Da der islamische Kalender sich nach dem Mond richtet, wandert der Monat Ramadan durch alle Jahreszeiten. Seit einigen Jahren ist es eine besondere Herausforderung weil die Sommertage so lange sind.
Warum tust du das?
Nicht zu Essen und zu trinken sind nur die äußeren Erscheinungsmerkmale des Fastens. Der Ramadan hat eine noch viel tiefer gehende, spirituelle Dimension. Es geht um Selbstbeherrschung und Konsumverzicht, die Materiellen Dinge des Lebens treten zurück.
Es ist nicht nur eine der Säulen meines Glaubens, es stärkt meinen Charakter und meine Willenskraft und tut Geist und Körper gut.

Buddhismus

Schaut man auf den Buddhismus, so lehrte Buddha den Weg der Mitte. Selbstkasteiung lehnte er ab. Weder Völlerei noch Hunger sind demnach empfehlenswert. Wenig essen erleichtert aber die Meditation auf dem Weg zum inneren Frieden und der Erleuchtung.
Deshalb verzichten buddhistische Mönche und Nonnen täglich nach zwölf Uhr mittags auf jegliche Nahrung. Daneben gibt es monatliche Fastentage.

Judentum

Im Judentum ist Jom Kippur der große Versöhnungs- und Fastentag. An diesem Tag darf weder gegessen, getrunken noch geraucht werden. Man wäscht sich nicht, ist sexuell enthaltsam und geht nicht zur Arbeit, alle zuvor begangenen Sünden sollen an diesem Tag gesühnt werden. Darüber hinaus gibt es fünf weitere allgemeine Fastentage, an denen die Juden traurigen Ereignissen der jüdischen Geschichte gedenken. An ihnen darf auch weder getrunken noch gegessen werden.

Kunstwerk von Daniel Spoerri

Fasten als Heilmethode

Betrachtet man das Fasten aus medizinischer Sicht, so findet man eine Vielzahl an Studien und Ratgebern, die dem Fasten eine positive Wirkung auf den menschlichen Körper nachsagen. Das Heilfasten beeinflusst ganz erheblich die Vorgänge in unserem Körper. Eine der bedeutendsten Wirkungen ist dabei die Stärkung unser körpereigenen Abwehrkräfte. Während im normalen Essalltag unser Immunsystem kräftig in den Verdauungsprozess mit einbezogen wird, kann es sich während einer Fasten-Phase deutlich stärker auf die Beseitigung krankmachender Eindringlinge stürzen. Heilfasten wird daher auch häufig als der innere, eigene Arzt bezeichnet. In den meisten Fällen ist es folglich auch eine absolut positive Reaktion des Körpers, wenn man während einer Krankheit keinen Appetit verspürt und nichts essen mag. Ein weiterer schöner Nebeneffekt des Fastens ist die zunehmende Sensibilisierung unserer Geschmacksnerven. Da kann es durchaus vorkommen, dass bereits der Geruch bestimmter ungesunder Lebensmittel plötzlich regelrecht abstoßend wirkt.

Entschlackung des Geistes

Darüber hinaus hat das Heilfasten auch eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf unsere Psyche. Nachdem die ersten, gelegentlich beschwerlichen Tage des Fastens vorüber sind, stellt sich häufig ein gewaltiger Energie-Schwung ein, der nicht nur die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit in die Höhe schnellen lässt, sondern auch den Gute-Laune-Pegel. Eine Heilfasten-Kur bringt uns nicht selten dazu, ein wenig innezuhalten und Abstand zu nehmen von der Hektik des Alltags. So können sich plötzlich lange angestaute Denkblockaden lösen oder ganz neue Ideen in den Kopf schießen.

Auch wenn diese positiven Effekte durch diversen Studien belegt werden konnten, sollte man nicht einfach so drauflos fasten. Auch wenn gesunde Menschen in der Regel zu Hause problemlos Fasten können, gibt es doch das ein oder andere, was man davor, währenddessen und danach beachten sollte.

Kunstwerk von Daniel Spoerri

Falls ihr nun neugierig geworden seid und euch selbst von der Kraft des Fasten überzeugen wollt – worauf wartet ihr?

SHOP

SALTOS AUF DEN RUINEN VON KABUL

conflictfood_kabulparkourboys_7_k

Ein Kontrastprogramm zur Tristesse des Krieges

In Kabul bewegt sich etwas: Eine Gruppe Jugendlicher weigert sich, Arbeitslosigkeit und eine aussichtslose Zukunft zu akzeptieren. Die Kabul Parkour Boys sind afghanische Pioniere der Sportart Parkour und haben sich die Ruinen des ehemaligen Parlamentspalastes zum Spielplatz gemacht. Als Kabuls kleine Sensation sind sie sogar schon im nationalen Fernsehen aufgetreten. Während unserer Afghanistan-Reise haben wir einen beeindruckenden Tag mit den Bewegungs- und Überlebenskünstlern verbracht.

Beim Parkour werden urbane Hindernisse durch akrobatische Bewegungen überwunden, um möglichst schnell und kreativ von A nach B zu kommen. Mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit wirbeln die Jungs in ihren bunten Sweatshirts durch die verlassenen Gebäude, springen die bröckelnden Wände hoch und schlagen Saltos – ein Kontrastprogramm zu wirtschaftlicher Stagnation, Hoffnungslosigkeit und Tristesse des Krieges.

Seit fünf Jahren trainieren die Gruppe der Jungs in unterschiedlichen Ecken der Hauptstadt. Am liebsten treffen sie sich aber in den Ruinen des Darul Aman Palastes. Der Prunkpalast wurde in den 1920er Jahren von König Amanullah errichtet und sollte ursprünglich das Parlament beherbergen. Aber der Aufstieg der Gegner der Monarchie vereitelte Amanullahs Modernisierungspläne. 1969 wurde das Gebäude durch einen Brand schwer zerstört und danach nie wieder in Betrieb genommen. Der Name des Palastes bedeutet so viel wie ‚Wohnsitz der Hoffnung’ – das Motto der Parkour Boys.

Aufwachsen in Perspektivlosigkeit

Afghanistan hat – gemessen an westlichen Standards – mit den klassischen Problemen der weltweit am wenigsten entwickelten Länder zu kämpfen: Eine chronisch schwache Wirtschaft, ein schnelles Bevölkerungswachstum und ein mangelhaftes Sozialsystem. Für viele junge Afghanen sieht die Zukunft alles andere als rosig aus. Zwei Drittel der Bevölkerung sind unter 25 Jahren alt, fast acht von zehn Jugendlichen nennen Arbeitslosigkeit als eine ihrer größten Sorgen. Dass diese Perspektivlosigkeit dramatische Folgen haben kann, zeigt ein Bericht der afghanischen Regierung und der UN: Nirgendwo auf der Welt blühen so viele Mohnfelder, nirgendwo sind so viele junge Menschen von den national produzierten Drogen abhängig.

Mobilität als Überlebensstrategie

Mobilität und Bewegung sind seit Jahrzehnten afghanische Überlebensstrategien, um vor den Zerstörungen des Krieges und der daraus resultierenden Unsicherheit zu entkommen. In einer Umfrage der TV-Sender ARD, BBC und ABC gab die Hälfte der Bevölkerung an, dass sie sich bereits während der Stationierung von internationalen Truppen nicht ausreichend vor den Taliban geschützt fühlten. Nach dem schrittweisen Abzug der internationalen Truppen seit 2011 hat sich laut United Nations Assistance Mission in Afghanistan die Sicherheitslage im Land noch verschärft. Auch deshalb stoppten ausländische Investoren und Handelsunternehmen ihre Kooperation mit afghanischen Unternehmen, international gespeiste Geldquellen versiegten und die Arbeitslosigkeit stieg drastisch an.

Anders als im von westlichen Medien verbreiteten Szenario der drohenden Flüchtlingswellen gen Europa, entspricht die afghanische Bevölkerungsbewegung größtenteils einer Binnenmigration. Denn den höchsten Zustrom erfahren die afghanischen Städte selbst. 30 Prozent der afghanischen Bevölkerung leben derzeit in Städten. Obwohl die Lage der jungen – insbesondere weiblichen – Bevölkerung in ländlichen Regionen am aussichtslosesten ist, erhöht sich auch in den urbanen Zentren die Konkurrenz um rare Arbeitsplätze. Die Lebensbedingungen verschärfen sich. Jamil, der Gründer der Kabul Parkour Boys erzählte uns: „Die Hälfte von uns ist arbeitslos, studiert oder geht noch zur Schule. Unsere finanzielle Situation ist extrem schlecht“. Was die Zukunft bringt? Das weiß keiner von ihnen.

Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht

Trotzdem wollen sie der Welt zeigen, dass es hier in Kabul auch etwas anderes gibt als Terror, Krieg und Drogenhandel, so wie es sonst täglich in den Medien vermittelt wird. Mit ihrer Akrobatik wollen die Boys sich und die Welt bewegen. Jamil: „Jeden Tag trainieren wir hart in diesem gefährlichen Umfeld. Wir wollen jungen Afghanen die Möglichkeit bieten Sport zu machen, ohne ständig zu fürchten, das Opfer von Anschlägen zu werden. Parkour ist unser Leben. Wir wollen die Jugend hier inspirieren, ihre eigene Zukunft in die Hand zu nehmen.“

Bis dahin hatte die Gruppe noch keinen Sponsor. Deshalb war und ist es ein wichtiges Ziel, Spenden zu sammeln, um Equipment zu kaufen und unabhängig von widrigen Wetterverhältnissen in einer Sporthalle trainieren zu können. Dann können in Zukunft auch Parkour Girls mitmachen. Den Auftakt der Spendenreihe Make Saltos Not War machte das Benefiz-Dinner „Make Saltos Not War“ im Berliner „To Beef Or Not To Beef“ am 5. Februar 2017. Den Reinerlös wurde den Kabul Parkour Boys in Afghanistan von Conflictfood im November 2017 übergeben.

SHOP

KURIOSE FAKTEN ÜBER AFGHANISTAN – TEIL 2

Conflictfood_flag_afghanistan_car

Kultur, Kohle und Kommunikation

Conflictfood möchte eine andere Perspektive auf Krisenregionen jenseits des dominanten Krisenimages bieten. In unserer Reihe Kuriose Fakten versorgen wir euch mit spannenden, amüsanten und skurrilen Infos aus allen Lebensbereichen unserer Partnerländer. Teil 1 gibt es hier zu lesen.

In Teil 2 geht es nun um Kultur, Kohle und Kommunikation. Neugierig? Dann unbedingt weiterlesen!

Die Heimat des Poetry Slams

Dichtungen und Gedichte spielen eine ganz wichtige Rolle in der afghanischen Kultur. Seit über Tausend Jahren erzählen Afghanen ihre außergewöhnlichen Geschichten in poetischen Versen.

In Herat kommen seit Jahrzehnten jeden Donnerstag alle zusammen – Männer, Frauen und Kinder – um bis spät in die Nacht hinein alte und moderne Gedichte auszutauschen, um gemeinsam den traditionellen Klängen der Herati Musik zu lauschen und dabei süßen Tee und köstliches Gebäck zu naschen. Das ist Poetry Slam at it’s best!

Afghan*innen oder Afghanis?!

In Afghanistan lebt eine Vielzahl von ethnischen Gruppen – aber wie bezeichnet man sie alle gemeinsam? Vorsicht! Bitte nicht als Afghanis, denn das ist die afghanische Währung! 100 Afghanis sind umgerechnet etwa 1,40 Euro – damit kann man eine Hand voll feinster Mandeln kaufen.

Achja, und außerdem gibt es dort keine Cents, die kleinste Geldeinheit nennt man Puls. In Bezug auf die aktuelle desaströse wirtschaftliche Lage vieler Menschen in Afghanistan erscheint diese sprachliche Bezeichnung des kleinen Geldes zutreffend – viele Menschen leben leider am „Puls der Zeit“.

Ständig am Handy...

Schätzungen zufolge besitzen 90 Prozent der Bevölkerung ein Handy, gleichzeitig ist der Anteil der afghanischen Bevölkerung mit einem regelmäßigen Zugang zu Elektrizität einer der niedrigsten der Welt!

Sogar die Taliban nutzen Skype via Handy. Wie überall auf der Welt verändern auch in Afghanistan mobile Netzwerke die Alltagskultur. Handys haben einen Statussymbol-Charakter – wenn man genügend Geld hat, kann man sich eine besondere Rufnummer zuteilen lassen – zum Beispiel mit den Buchstaben des eigenen Namens oder einer persönlichen Glückszahl. Conflictsfood’s Nummer wäre dann die: 73223, P-E-A-C-E!

Ihr wollt mehr? Hier geht es zu Kuriose Fakten – Teil 1!

SHOP

MOMENTAUFNAHMEN VON HOFFNUNG UND REALITÄT

conflictfood_rada-akbar_01

Sie schafft es die Lebensfreude und Hoffnung Afghanistans einzufangen – trotz dunklen Alltags und täglicher Gewalt

Rada Akbar ist eine außergewöhnliche Frau. Sie sucht einen Weg sich auszudrücken, eine Geschichte zu erzählen und die Hoffnung eines Landes widerzuspiegeln.

Bis zum Jahr 2001 ist kaum Fotokunst aus Afghanistan aufzufinden. Der Ausdruck von Identität, Kultur und Geschichte mittels der Fotografie war zu Zeiten der Taliban verboten. Freier Journalismus und Fotografie sind nun eine neue und frische Bewegung Afghanistans, die begonnen hat die Geschichte seines Landes zu erzählen. Während unsere Medien nach berichtenswerten Ereignissen selektieren, bleibt ein großer Teil des Landes, wie seine Kultur, das Leben und die Herzlichkeit, der restlichen Welt verborgen. Mit ihren Bildern erzählt sie ihre Geschichte und die eines Landes.

“Ich fotografiere keine Motive. Ich fotografiere das Gefühl, das sie mir vermitteln.”

Rada Akbar ist in Afghanistan geboren. Nachdem sie zunächst eine Karriere als malende Künstlerin begann, widmete sie sich schnell ihrem derzeitigen Lebenswerk: Das alltägliche Leben der Menschen in Afghanistan mit der Kamera zu dokumentieren. Immer auf der Suche nach neuen Wegen mit denen sie den Menschen ihre Gefühle vermitteln kann, begann sie die Realität vieler Afghanen darzustellen. Doch es geht nicht nur um Kunst, es geht darum jeden die Seele der einzelnen Bilder fühlen zu lassen.

Sie schafft es die Lebenslust der Menschen in Afghanistan festzuhalten und eine faszinierende Welt, voller Freude und Farben einzufangen und gleichzeitig die dunkle, politische Situation und die herrschende Gewalt zu thematisieren. Rada Akbar nutzt die Fotografie als ein Medium um auf die Situation in Afghanistan aufmerksam zu machen und zu bekämpfen. Als Frau eigenständig in Afghanistan zu arbeiten ist nicht leicht und mit vielen Anfeindungen und Herausforderungen verbunden. Während die Taliban in Afghanistan vorherrschten, waren die Rechte der Frauen stark eingeschränkt. Die Möglichkeiten Universitäten oder Schulen besuchen und Berufe auszuüben wurden stark erschwert. Genau wegen dieser extremen Prägung der vergangen Jahre will Rada Akbar der Gesellschaft und vor allem den afghanischen Frauen zeigen, dass es auch für sie möglich ist ihre Berufung auszuleben. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für ihr Land treibt sie weiter an – egal wie verflochten die Situation zum derzeitigen Zeitpunkt auch sein mag.

Kunst, die Gutes tut

Rada Akbars Bilder werden national und international ausgestellt. Eine Selektion ihrer schönsten Arbeiten, einschließlich aller Bilder in unserem Blogbeitrag, kannst du bei Photocircle als Wandbilder kaufen! Ähnlich wie Conflictfood, stellt auch Photocircle hohe soziale Ansprüche an sich. Das weltweit einzigartige Konzept von Photocircle ist es, den Menschen, die auf den wunderbaren Motiven zu sehen sind, etwas zurückzugeben. Mit jedem Kauf fließen bis zu 50% des Gesamtpreises in ein Bildungs- oder Entwicklungsprojekt in der Region, in der das Bild entstanden ist.  So schaffen wir es hochwertige Kunst zu genießen und gleichzeitig einen Beitrag zu leisten!

Rada Akbar wurde 1988 in Afghanistan geboren. Sie ist Fotografin und dokumentiert das alltägliche Leben in Afghanistan. Sie produzierte bereits zwei Dokumentarfilme um auf das Leben und die Herausforderungen afghanischer Frauen aufmerksam zu machen. Der Film „Shattered Hopes“ wurde im Jahr 2009 sogar für das Panorama Hindukusch-Filmfestival in Köln ausgewählt. 

SHOP

POLITK UND LANDWIRTSCHAFT IN PALÄSTINA – TEIL 1

Ein Beitrag unserer Gastautorin Fini Hennig

Wenn die Rede auf die Küche des Nahen Ostens kommt, dann denken die meisten bestimmt zuerst an Hummus und Falafel, das man auch hier bei uns an jeder Straßenecke kaufen kann. Die nahöstliche Küche hat aber natürlich noch viel mehr zu bieten. Conflictfood hat sich daher im Sommer nach Palästina aufgemacht, um noch andere Köstlichkeiten der Region zu entdecken. Aber warum ausgerechnet Palästina?

Der Konflikt zwischen Israel und Palästina schwelt schon seit langer Zeiten, und es scheint momentan auch keine Lösung dafür in Sicht zu sein. Darunter leiden vor allem die Palästinenser und Palästinenserinnen, die bedingt durch die israelische Besatzung mit sehr schwierigen Bedingungen zu kämpfen haben, welche die Menschen oftmals in Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit zurück lässt. Die Besatzung prägt nicht nur das politische Leben und den Alltag der palästinensischen Bevölkerung, sondern hat auch tief greifende Folgen für die palästinensische Ökonomie und darunter nicht zuletzt auch für die Landwirtschaft. Für eine Gesellschaft, die über Jahrhunderte hinweg agrarisch geprägt war und einen Großteil ihres Selbstverständnisses aus der Kultivierung und dem Erhalt von Grund und Boden gegründet hat, ist das nicht nur ein Angriff auf ihre materiellen Existenzgrundlagen, sondern auch auf ihre Identität. Aus diesem Grund möchte Conflictfood palästinensische Kleinbauern unterstützen und mit neuen Vertriebswegen Perspektiven der Existenzsicherung für sie eröffnen. 

Hier geht es zu Teil 2

Teil 1 - Die wichtigsten Konfliktlinien des Konfliktes zwischen Israel und Palästina

Wenn Conflictfood von Palästina spricht, bezieht es sich auf das Westjordanland bzw. die Westbank und auf den Gazastreifen, die gemäß der Oslo-Verträge einmal den Staat Palästina ausmachen sollten. Beide Gebiete einschließlich Jerusalem hat Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 erobert, wie auch den Sinai im Süden und die Golan-Höhen im Norden. Der Sinai wurde 1982 an Ägypten zurückgegeben, während der Status der an Syrien und den Libanon angrenzenden Golan-Höhen weiterhin ungeklärt ist. Ein Teil bleibt von Israel annektiert, der andere steht unter UN-Verwaltung. Aus dem Gaza-Streifen hat sich das israelische Militär 2005 komplett zurückgezogen und die jüdischen Siedlungen dort wurden aufgelöst. Aufgrund immer wieder aufflammender militärischer Auseinandersetzungen zwischen der im Gaza-Streifen herrschenden islamistischen Hamas und Israel bleibt er dennoch komplett abgeriegelt. Die für Juden, Muslime und Christen gleichermaßen heilige Stadt Jerusalem hat nach wie vor einen Sonderstatus, fungiert aber de facto bereits als Hauptstadt Israels. Das Westjordanland sowie das von den Palästinensern beanspruchte Ost-Jerusalem stehen aber bereits seit fast 50 Jahren unter israelischer Besatzung, was für die Landwirtschaft dort verheerend ist.

Dieser Blogbeitrag geht vor allem auf die Situation der Bauern und Bäuerinnen in der Westbank ein, da die Situation im Gaza-Streifen bedingt durch die politische Spaltung der palästinensischen Führung und die totale israelische Blockade einen eigenen Blogpost erforderlich machen würde. Die Blockade hat außerdem zur Folge, dass Conflictfood derzeit auch nur in der Westbank aktiv sein kann.

Bereits der UN-Teilungsplan von 1947 sah die Schaffung zweier separater Staaten für Juden und Araber auf dem britischen Mandatsgebiet Palästina vor, dieser wurde allerdings von arabischer Seite nicht akzeptiert. Nach Ablauf des britischen Mandats im Mai 1948 rief Ben Gurion den Staat Israel aus, woraufhin die umliegenden arabischen Staaten Israel den Krieg erklärten. Im ersten israelisch-arabischen Krieg gelang es Israel, weitere Gebiete zu erobern, die eigentlich Teil des arabischen Palästina sein sollten. Der Krieg wurde 1949 beendet und mit dem Waffenstillstand wurde die so genannte „Grüne Linie“ eingerichtet, die im Rahmen der im Oslo-Prozess von 1993 und 1995 vereinbarten Zwei-Staaten-Lösung den künftigen Staat Palästina ausmachen sollte. Die Grüne Linie markiert nunmehr die Grenze zwischen Israel und dem Gaza-Streifen, sowie dem besetzten Westjordanland – eine Grenze, die für Israelis kaum, für die Palästinenser jedoch sehr präsent ist.

Flüchtlinge

Für die Palästinenser ist die Geschichte seit der Staatsgründung Israels eine Geschichte von Landnahme und Vertreibung. Schon die Kriege von 1947-49 und 1967 hatten ca. eine Million palästinensische Flüchtlinge und Vertriebene hervorgebracht, die größtenteils in Flüchtlingscamps in der Westbank verblieben oder von den umliegenden Nachbarstaaten aufgenommen worden waren. Das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge ist ein Punkt, an dem bisherige Friedensverhandlungen immer wieder gescheitert sind. Die Palästinenser plädieren für ein uneingeschränktes Rückkehrrecht aller Geflüchteten und ihrer Nachfahren in ihre ursprünglichen Herkunftsorte, auch die in Israel. Israel wiederum fürchtet bei dieser Lösung um die jüdische Bevölkerungsmehrheit, da dies dem Grundgedanken des Zionismus, einen jüdischen Staat zu errichten, zuwiderläuft.

Siedlungen

Einer weiterer strittiger Punkt einer Friedenslösung ist der Verbleib bzw. die Auflösung jüdischer Siedlungen im Westjordanland. Nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 wurde entgegen völkerrechtlicher Beschlüsse der Bau jüdischer Siedlungen durch die israelischen Regierungen konstant vorangetrieben. Heute leben ca. 550.000 Menschen in den Siedlungen der Westbank und in Ost-Jerusalem. Bei den Bewohnern handelt sich längst nicht mehr nur um die Mitglieder der Siedlerbewegung, die das Land als gottgegeben und damit als rechtmäßiges Eigentum der Juden betrachtet. Inzwischen ziehen auch relativ unpolitische Israelis dort hin, da die Grundstückspreise mit Subventionen gefördert werden und sehr niedrig sind.

Über die Jahrzehnte sind ganze Siedlungsblöcke mit bis zu 40.000 Einwohnern entstanden, die über die gesamte Infrastruktur einer Stadt mit allen notwendigen Einrichtungen verfügen. Strategisch günstig auf Hügelkuppen wie Trutzburgen angeordnet stehen sie oftmals nicht weit entfernt von palästinensischen Städten und Dörfern, die sie weithin sichtbar überragen. Derzeit gibt es in der Westbank ca. 125 offiziell genehmigte Siedlungen, hinzu kommen außerdem an die 100 inoffizielle, aber von der israelischen Regierung geduldete Außenposten, die zunächst oftmals nur aus einer Ansammlung von Wohnmobilen bestehen, dann aber sukzessive in befestigte Wohnanlagen umgewandelt werden. Die offiziellen Siedlungen verfügen nicht nur über eine hervorragende Infrastruktur, sondern auch über eigene Straßen, die diese mit Israel und auch untereinander verbindet. So ist ein paralleles Verkehrswegenetz entstanden, das von den Palästinensern nicht benutzt werden darf.

Hinzu kommen 27 befestigte Checkpoints und jederzeit mögliche mobile Checkpoints, welche die Bewegungsfreiheit der Palästinenser erheblich einschränken. All das trägt weiter zur Fragmentierung der Westbank und dem Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen bei.

© http://visualizingpalestine.org/

Area A, B, C

Der Oslo-Prozess sollte die Errichtung des palästinensischen Staates und damit einher gehend den stufenweise Rückzug der israelischen Armee aus den besetzten Gebieten einleiten. Da gerade auch für die Westbank umstritten war, welche Gebiete tatsächlich zu Israel und welche zu Palästina gehören sollten, wurde sie unterteilt in Verwaltungsgebiete, in denen Israel unterschiedlich viel Einflussnahme hat und aus denen es sich dann sukzessive zurückziehen sollte. Und diese Verwaltungsgebiete bestehen noch heute, lange nach dem Scheitern der Friedensverhandlungen, ebenso wie die Besatzung weiterhin besteht und eine Zwei-Staaten-Lösung immer unwahrscheinlicher wird. Die Aufteilung hat erheblichem Einfluss auf die palästinensische Wirtschaft , insbesondere auch den Agrarsektor.

Lediglich 18% der Gesamtfläche der Westbank unterstehen der vollständigen Kontrolle der palästinensischen Autonomiebehörde (PA), darunter vor allem die großen Städte. Das ist die so genannte Area A., in der kaum Landwirtschaft betrieben wird. Die Area B umfasst die Dörfer und ländlichen Regionen um diese Städte. Sie unterstehen palästinensischer Zivilverwaltung, werden sicherheitspolitisch aber von Israel kontrolliert und machen etwa 22% der Gesamtfläche aus. Area C schließlich, die 60% der Fläche einnimmt, untersteht vollständig der israelischen Sicherheitskontrolle. Darüber hinaus kontrolliert Israel dort sowohl sämtliche territorialen Angelegenheiten als auch die komplette Infrastruktur. Die Area C umfasst vor allem die Regionen, in denen Landwirtschaft betrieben wird, sowie den Großteil der jüdischen Siedlungen. Palästinenser können in Area C weder bauen noch in die Infrastruktur eingreifen, und ihr Land kann jederzeit durch den israelischen Staat enteignet werden. Israel beruft sich dabei auf ein osmanisches Gesetz von 1858, das besagt, dass Land vom Staat enteignet werden kann, wenn es länger nicht genutzt wird. Vorher allerdings werden die Besitzer aber durch Zutrittsverbote von ihrem Land fern gehalten.

© http://visualizingpalestine.org/

Die Mauer

Erschwert wird die Situation durch den Bau der Sperrmauer, die seit 2002 im Zuge des Scheiterns der Friedenslösung und der zweiten Intifada sukzessive gebaut wird. Die Mauer orientiert sich zwar an der Grünen Linie, die bereits nach dem ersten israelisch-arabischen Krieg 1948 als Waffenstillstandslinie und mögliche Grenze vereinbart worden war, rückt dabei aber weit in das Westjordanland vor. Während die Grüne Linie nur 320 km lang ist, wird die Mauer eine Gesamtlänge von ca. 700 km haben. An der Grünen Linie liegende jüdische Siedlungen in der Westbank wurden durch den Bau der Mauer de facto Israel einverleibt. 80% der Sperranlage, die streckenweise bis zu 60 Meter breit ist, verläuft auf palästinensischem Gebiet. Nach der Fertigstellung, die für 2020 geplant ist, werden bis zu 15% der Gesamtfläche der Westbank außerhalb der Mauer liegen.

Die Mauer teilt oder umschließt zum Teil auch ganze Städte und Dörfer und trennt damit die Bauern von ihren Feldern. Sie ermöglicht zudem eine noch bessere Kontrolle über den Import und Export von Waren von und nach Palästina. So machen Checkpoints und mehrmalige Sicherheitsinspektionen auf dem Weg zu den israelischen Häfen den erfolgreichen Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen abhängig vom good will der Besatzungsmacht.

Palästinensische Produzenten zahlen außerdem hohe Steuern auf ihre Exporte, während Israel kostenlos Waren in die besetzten Gebiete einführen kann. Nicht zuletzt dadurch wird der palästinensische Markt mit Gütern aus Israel überschwemmt, deren Preise die Bauern, Lebensmittelhersteller und Handwerksbetriebe in Palästina kaum etwas entgegen setzen können, zumal bedingt durch die schwachen staatlichen Strukturen eine konsistente Politik zur Stärkung der lokale Wirtschaft fehlt. Gelder aus der Entwicklungszusammenarbeit fließen im Agrarsektor vor allem zugunsten einer Ausrichtung auf globale Märkte. Sie tragen damit eher zur Standardisierung und Industrialisierung und zum Verschwinden von lokalen Sorten bei und machen kleine Betriebe konkurrenzunfähig. Durch die Siedlungen, die Fragmentierung des Landes und die Mauer schreitet die Landnahme und die Vertreibung von Palästinensern weiter voran und bedroht die gesamte Landwirtschaft Palästinas, die ca. 13% des BIP ausmacht und von der geschätzt 70-100.000 Familien abhängig sind, in ihrer Existenz.

Wassermangel

Es besteht jedoch noch ein weiteres substantielles Problem in der Westbank, und das ist Wassermangel. Die Wasserversorgung der Westbank und die dazu gehörige Infrastruktur liegen vollständig in den Händen des israelischen Staatsunternehmens Mekorot. Obwohl die in der Westbank vorhandenen Wasserressourcen für alle Bewohner ausreichen würden, werden die palästinensischen Gemeinden besonders in den sehr heißen Sommermonaten nur unzureichend mit Wasser versorgt. Während der israelischen Bevölkerung täglich ca. 300 Liter pro Kopf zur Verfügung stehen, bekommen Palästinenser nur etwa 70 Liter, und selbst das sind 30 Liter weniger als die WHO für den täglichen Mindestbedarf empfiehlt. Man erkennt palästinensische Dörfer daher schon von weitem an den schwarzen Wassertanks auf den Dächern. Dort wird in den Sommermonaten Wasser gespeichert, das die Bewohner per LKW von Mekorot liefern lassen müssen, wenn aus den Leitungen über Tage hinweg gar nichts mehr kommt.

© http://visualizingpalestine.org/
© http://visualizingpalestine.org/

Die mangelhafte Wasserversorgung betrifft natürlich nicht nur die Haushalte, sondern hat auch Folgen für die Landwirtschaft und die Biodiversität. Wenn Felder nicht bewässert werden können, werden viele Obst- und Gemüsesorten, die mit ausreichend Wasser üppig gedeihen würden, gar nicht erst angebaut. Die Folge ist eine Konzentration auf Pflanzen wie Oliven, die mit dem Regen auskommen, der in den Wintermonaten fällt. Diese Konzentration auf Oliven zieht außerdem ein Überangebot und damit einen Preisverfall nach sich, was die ökonomische Misere der Bauern weiter verschlimmert.Hinzu kommt noch, dass von einem Gesamtbestand von ca. 10 Millionen Olivenbäumen ungefähr 800.000 Bäume durch die Armee oder radikale Siedler mutwillig zerstört wurden. Dies ist nicht nur wirtschaftlich verheerend, sondern auch ein Angriff auf das Selbstverständnis palästinensischer Bauern, für die der Anbau und die Pflege des schon seit biblischen Zeiten symbolträchtigen Olivenbaumes identitätsstiftend ist. All diese Faktoren schränken die Möglichkeiten, eine diversifizierte, wirtschaftlich ertragreiche und qualitativ hochwertige Landwirtschaft zu betreiben, erheblich ein.

Fini Hennig ist Ethnologin mit Spezialisierung auf den Nahen Osten/Nordafrika und macht derzeit ihren zweiten Master im Fach Nachhaltiges Tourismusmanagement an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Sie liebt auch die Küche der Region und beschäftigt sich deshalb in ihrer Abschlussarbeit mit palästinensischem Essen und dessen Bedeutung für die Konstruktion einer kollektiven palästinensischen Identität in Palästina und der Diaspora.

SHOP

“EIN ORT, DEN ES NICHT GEBEN SOLLTE”

Conflictfood_Interview_Calais_Ronja_Keifer_02

Gestrandet in Calais

Im Halbstundentakt bringt „Le Shuttle“ seine Fahrgäste durch den Eurotunnel vom französischen Calais nach Dover im Vereinigten Königreich. Ungefähr 50 Euro kostet die Fahrt für jeden, der den richtigen Reisepass besitzt. Für ca. 10.000 Männer, Frauen und Kinder bleibt die Fahrt in das nur 50 Kilometer entfernte Wunschziel ein weit entfernter Traum. Seit Monaten sammeln sie sich am Stadtrand von Calais, auf einem ehemaligen Industriegelände und leben unter unzumutbaren Bedingungen in Zelten oder Containern.

Ronja Keifer hat bis vor zwei Wochen für viele Monate in Calais gelebt und als eine von vielen Freiwilligen im Camp gearbeitet. Heute wird der „Dschungel“, wie das Camp auch genannt wird- geräumt. Conflictfood traf sich zu diesem Anlass in Berlin mit Ronja zum Interview.

Was war der Grund für dich, nach Calais zu gehen?

Letztes Jahr im Sommer habe ich in den Medien erste Bilder vom Camp gesehen und bald eine gewisse Unruhe in mir gespürt. Als ich über die Gruppe L´Auberge des Migrants erfuhr, dass Freiwillige dringend gesucht wurden, fiel meine Entscheidung schnell. Ich fuhr einfach hin.

Was hast du in Calais vorgefunden?

Das Camp an diesem Ort gibt es seit April 2015. Als ich ankam, lebten im Camp etwa 3.000 Geflüchtete in improvisierten Behausungen und Menschen kamen mit Sach- und Kleiderspenden an, aber alles war sehr unsortiert und chaotisch. Bald formten sich Strukturen ähnlich wie in einem kleinen Dorf: improvisierte Moscheen, Kirchen, Schulen, Frauentreffpunkte, Handy-Ladestationen und dergleichen. Was fehlte, waren ausreichend Toiletten. Gemeinsam mit den Geflüchteten und Freiwilligen wurden Sachspenden gesammelt, sortiert und verteilt. Gemeinsam mit der Refugee Community Kitchen habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die tägliche Versorgung mit warmen Mahlzeiten zu gewährleisten.

Wie sah der tägliche Alltag für dich in der Refugee Community Kitchen aus? 

Morgens gegen acht beginnt die Arbeit in der Küche, durchschnittlich 120 Kilo Reis müssen erst gewaschen und dann gekocht werden, je nach Verfügbarkeit werden Gemüse und Hülsenfrüchte vorbereitet und zu einer warmen Mahlzeit verkocht. Auch frischer Salat wird täglich zubereitet. Jeden Tag, Montag bis Sonntag, haben wir ungefähr 2500 Portionen ausgeteilt.

Welche Rolle spielt das Essen für die Bewohner*innen?

Eine sehr wichtige! Als „Lebensmittel“ dient es natürlich erst einmal dazu, den Hunger zu stillen, ist darüber hinaus aber auch immer mehr als nur ein einfaches Bedürfnis. Jeder Einzelne hat einen eigenen Geschmack und verbindet etwas Persönliches mit Essen. Mir ist vor allem auch bewusst geworden, dass für viele Menschen eigentlich bedeutender ist, wie gegessen wird, also zum Beispiel in großer Gesellschaft. Das was wird dann eher zur Nebensache, wobei es auch hier viele Unterschiede gibt, etwa, wie scharf ein Essen sein sollte. Im Camp selbst habe ich Essen als etwas sehr Verbindendes und Friedliches erlebt, oftmals saßen Menschen unterschiedlicher Nationen an einem Tisch, Eritreer neben Äthiopiern, Christen neben Moslems. Als das Camp immer weiter gewachsen ist, und irgendwann um die 10.000 Bewohner hatte, habe ich das Essen stärker als Notwendigkeit erlebt. Es gab mehr Druck bei der Verteilung.

Wie ging es den Bewohner*innen im Camp?

Die lange Zeit im Camp ist für jeden zermürbend. Neuankömmlinge kamen mit viel Hoffnung, die Tag für Tag kleiner wurde. Das nagt an der psychischen Verfassung jedes einzelnen. Es gab immer wieder Streitereien. Im Camp gab es lange Zeit keine Polizei, es gab „community leader“-System – das waren meist jene, die gut Englisch sprachen. Aufgrund der hohen Fluktuation gab es aber keinerlei Konstante, alle kommen und gehen.

Wie sah die staatliche Hilfe im Camp aus?

Staatliche Hilfe gab es viel zu wenig. Neben Sanitären Einrichtungen, Wasserstellen und Müllentsorgung gab eine Essensausgabe für ungefähr 2000 Portionen. Zwischendurch wurden Container ergänzt, in denen etwa 2000 Menschen lebten. Im Allgemeinen wurde die Notlage von der Regierung nicht rechtzeitig anerkannt. Ohne die Hilfe der vielen Freiwilligen wäre es wahrscheinlich längst schon zu einer Katastrophe gekommen.

Warum zieht es viele nach ihrem langen Weg durch Europa nach England?
Nicht alle im Camp in Calais wollen nach England, viele haben in Frankreich Asyl beantragt und bisher keinen Platz in einer offiziellen Unterkunft bekommen. Für Sudanesen ist die Chance auf Asyl in England größer, das Verfahren geht viel schneller als etwa in Deutschland oder Frankreich. Viele wollen auch aus familiären Gründen nach England, auch die Sprache ist ein Bonus weil viele Geflüchtete eher Englisch als Deutsch oder Französisch sprechen.
Warum Gelangen Geflüchtete denn auch über den Kanal?

Manche ja, es gibt mafiöse Strukturen, die halsbrecherische Methoden anbieten. Bis zu 5.000 Euro werden für den Schmuggel verlangt. Viele versuchen sich in LKWs über die Grenze zu bringen. Für manche enden diese Versuche tödlich.

Hast auch du dich in den Monaten in Calais verändert?

Ja! Die Zeit im Camp hat mich sehr stark geprägt. Das Camp wurde schnell ein Stück weit Heimat und ich habe es wegen der Menschen sehr wertgeschätzt. Verändert hat sich für mich auch die Idee des Teilens. Anfangs hatte ich diesen „Wahn“ zu geben, ohne Ende zu arbeiten. Über die Monate habe ich gelernt, dass zum Geben auch ein Nehmen gehört – so wird es zur Chance für beide. Also habe ich begonnen, Einladungen zum Tee, zum Essen oder einfach zum Gespräch dankend anzunehmen.

Gerade wird das Camp von der Polizei geräumt. Wie geht es dir damit? 

Ich habe dabei gemischte Gefühle. Einerseits denke ich mir: Endlich tut sich was, denn so ging es nicht mehr weiter. Dieser Ort sollte nicht existieren! Andererseits habe ich Sorge um die einzelnen Menschen und ihre Schicksale. Ich hoffe auf eine friedliche Räumung und dass jeder eine sichere Heimat findet.

Danke an Ronja für das Interview!

SHOP

CONFLICTFOOD & SLOW FOOD

Slow Food statt Fast Food

Essen ist Genuss – geschmacklich und verantwortungsbewusst. Darum sucht Conflictfood kulinarische Spezialitäten in Konfliktregionen mit dem Ziel die Strukturen vor Ort zu stärken.

Der Aufbau solcher Handelsbeziehungen ist keine Aufgabe, die man von heute auf morgen erledigt. Sie erfordert Fingerspitzengefühl und ist ’slow‘! Slow Food, eine Organisation die vor 30 Jahren als Gegenbewegung zum Fastfood gegründet wurde hat es sich zur Aufgabe gemacht, unsere wertvolle Kultur des Essens und Trinkens am Leben zu erhalten. Der Maßstab von Slow Food ist: Gut, sauber und fair! Geschmacklich einwandfrei und nachhaltig erzeugt mit einer fairen Entlohnung für die getane Arbeit. Die Lebensmittel sollen so produziert werden, dass weder Mensch, Natur noch Tier dabei zu schaden kommen und das passiert nicht im Geschwindigkeitsrausch. Genau dafür steht die Weinbergschnecke, das Logo von Slowfood: Qualität braucht Zeit. Dazu gehört nun mal auch eine nachhaltige und umweltfreundliche Lebensmittelproduktion, die auch unsere biologische Artenvielfalt schützen soll.

Deswegen haben die Slow Food-Genießer vor 10 Jahren ein weiteres Projekt ins Leben gerufen: Die Arche des Geschmacks. Diese schützt weltweit über 3.000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden, die unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen am Markt nicht bestehen oder „aus der Mode“ gekommen sind. Mit dem Wissen, dass biologische Vielfalt regionale Wurzeln besitzt, bewahrt die „Arche des Geschmacks“ das kulinarische Erbe der Regionen. Schwerpunkt der Arbeit ist das aktive Sammeln, Beschreiben, Katalogisieren und Bekanntmachen der Passagiere. Das Motto lautet: Essen, was man retten will! Denn: Was nicht gegessen wird, wird nicht nachgefragt, kann also nicht verkauft werden und wird deshalb nicht hergestellt. Die „Arche des Geschmacks“ ist ein eingetragenes Warenzeichen von Slow Food International. Das Projekt wurde 1996 ins Leben gerufen, in Deutschland gibt es zur Zeit 58 Arche-Passagiere.

Die Biodiversität Palästinas

Auf dem diesjährigen Festival Stadt Land Food haben wir von Conflictfood uns mit Slow Food Berlin zusammengetan und die kulinarische Vielfalt Palästinas verkostet. Unsere vielfältige Ernährung ist eng verbunden mit unserer kulturellen Identität. Was nicht nachgefragt wird, wird nicht produziert und ein großer Teil unseres Kulturguts geht verloren. Identität spielt für das Leben und Überleben der Palästinenser*innen eine wichtige Rolle. Auch in der palästinensischen Küche sind zahlreiche identitätsstiftende und traditionelle Kulturgüter zu finden: Beispielsweise Akkoub und Loof. Beide Pflanzen gelten als Delikatessen – wenn man weiß, wie man sie richtig zubereitet. Akkoub ist eine Wildpflanze, die in Berglandschaften zu finden ist. Seine Vorbereitung wurde sogar einst als Ritual gefeiert. Ebenso wie Loof! Die Zubereitung von Loof ist besonders schwierig, da die Pflanze roh giftig ist und schnell einen starken bitteren Geschmack hervorrufen kann. Wegen dieser Schwierigkeiten sind beide Pflanzen in Gefahr aus der kulinarischen Welt zu verschwinden.

Akkoub
Freekeh

Ein Passagier, der ebenfalls einen Ehrenplatz auf der Arche einnimmt, ist Freekeh. Freekeh ist ein grün geernteter und über Flammen gerösteter Weizen mit jahrtausendalter Tradition. Das Wort Freekeh kommt aus dem Arabischen und bedeutet „reiben“. Denn die Geschichte besagt, dass Freekeh durch einen Zufall entdeckt wurde. Bei einem Angriff auf ein Dorf wurden junge Weizenfelder in Brand gesetzt. Die Dorfbewohner*innen versuchten verzweifelt ihre Ernte zu retten indem sie den verbrannten Teil abrieben. Heraus kam ein gerösteter, köstlicher Kern! Und somit erhielt das Weizen seinen Namen. Es gilt als Spezialität in vielen arabischen Ländern, insbesondere in Palästina und viele traditionelle Gerichte werden mit dem Weizen kombiniert. Denn es ist ein natürlicher Gesundheits-Booster, eine Proteinquelle und reich an Ballaststoffen. Es ist die ideale Ergänzung für Sportler*innen und sogar sehr gut für Diabetiker*innen geeignet! Und das Wichtigste: Es ist super lecker.

In Syrien, Palästina uns Jordanien steht das besondere Korn schon seit vier Jahrtausenden auf dem Speiseplan. In Europa ist es noch weitgehend unbekannt. Im Norden der Westbank, der Kornkammer Palästinas, hat Conflictfood eine Gruppe von Bio-Bauern getroffen, die Freekeh nach alter Tradition anbauen und ernten. Diesen Bauern möchten wir neue Absatzmärkte eröffnen und ihnen durch direkten und gerechten Handel eine stabile wirtschaftliche Perspektive bieten.

Get Freekeh!

Unser Konsum hat Auswirkungen auf andere Menschen auf der Welt. Wir möchten gemeinsam mit dir neue Wege gehen und zeigen, dass soziale Verantwortung und Handel betreiben, sich nicht ausschließen, sondern zusammengehören. Conflictfood ist deine Alternative. Wie begegnen unseren Partner*innen respektvoll und auf Augenhöhe.

Lasst uns gemeinsam mit der Arche des Geschmacks das Kulturgut Freekeh vor der Vergessenheit bewahren und gleichzeitig die Bauern aus der Westbank unterstützen. Damit wir unser Essen in vollen Zügen genießen können: Geschmacklich und verantwortungsbewusst.

SHOP

KURIOSE FAKTEN ÜBER AFGHANISTAN – TEIL 1

Conflictfood_ethnies

Sport, Diversität und Bling Bling

Conflictfood möchte eine andere Perspektive auf Krisenregionen jenseits des dominanten Krisenimages bieten. In unserer Reihe Kuriose Fakten versorgen wir euch mit spannenden, amüsanten und skurrilen Infos aus allen Lebensbereichen unserer Partnerländer.

Teil 1 kombiniert Sport, Diversität und Bling Bling – schon gespannt? Los geht’s, mit den ersten drei Fakten…

Habt ihr gewusst, dass beim afghanischen Nationalsport eine tote Ziege eine Rolle spielt?

Buz“ ist das Wort für „Ziege“ in Dari. Der Sport Buzkashi meint also wortwörtlich „Ziege ergreifen“.

Der Sport ähnelt einer wilden Form des Rugby, ausgetragen auf dem Rücken von Pferden. Ziel ist es den von Wasser durchtränkten, kopflosen Kadaver einer Ziege von der einen Seite des Spielfeldes zur einem festgelegten Punkt auf der anderen zu bringen.
Vor dem Spiel wird die tote Ziege in Wasser eingeweicht, damit der Körper härter und zäher wird. Dann wird sie in einem Kreidekreis auf dem Boden platziert. Nach dem Startschuss versuchen beide Teams den Kadaver zu ergattern und zu einer Kreidemarkierung auf der anderen Seite des Feldes zu bringen. Gewonnen hat das Team, dass den größten zusammenhängenden Teil der Ziege zuerst dorthin bringt.

Man munkelt, dass sich Buzkashi bei der Invasion von Dschingis Khan 1219-21 entwickelt hat, als die plündernden Mongolen auf ihren Pferden im Galopp durch die afghanischen Gemeinden fegten.

Viele Afghanen würden Buzkashi gerne bei den Olympischen Spielen sehen. Schon einige Male wurde der Sport dem Olympischen Komittee vorgestellt. Aber, obwohl erst kürzlich neue Regeln aufgestellt wurden und Buzkashi von Afghan Airlines und verschiedenen Geschäftsleuten gesponsert wird, sieht es wohl nicht danach aus, dass das Reiterspiel in naher Zukunft in den olympischen Kanon aufgenommen wird.

Fliegende Hufe, scharfe Peitschen, wildes Gerangel und ein Gemenge von großartigen arabischen Pferden – beim knallharten Sport gewinnen nur die rauhesten Reiter.

Ein Staat mit großer ethnischer Vielfalt

In Afghanistan leben vielfältige ethnische Gruppen mit unterschiedlichen linguistischen und religiösen Identitäten. Lange Zeit sorgte die afghanische Topografie dafür, dass Gemeinschaften voneinander isoliert blieben. Dies änderte sich jedoch durch den zunehmenden Verkehr auf der Seidenstraße. So wurde Afghanistan zum Transitland für Händler, die ihre Waren von China in die westliche Welt brachten. Die Straße förderte eine nomadische Entwicklung im Land, wodurch sich Menschen von unterschiedlicher Identität miteinander vermischten. Mit dem Ausbau des Kommunikations- und Straßensystems und der Konsolidierung des Staats verstärkte sich der Kontakt zwischen den Gruppen im Laufe des 20. Jahrhunderts. Trotz der zunehmenden Gewalt und der Stagnation der Entwicklung während des jahrzehntelangen Konfliktes blieben die diversen Ethnien miteinander verbunden.

Paschtunen bilden die größte Stammesgemeinde weltweit und sind auch in Afghanistan die größte ethnische Gruppe. Etwa 40% der afghanischen Bevölkerung sind Paschtunen. Die meisten von ihnen sind Sunniten. Bereits seit dem 18. Jahrhundert sind sie in Afghanistan an der Macht.

Tadjiken sind ebenfalls größtenteils Sunniten, aber sie sprechen Dari. Sie machen 30% der afghanischen Bevölkerung aus. Für eine lange Zeit waren sie die am stärksten urbanisierte Gruppe. Heute leben viele jedoch sehr verstreut in nord und nord-östlichen Gebieten, wie Badakhstan und in der Provinz Herat entlang der Grenze zum Iran.

Hazaras folgen an dritter Stelle (15% der Bevölkerung). Die Mehrheit lebt in Hazarajat, einer Region in den zentralen Hochgebirgen, die sie bis zum Ende des 19 Jahrhunderts autonom regierten. Viele gehören den Schiiten (Zwölferschiiten) an. Sie sprechen Hazaragi, einen Dialekt, der Dari nahesteht und viele türkische und mongolische Ausdrücke verwendet.

Usbeken und Turkmenen bilden 10% der afghanischen Bevölkerung. Sie sind Suniiten und stammen ursprünglich von nomadischen Stämmen aus Zentralasien ab. Ihre Sprache entwickelte sich aus der türkischen Sprachfamilie. Traditionell werden sie mit dem Areal nordwestlich des Hindu Kusch, in der Nähe der Grenze zu Usbekistan und Turkmenistan assoziiert.

Aimaqs bilden mit 5% der Bevölkerung die kleinste Gruppe. Sie sind Sunniten und sprechen Dari, verwenden jedoch viele Begriffe, die dem Türkischen entlehnt sind. Ihre Gemeinden sind hauptsächlich im Westen des Hindu Kusch angesiedelt, östlich von Herat und westlich von Hazarajat.

Farsiwanen leben im Westens Afghanistans, in der Nähe der iranischen Grenze. Sie sprechen einen persischen Dialekt, ähnlich dem Dari und gehören zu den Zwölferschiiten.

Nuristani siedeln in den östlichen afghanischen Gebirgen. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit der Landwirtschaft und Viehzucht. Sie sind Sunniten und sprechen eine sehr alte Sprache, die Elemente aus dem Persischen und Hindi miteinander verbindet. Ihre Heimat sind die isolierten Täler und unwegsames Gelände. Ursprünglich haben Nuristanis eine besondere Kultur basierend auf einer politheistischen Religion, aber Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie von einfallenden Stämmen dazu gezwungen zum Islam zu konvertieren.

Kirgisen sind eine türkisch-sprachige Gruppe. Vor dem Krieg lebten die meisten im Pamir Wakhan Korridor – dem langen dünnen Streifen, der sich von der nordöstlichen Provinz Badakshan bis zur Grenze zu China zieht. Sie züchten Yaks, Ziegen und Kamele. Leider leben nur noch wenige Kirgisen heute in Afghanistan, da viele im Zuge der sowjetischen Besatzung in die Türkei, China und Pakistan flüchten mussten.

Daneben gibt es noch weitere kleinere ethnische Gruppen, wie die Pashayi, Baloch, Pamiris, Brahuis, Mongolen, Qizilbash, Hindus, Kohistani, Gujars und Sikhs.

Lapislazuli - das afghanische Bling Bling als Liebling ägyptischer Pharaonen

Der dunkelblaue Lapislazuli ist einer von Afghanistans einzigartigsten und schönsten Schätzen. Die Pharaonen im alten Ägypten liebten es sich mit Juwelen aus diesem kostbaren Material zu schmücken. Deshalb fanden sie Wege um die Edelstein aus den fernen Minen zu importieren. Man findet den Edelstein im Kalkstein des Kokcha Flusstales in der Badakhshan Provinz im Nordosten des Landes, dort wo die Sar-e-Sang Minen seit mehr als 6000 Jahren arbeiten. Afghanistan war dabei nicht nur für antike ägyptische und mesopotamische Zivilisationen die Quelle des Lapilazulis, sondern auch für die Griechen und Römer. 

Weiterhin verfügt Afghanistan auch über natürliche Ressourcen an Zink, Gold, Kupfer und Eisen, die zumeist im Südosten abgebaut werden. Außerdem wurden kürzlich Erdöl und Gasvorkommen im Norden gefunden, die sich als wichtige Quelle erweisen könnten. Weitere Ressourcen des Landes sind unter anderem Uran, Kohle und Salze.

Ihr wollt mehr? Hier geht es zu Kuriose Fakten – Teil 2!

SHOP

WIR HABEN DEN NEXT ORGANIC STARTUP AWARD GEWONNEN!

Wir sind total happy und freuen uns sehr, den Next Organic Startup Award gewonnen zu haben!

Genuss ist auch politisch und erfordert nachhaltiges Handeln und Denken. Darüber war sich die hochkarätige Jury mit Conflictfood einig und hat uns aus einem ganzen Berg toller Produkte zum besten Handels- und Vermarktungskonzept gekürt.

Die Jury liest interessiert die Conflictfood Broschüre
Eine Fülle an tollen eingereichten Produkten
Die Jury wählt den Next Organic Startup Gewinner

Besucht uns am 22. und 23. Mai auf der Next Organic @STATION Berlin!

Ein herzliches Danke an das Team der Next Organic Berlin und an die Mitglieder der Jury Renate Künast, Simone Blömer von der IHK Berlin, Milena Glimbovski von Original Unverpackt, Anna Theil von startnext, Martina Merz von der | mërz punkt | umweltorientierte designagentur, Werner Landwehr von der GLS Bank, Georg Kaiser von der BIO COMPANY GmbH, Norbert Kunz vom Social Impact Lab Berlin , Hendrik Haase/ wurstsack !

SHOP

WIR SIND CONFLICTFOOD

Conflictfood möchte Frieden kultivieren!

Dazu reisen wir persönlich in Krisen- und Konfliktregionen dieser Welt, um vor Ort die besten, landestypischen Agrarprodukte zu finden und einen direkten Handel mit Kleinbauern zu betreiben. Wir möchten unseren Partnern langfristig eine Perspektive schaffen und lokale Strukturen stärken.

Den Bauern oder kleinen Kooperativen kaufen wir Gewürze, Öle und Trockenfrüchte fair ab und bringen diese nach Berlin. Hier werden die Produkte in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung abgefüllt, in ansprechendem Design verpackt und für den Versand und Verkauf vorbereitet.Informationen über Länder und Konflikte liegen den Produkten in Form eines Booklets bei, Website und Blog dienen als Plattform für weiterreichende Information und Dialog. Über Social-Media laden wir ein zu öffentlichen Diskussionen.

Zusätzlich geht beim Kauf jedes Produktes 1 Euro an eine soziale Einrichtung des Herkunftslandes. Auch diese wird von uns persönlich besucht und der Geldfluss wird transparent dokumentiert.Durch den Kauf jedes Conflictfood Produktes kannst du aktiv dazu beitragen, die Welt ein Stück friedvoller zu gestalten.

Wir über uns

Wir haben Conflictfood 2015 gegründet, mit dem Ziel, eine langfristige, wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Menschen aus Konfliktregionen aufzubauen und ihnen eine friedliche Perspektive zu ermöglichen. Uns liegt am Herzen, eine andere Geschichte von Ländern und Menschen zu erzählen – eine Geschichte voller Vielfalt und Freude.

Wir möchten unseren Beitrag leisten, globale Fluchtursachen an der Wurzel zu bekämpfen. Flüchtlingshilfe in Europa ist richtig und notwendig, aber noch wichtiger ist, dass wir den Menschen in den Konfliktländern eine friedvolle Zukunft ermöglichen, damit sie nicht aus ihrer Heimat fliehen müssen.

Unser internationales Team lebt und arbeitet in Berlin. Jede*r einzelne von uns bringt mit seiner beruflichen Vorgeschichte, seinen Wurzeln und seinem Wissen unterschiedliche Aspekte ein. Uns alle eint ein ausgeprägtes Interesse an politischen Zusammenhängen, globalen Lösungen – aber auch an gesunden Lebensmitteln und Essen als völkerverständigendes und über Nationalgrenzen hinausgehendes Gesellschaftsprinzip.

Salem El-Mogaddedi

Co-Founder, Idea & Communication

Salem kommt aus dem Bereich Mode, Verkauf und Marketing. Als freier Mitarbeiter hat er für NGO’s gearbeitet und war projektbezogen in Afghanistan und in Flüchtlingscamps in Pakistan vor Ort.

Zusätzlich hat er im Zuge eines UNESCO-Kunstprojektes mit zahlreichen Botschaften und diplomatischen Vertretungen in Berlin zusammengearbeitet.

Salem lebt seit fast zehn Jahren in Berlin; und er liebt es, die Stadt zu erkunden und sich jeden Tag aufs Neue überraschen zu lassen. Er geht oft auf Entdeckungstour nach geheimen und verlassenen Orten, aber auch nach neuen Restaurants und Cafés.

Gernot Würtenberger

Co-Founder, Strategy & Business

Gernot hat als Architekt und Stadtplaner in Wien und Berlin gearbeitet. Als ausgebildeter Mediator besitzt er tiefgreifende Kenntnisse im Bereich der Konfliktvermittlung.

Zudem hat er viele Jahre ehrenamtlich im „Weltladen“ gearbeitet, einem Fairtrade-Shop in Österreich.

Gernot fotografiert leidenschaftlich gerne, und wenn die Sonne scheint ist er in seinem Kayak auf der Spree zu finden.

Laura Hellwig

Projektleitung & Editorial

Laura zieht es immer wieder in die Ferne. Das Studium der Internationalen Entwicklung und Kommunikationswissenschaft führte sie nach Wien, Berlin und Perth. Zuvor engagierte sie sich in sozialen Projekten in der Dominikanischen Republik. Ihr Interesse an Friedens- und Konfliktforschung und ihre große Leidenschaft fürs Kulinarische brachten sie zu Conflictfood.

Warum Conflictfood?

Die aktuellen Fluchtursachen und die Menschen die wegen Krieg und Elend nach Europa kommen sind der Auslöser für unser Projekt.Conflictfood möchte einen Beitrag leisten, globale Fluchtursachen an der Wurzel zu bekämpfen. Denn die westliche Welt muss sich selber an der Nase nehmen, ist sie doch mitverantwortlich, dass weite Teile der Welt durch Kriege und Krisen strukturell geschwächt sind.

Unser Ziel ist es diese Regionen zu stärken und durch den Handel unsere/ eine andere Geschichte über das jeweilige Land zu erzählen. Dies sind Länder die in den Medien oftmals zu einseitig oder gar nicht behandelt werden.

Conflictfood möchte eine langfristige, wirtschaftliche Zusammenarbeit aufbauen und eine friedliche Perspektive eröffnen. Mittels Wertschätzung der Menschen, ihrer Arbeit, ihrer Produkte möchten wir eine Begegnung auf Augenhöhe ermöglichen.

Mach mit und unterstütze unsere Idee!

SHOP